Ingenieurin Benthaus auf dem Raketenstartgelände von Blue Origin in Texas.

AUDIO: Nachrichten 18:00 Uhr – 18.12.2025 (5 Min)

Stand: 18.12.2025 18:23 Uhr

Seit einem Unfall ist Michaela Benthaus auf einen Rollstuhl angewiesen. Als erster Mensch mit Querschnittslähmung sollte die gebürtige Kielerin durch das All fliegen – doch der Start wurde abgebrochen.

Wegen eines „Problems mit den integrierten Kontrollmechanismen“ ist der Raketenstart der Mission NS-37 am Donnerstagabend abgebrochen worden. Ursprünglich sollte die Rakete um 17 Uhr vom Weltraumbahnhof Van Horn in der Wüste von West-Texas, USA, abheben – doch der Start wurde zunächst mehrfach aufgeschoben und schließlich gegen 18 Uhr gecancelt. Wann die gebürtige Kielerin Michaela „Michi“ Benthaus den 15-minütigen Flug ins All antreten wird, ist unklar. Man prüfe nun die nächste Startmöglichkeit, heißt es von Jeff Bezos‘ Weltraumorganisation „Blue Origin“ auf der Plattform X.

Für mehr Barrierefreiheit im Weltraum und auf der Erde

Die gebürtige Kielerin studierte in Linz und München. Mittlerweile ist sie Raumfahrtingenieurin und arbeitet bei der europäischen Weltraumorganisation ESA in den Niederlanden. Ihr Wunsch ist es, die Erde und auch das All für alle grenzenloser zu machen. Mit an Bord ist heute auch ihr Kollege Hans Königsmann.

Benthaus setzt sie sich dafür ein, dass die bemannte Raumfahrt barrierefreier wird. Sie möchte die Erde nach eigenen Angaben nämlich auch gerne einmal von oben sehen und selbst als Astronautin an Missionen teilnehmen.

Freie Bewegung in der Schwerelosigkeit

2022 war sie zum ersten Mal schwerelos, nahm an einem sogenannten Parabelflug teil. Dabei fliegt ein Flugzeug sehr steil nach oben und wieder herab. Dabei entsteht für knapp 20 Sekunden eine Schwerelosigkeit im Flugzeug

Einerseits habe ich keine Kontrolle über meine Beine. Die machen so ein bisschen, was sie wollen. Aber andererseits ist es auch total cool, sich wieder so frei bewegen zu können.

Michaela Benthaus über die Schwerelosigkeit

Arbeit auf der Raumstation braucht besondere Lösungen

Ingenieurin Benthaus auf dem Raketenstartgelände von Blue Origin in Texas.

Benthaus setzt sie sich dafür ein, dass die bemannte Raumfahrt barrierefreier wird.

Doch dabei stößt man bei Schwerelosigkeit im Weltraum auch auf gewisse Probleme: Wie kann man Dusche und Toilette am besten benutzen? Außerdem arbeiten bei längeren Aufenthalten die Astronauten in den Raumstationen, in dem sie sich mit ihren Füßen in Schienen einhaken. Das geht bei Benthaus nicht so einfach. Die Raumfahrtingenieurin muss sich irgendwie anders stabilisieren. Festhalten geht nicht, denn die Arme benötigt sie ja für die Arbeit. Da mussten spezielle Lösungen her.

Kritik: Weltraumtourismus für Superreiche

Zu den Kosten für ein Ticket für einen äußert sich das Unternehmen „Blue Origin“ nicht. Diese Kurztrips ins All stehen etwa wegen der negativen Auswirkungen aufs Klima in der Kritik und werden oft als Weltraumtourismus für Superreiche bezeichnet. „Ich sehe meinen Flug überhaupt nicht als Touristenflug, weil wir eben ja schon Wissenschaft machen“, sagt Benthaus dazu. „Die Leute denken immer, man muss in dem Flug selber ein Experiment machen, aber in meinem Fall bin ich ja das Experiment und wir versuchen, etwas voranzutreiben und Grenzen zu verschieben.“