Bielefeld hat keinen Dom wie Osnabrück als Bischofssitz. St.-Jodokus mit dem angrenzenden Kloster in der Altstadt ist die wohl größte Kirche, die sehr schlicht wirkt, aber viel Atmosphäre ausstrahlt. Eingeladen zum Universitäts-Gottesdienst hatten die Katholische Hochschulgemeinde und die Evangelische Studierendengemeinde, vertreten durch die Studierendenpfarrer Lars Hofnagel und Referentin Hanna Hartmann und Studierendenpfarrer Ulrich Melzer; bei der Vorbereitung wurden sie von studentischen Hilfskräften unterstützt.
Lars Hofnagel als „Hausherr“ der Kirche präsentierte den neu gegründeten studentischen Posaunenchor, den trombone choir. Die Lesung, vorgetragen aus dem Evangelium von Hanna Hartmann und da unter den Gästen auch Ausländer waren in englischer Sprache durch Liam Donahue, (23) US-Amerikaner aus Michigan, der als Sprachlehrkraft am Ratsgymnasium in der Leinenweberstadt arbeitet mit einem einjährigen Aufenthaltstitel.
Einige Choräle wie „O komm, o komm Immanuel“ und andere wurden mit Begleitung des noch recht jungen Posaunenchores gesungen. Fanden vormals die Gottesdienst zur Semester-Eröffnung im Audimax statt, so erwies sich hier ein naturwissenschaftlicher Doktorand als beeindruckender Pianst am Uni-Flügel. Jetzt der Posaunenchor neu gegründet, der gerne weitere Musiker aufnehmen würde.
Der neu gegründete Posaunenchor der Uni Bielefeld begleitete den weihnachtlichen Gottesdienst für Studierende und Hochschulangehörige
Foto: Eckhard Grönemeyer
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Die Predigt hielt Junior-Professor Dr. Georg Bucher von der Theologischen Fakultät. Diese ist, was die Zahl der Studierenden anbelangt, über die Jahre geschrumpft. Das Thema des Gottesdienstes war aktuell umschrieben mit „Licht versus Finsternis“ oder für die internationalen Gäste „light vs darkness“. Georg Bucher stellte fest: „Hass lebt von der Finsternis“ und er spannte den Bogen auf den australischen Kontinent, wo jüngst in Sydney am Bondi Beach 15 Menschen den Tod durch einen Terroranschlag fanden. Die Opfer feierten friedlich am Strand das Channukka-Fest, das traditionelle jüdische Lichterfest, das in die christliche Weihnachtszeit fällt. Den Opfern wurde das Licht des Lebens genommen. Ein Nicht-Jude wurde zum Held, weil er trotz eigenem Lebensrisiko einen Täter entwaffnete. Der Redner stellte die Verbindung zur jüdischen Geschichte her bis zur Geburt und dem Tod von Jesus Christus, dem Barmherzigen. Gott sei die Liebe, der die Finsternis vertreibe, wie es im Johannis-Brief beschrieben sei.
Die von den Geistlichen entzündeten „Friedenslichter“ fackelten während der Fürbitte
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Studentenpfarrer Lars Hofnagel ließ dann an alle Gäste im Kirchenraum ein Friedenslicht mit Schraubkappe verteilen. Eine Pfadfindergruppe habe das brennende Licht in einem Sicherheitsbehälter aus Jerusalem bis ins Bistum bringen lassen. Alle Kerzen wurden angezündet und brannten als Windlicht bei der Fürbitte, die Lars Hofnagel vortrug. Die Teilnehmer konnten das Windlicht mit der Kappe als Geschenk mitnehmen.
Im angrenzenden Kloster gab es für alle Gäste im Anschluss Glühwein und andere Getränke, einen Abendimbiss, vorbereitet von den studentischen Hilfskräften. Es gab viele nachdenkliche Gespräche an den Tischen, auch in englischer Sprache. Draußen auf dem Klosterplatz lief derweil das bunte Treiben des Weihnachtsmarktes. Alle Zugänge zu den Fußgängerzonen in der Altstadt waren durch unzählige Megabehälter mit Wasser und zusätzlichen Gittern abgeriegelt, um mögliche Terrorgefahren zu minimieren, verhindern lässt sich jedes Risiko nicht.
Die beiden Studierenden-Pfarrer Hofnagel und Melzer stehen jede Woche donnerstags in der Uni-Haupthalle mit einem Informationsstand. Sie bieten Studierenden Einzelgespräche an, etwa wenn diese persönliche Schicksalsschläge verarbeiten müssen. Der ökumenische Geist zwischen den Geistlichen ist vorbildlich und verbindend. Natürlich ist die Einstellung der Studierenden in ihrer Mehrheit zu den beiden Amtskirchen auf einem Tiefpunkt angelangt. Die Ursachen sind vielfältig für die Entfremdung, besonders die hierarchischen Strukturen der Kirchen. Die Angebote der katholischen und evangelischen Hochschulgemeinde jedenfalls sind vielfältig, auch wenn nur eine Minderheit erreicht wird. Auf dem Campus feiern auch andere Weltreligionen ihre Feste, etwa die Muslime ihr Fastenbrechen. Hier sind es oft mehrere hundert Teilnehmer, die sich zu ihrer Religion bekennen. Einsichten und Einblicke ergeben sich dann, wenn das Geschehen auf dem weitläufigen Campus in seiner Vielfalt betrachtet wird.
Bei Glühwein und Imbiss im Klostersaal hier US-Sprachlehrer Liam Donahue (23) mit internationalen Studierenden.
Foto: Eckhard Grönemeyer
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Weihnachtlicher Gottesdienst für Studierende der Uni Bielefeld in ökumenischer Gemeinschaft
19.12.2025, 00:00 Uhr bis 19.12.2025, 00:00 Uhr
Dieser Text wurde erstellt von:
Eckhard Grönemeyer
Verein für Zeitgeschichte im Wittlager Land