1945 erschien das erste von insgesamt neun Mumin-Büchern, geschrieben noch ganz unter dem Eindruck des Zweiten Weltkriegs. Die Künstlerin Tove Jansson arbeitete damals als politische Karikaturistin, hatte das Weltgeschehen also unmittelbar vor Augen. Kein Wunder, dass die Welt der Mumins so voller Unruhe, Verlustängste und Ungewissheit ist. Was die deutschen Fans kaum wissen: Tove Jansson war eine der bekanntesten Künstlerinnen Finnlands. Sie hat nicht nur Kinderbücher geschrieben und illustriert, sie war auch hochgeschätzte Malerin und verfasste Romane für Erwachsene.
Tove Jansson: eine queere Ikone?
Jansson wird heute immer mal wieder als Ikone der LGBTQ-Bewegung gefeiert. Tatsächlich lebte sie 50 Jahre lang mit einer Frau zusammen, zu einer Zeit, als Homosexualität in Finnland noch unter Strafe stand. Ikone trifft es trotzdem nicht ganz, meint Paula Vosse: „Sie hat sich nicht als Ikone nach vorne gestellt. Sie hat mal einen Mann, mal eine Frau gedated, und das war auch kein Geheimnis. Sie hat sich nicht versteckt. Sie hat sich aber auch nicht politisch auf die Straße gestellt. Ich denke, das Geheimnis bei dieser fast schon gesellschaftlichen Utopie, die sie uns da vorlebt, ist, dass sie das als das Normalste der Welt einfach anerkannt hat. Sie hat sich eben nicht positioniert als Ikone für eine Gruppe, sondern hat einfach ihr Leben so vorgelebt, wie sie es einfach leben wollte. Und so ist es auch in dem Mumintal und auch in den Mumin-Figuren: Da sind alle frei, und alle dürfen so sein, wie sie möchten.“
Tuschebilder und Muminhaus
Wie die Bücher hat auch die Ausstellung etwas für alle zu bieten: Kinder ab sechs Jahren können ganz analog in die Mumienwelt eintauchen: ein Schiff, Hängematten, Brücken und sogar das Muminhaus wurden nachgebaut und stehen mutigen Kindern offen; um in die Lieblingsrolle zu schlüpfen, liegen Kostüme parat. Echte Muminologen bekommen originale Zeichnungen von Tove Jansson zu sehen, genauso wie frühe Muminfiguren aus den 50er Jahren. Fotografien aus ihrem Leben und ein kleiner Exkurs in das malerische Werk von Tove Jansson runden die Sache ab. Man muss kein Langzeit-Fan sein, um aus dieser Ausstellung etwas fürs Herz mitzunehmen. Auch die Autorin dieses Beitrags ist ganz frisch muminfiziert.
Tove Jansson: „Die Welt der Mumins“. Bis 12. April im Literaturhaus München