Wer am Donnerstagmittag im Kessel oder im Umland von Stuttgart aus dem Fenster schaute, mochte seinen Augen kaum trauen: Sonne satt und milde Temperaturen. Es fühlte sich eher nach einem verfrühten Frühlingserwachen an als nach Advent. Die dicke Winterjacke bleibt erstmal im Schrank, und fast ließe sich draußen in der Sonne ein Espresso genießen.
Doch man lasse sich von der trügerischen Ruhe nicht täuschen. Während im Südwesten die Sonnenstrahlen blitzen, braut sich weit oben in der Atmosphäre etwas zusammen. Ein alter Bekannter könnte das Ruder in letzter Sekunde noch herumreißen: der Polarwirbel.
Gestörter Polarwirbel vor Weihnachten
Normalerweise schließt ein starker Polarwirbel die Kälte am Nordpol ein. Doch aktuell zeigen die Daten, dass dieser Wirbel massiv schwächelt. Meteorologen beobachten einen sogenannten „gestörten Polarwirbel“. Das klingt technisch, ist aber die einzige Hoffnung für Schnee-Liebhaber, die bei milden Werten eher skeptisch gen Himmel blicken.
Wenn der Wirbel instabil ist, kann er „ausbeulen“. Das öffnet die Tore für arktische Kaltluft, die die aktuelle milde Luftmasse schlagartig verdrängen könnte. Die spannende Frage ist nur: Passiert das rechtzeitig zum Fest?
Die großen Wettermodelle (das amerikanische GFS und das europäische ECMWF) sind sich noch uneinig über das Finale. Es gibt im Prinzip zwei Möglichkeiten für die Feiertage.
Schnee am 3. Januar 2025 in Stuttgart. Foto: Andreas Rosar Fotoagentur-Stuttg 1. „Mildes West-Szenario“ (Wahrscheinlichkeit: Hoch)
Das sonnige Wetter ist der Vorbote einer stabilen Südwestströmung. Das würde bedeuten: Es bleibt über die Feiertage mild (4 bis 10 Grad), wird aber deutlich ungemütlicher mit Regen und Wind. Der Schnee bliebe dann exklusiv dem Schwarzwald und der Alb vorbehalten.
2. Die „Kaltluft-Überraschung“ (Wahrscheinlichkeit: Mittel)
Einige Modellläufe zeigen eine spannende Entwicklung: Ein Hochdruckgebiet blockiert die milden Atlantik-Tiefs. An seiner Flanke könnte arktische Kaltluft genau über Süddeutschland einströmen („Trog über Mitteleuropa“).
Sollte dieses Szenario eintreffen, würden die Temperaturen pünktlich zu Heiligabend in den Keller rauschen. Dann wären sogar ein paar Schneeflocken bis runter in den Kessel möglich, wobei die Niederschlagswahrscheinlichkeit im Raum Stuttgart eher gering ist. Mit Frost und Reifglätte bei winterlichem Ambiente wäre zu rechnen.
Lesen Sie auch: Tiefpunkt erreicht: Am Sonntag ist Wintersonnenwende (von Markus Brauer)
Grenzwetterlage zu Weihnachten in Stuttgart
Müssen wir den Traum von weißen Weihnachten also 2025 begraben? Noch nicht ganz, denn bei einer „Grenzwetterlage“ reicht oft eine Verschiebung von 50 Kilometern, um Regen in Schnee zu verwandeln. Für die Schwäbische Alb und den Schwarzwald hängt die Entwicklung davon ab, ob es feucht genug wird oder trocken bleibt. Die Temperaturen könnten über 700 Metern Höhe für Schnee ausreichen.