Frühe 2:0-Führung, Spitzenreiter, den Zweitliga-Aufstieg vor Augen. Bei Dynamo Dresden hätte es gegen Sandhausen sehr entspannt sein können. Doch stattdessen wurde es beim 2:1-Sieg ungewöhnlich unruhig in einer Ecke des Harbig-Stadions…
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Denn als die Schwarz-Gelben in der zweiten Hälfte nicht voll aufs dritte Tor drängten, sondern den Ball gegen einen überschaubaren Gegner immer wieder über den eigenen Torwart laufen ließen, kam es zu lautstarken Unmutsbekundungen von der Südtribüne und dem angrenzenden Teil der Haupttribüne.
Claudio Kammerknecht (25), der zuvor schon zweimal im Endspurt mit Dynamo den Aufstieg verpasste, war hinterher richtig sauer: „Wir sind auf dem ersten Tabellenplatz und werden ausgepfiffen. Das muss man sich erstmal durch den Kopf gehen lassen, aber wir sind es mittlerweile gewohnt und wissen trotzdem, ruhig zu bleiben.“
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Aus dem Verteidiger brach der pure Trotz heraus: „Wir haben einen Matchplan, einen Trainer mit Ahnung vom Fußball, der uns alles richtig eingibt. Wenn der Gegner uns Mann gegen Mann zustellt, der Rasen immer trockener und stumpfer wird, dann wird es mal nicht so ein schönes Spiel.“
Pfiffe-Zoff bei Dynamo Dresden!
Was man dem Team ankreiden kann, ist, dass es nach dem 2:0-Blitzstart nach acht Minuten zu schnell das Tempo drosselte und sich durch eine Fehlerkette den unnötigen Anschluss (38.) einhandelte.
Claudio Kammerknecht räumte mit vollem Einsatz ab – war hinterher sauer auf manche Fans.
Foto: Olaf Rentsch
Lukas Boeder (28): „Normal sollte es einfacher werden, wurde es vom Kopf aber nicht. Trotzdem bin ich stolz auf die Mannschaft, auch wenn es nicht atemberaubend war.“
Denn dadurch, dass der SV Sandhausen kurioserweise trotz höchster Abstiegsnot bei 1:2-Rückstand gar nicht vorn draufpresste und in die Offensive investierte, ergab sich ein komischer Kick nach der Pause.
„Wieso sollen wir, wenn wir führen und der Gegner nur punktuell anläuft, den Ball hergeben? Wichtig ist, nicht in Konter zu rennen“, meinte Thomas Stamm (42).
Stamm: „Pfiffe motivieren uns noch mehr!“
Der Trainer war ebenfalls zufrieden: „Wenn ich sehe, mit welcher Klarheit wir die zweite Hälfte bestritten und auch Pfiffe weggesteckt haben, weil wir nicht blind aufs dritte Tor gehen, sondern es vorbereiten, dann ist das einfach mehr als clever. Ein Riesenkompliment an die Jungs, wie sie die Ruhe bewahrt haben.“
Dabei nimmt der Schweizer genauso wie seine Spieler den K-Block aus, der auf die Unruhe aus den anderen Stadionteilen hin aufdrehte und die Pfiffe überstimmte. Stamm: „Es war gesamt ein unglaublicher Support und sind immer nur Einzelne, aber das motiviert uns noch mehr. Sie dürfen es auch die nächsten Wochen machen, wir lassen uns davon – anders als vielleicht in der Hinrunde – nicht mehr leiten.“
Der K-Block steht immer hinter Dynamo – dafür bedankte sich das Team.
Foto: Frank Hammerschmidt/dpa
Aber Boeder gibt zu: „Man nimmt die Pfiffe auf jeden Fall wahr und das macht es nicht leicht, das durchzuziehen, was wir für richtig halten. Egal, was die Ränge von uns verlangen, müssen wir dennoch bei uns bleiben.“
Schließlich könnte die hohe Erwartungshaltung der Fans bei Schwächephasen in der 2. Liga auch wieder zum Bumerang werden.
Hauptmann: „Wollten das dritte Tor nicht um jeden Preis!“
Niklas Hauptmann (28): „Ich würde mich lieber auf den K-Block konzentrieren. Das ist Wahnsinn, was die 90 Minuten lang abreißen und hilft uns am allermeisten.“ Der Vize-Kapitän erklärt: „Es war ein schmaler Grat. Wir wollten kontrolliert in die Offensive und das dritte Tor, aber nicht um jeden Preis. Dabei haben wir die Lücken beim Gegner nicht mehr so gefunden.“ Boeder legt nach: „Sandhausen war aber eklig, weil sie nur auf unsere Fehler gewartet haben.“
Ziel war es, die nicht zu machen. Genau das war einigen Fußball-Feinschmeckern auf der Tribüne wohl zu wenig – obwohl die Aufstiegsparty so nah ist…