Es ist ein kalter Sonntagabend in Berlin, als mit der Entzündung der ersten Kerze am Brandenburger Tor das jüdische Lichterfest Chanukka beginnt. Hunderte Menschen haben sich auf dem Pariser Platz versammelt, um die Zeremonie zu verfolgen. Rund um das Tor sichert die Polizei die Veranstaltung ab, Blaulicht spiegelt sich auf den Pflastersteinen.
Die Feier steht unter dem Eindruck des Anschlags in Australien. Bei einer Chanukka-Veranstaltung am Bondi Beach in Sydney wurden wenige Stunden zuvor 16 Menschen getötet, zahlreiche weitere verletzt.
Für Rabbiner Mendel Brandwine von der Jüdischen Gemeinde Chabad Berlin ist die öffentliche Präsenz in diesem Jahr keine Selbstverständlichkeit. Der aus den USA stammende Rabbiner war zuletzt unter anderem für die mobile Synagoge von Chabad Lubawitsch verantwortlich, mit der das Jüdische Bildungszentrum bundesweit unterwegs ist. „Viele Menschen haben Angst und überlegen genau, ob sie ihre Häuser verlassen“, sagt er. Dass Juden und Nichtjuden dennoch gekommen seien, wertet er als bewusstes Zeichen von Solidarität.