„Braunschweig ist für mich wie die Malediven“, sagte Dennis Schröder vor einem Jahr im SZ-Interview. Er klang dabei wie ein Urlauber, der am Last-Minute-Schalter einen Witz reißt. Dabei meint er es ernst: Seine Ferien verbringt der Basketballer, 32, am liebsten daheim. Und diesem Zuhause hat er im vergangenen Sommer eine kleine Liebeserklärung gemacht, die wirklich jedes Kind versteht. Ein kunterbuntes, mit Illustrationen vom Cartoonisten Jan Saße veredeltes Sammelsurium aus seiner Kindheit und Jugend.

„Wir Jungs vom Prinzenpark“ handelt in losen Episoden von Schröders bis heute vorhandenem Bewegungsdrang, von Freundschaften und Schrammen beim Skateboarden und von seinem Bruder Che. „Ich fand Che cool. Er war groß. Er war mein Bruder. Und er hat zu mir gehalten“, berichtet er von damals, als die heimische Kaiserstraße und der Park für Schröder die Welt bedeuteten. Klar, das ist sprachlich gesehen eher Ballflachhalten, aber halb so wild, es geht ja um die Botschaft für den Lese- und Körbewerfer-Nachwuchs. Ums Nachspüren der Anfänge eines der größten deutschen Sporthelden der Gegenwart. Als solcher geht Dennis Schröder tatsächlich durch, denn welcher Fußballer ist heutzutage schon Welt- und Europameister? Und Fahnenträger bei Olympia?

Wir Jungs vom Prinzenpark von Dennis SchröderWir Jungs vom Prinzenpark von Dennis Schröder (Foto: © Illustration: Jan Saße / Carlsen Verlag 2025)

Den Stolz, es aus dem Braunschweiger Durchschnittsdasein zu etwas gebracht zu haben, will Schröder transportieren, was für Jungleser natürlich anschlussfähig ist. Erfreulicherweise dringt durch die Zeilen und Zeichnungen auch Neues hervor, selbst für Schröder-Kenner: Etwa wie dem kleinen Dennis neben Kickflips und Ollies beinahe der Erstkontakt mit seiner späteren Frau Ellen gelang. „Ein tolles Mädchen“ auf Rollschuhen, das er sich zunächst natürlich nicht anzusprechen traute. Oder wie man Basketball lernen kann, ohne wirklich Basketball zu spielen. Dennis und seine Gang werfen Papierkugeln und Tomatendosen in Mülleimer, sie kicken Fußbälle in Tonnen, und wie in jeder guten Kinderstube gehen auch Dinge zu Bruch.

Pädagogisch wertvoll ist an den 187 Seiten, dass sie nicht belehrend sind, sondern sich meist durch die Kinderaugen von Dennis Schröder offenbaren. So wirkt diese wundersame Geschichte aus der deutschen Normalität authentisch, ohne manche Widrigkeit (Rassismus, tadelnde Lehrer, enge Wohnung) auszusparen. Aufgeschrieben hat sie der Jugendbuchautor Christian Tielmann, dem der NBA-Profi seine Braunschweig-Memoiren en détail erzählte. Apropos Detail: Was Kindern beim Vorlesen direkt auffällt, ist das mit Noppen gestaltete Hardcover. Wie ein Basketball in Buchform quasi. Und die Malediven? Bekommen erst mal einen Korb.

Dennis Schröder, Christian Tielmann: Wir Jungs vom Prinzenpark. Illustriert von Jan Saße. 192 Seiten. Carlsen. 15 Euro.