Von Berufs wegen ist Manuel Baum fast täglich von seinem Wohnort München nach Augsburg unterwegs. Die A99 ist nicht immer ein Genuss und wahrscheinlich schweifen die Gedanken beim drögen Lenken des Autos auch mal ab. Für Baum ist die teilweise vierspurige Autobahn ein Sinnbild für die Lage, in der sich der Verein gerade befindet. „Es gibt Leitplanken und dazwischen Striche, als Orientierungshilfen. Ohne die würde es chaotisch werden, aber dazwischen entscheide ich dann immer noch selbst, wie schnell ich fahre und wen ich überhole.“ Der FC Augsburg hat sich auch eine generelle Idee verordnet, gewissermaßen die Leitplanken. Innerhalb derer dürfen sich die Protagonisten bewegen – was dazwischen ist, läuft unter dem Motto Eigenverantwortung. Auf den FCA bezogen, bildet die Idee einer mutigen, aktiven Herangehensweise die Leitplanke – das soll auch im Heimspiel gegen Werder Bremen am Samstag (15.30 Uhr, Sky) zu sehen sein.
Baum wird dabei zum letzten Mal, um im Bild zu bleiben, den Augsburger Mannschaftsbus steuern. Danach soll, so wollen es die Leitplanken des Klubs, ein neuer Trainer präsentiert werden, Baum wird zurück auf den Bereich Innovation wechseln. Das sei auch sein Wunsch, betont der 46-Jährige selbst. Seine Stelle, Ideen innerhalb des Vereins zu bringen, sei spannend. Fußball soll in Augsburg ein Stück weit neu gedacht werden. Profis sollen selbst Initiative ergreifen, Trainingsziele und ganze Einheiten gestalten können. Das hat etwas von offenen Lernlandschaften an Schulen.
Bei einem Sieg würde der FCA einen großen Sprung in der Tabelle machen
Ob er Bedenken hat, dass der neue Trainer auf diesen neumodischen Ansatz verzichten könnte? Baum wischt das weg: Mit der Trainersuche beschäftige er sich nicht, „das kostet mich nur Energie“. Generell sei es aber, wird Baum später sagen, wichtig, „dass der Verein auf dem richtigen Weg ist. Von dem dürfen wir auf keinen Fall abweichen.“ Dass dieser Pfad erfolgversprechend ist – daran waren in der Hinrunde durchaus Zweifel erlaubt. Unter Baums Vorgänger Sandro Wagner musste der FCA mehrere heftige Niederlagen einstecken. Unter Baum gab es gegen Leverkusen und Frankfurt lediglich einen Sieg, das ist mindestens okay. Richtig gut wäre es, wenn am Samstag ein Erfolg gegen Bremen herausspringt. In diesem Fall würde Augsburg an Bremen vorbeiziehen. Ein großer Sprung wäre möglich, schließlich trennen in der Tabellen den FCA auf Platz 15 von Platz 10 nur drei Punkte. „Es wäre ein tolles Gefühl, mit drei Punkten in diese Pause zu gehen. Unser Ziel ist ganz klar, dass wir sie packen.“
Nicht mithelfen kann ein halbes Dutzend Spieler. Kapitän Jeffrey Gouweleuw ist verletzt. Mit Samuel Essende, Elias Saad und Ismaël Gharbi fehlen drei Offenisv-Spieler, die beim Afrika-Cup sind. Chrislain Matsima wird zum ersten Mal in dieser Saison fehlen, er ist gelbgesperrt. „Hinter Anton Kade steht ein großes Fragezeichen, ich gehe davon aus, dass er nicht dabei ist“, sagt Baum. Eine Knöchelverletzung wird den zuletzt auffälligen Kade wohl davon abhalten, mitzuwirken. Gehofft wird aber bis zuletzt.
Phillip Tietz könnte beim FCA in die erste Elf rücken – und danach wechseln?
Bei vier fehlenden Angreifern könnte die Stunde von Phillip Tietz schlagen, der zuletzt außen vor war. Auch für Tietz könnte es der letzte Einsatz für Augsburg sein, der Stürmer wird mit einem Wechsel im Winter in Verbindung gebracht. Ob er weg darf – dabei dürfte der neue Trainer ein großes Wort mitzureden haben. Baum wollte seine Aufstellung nicht verraten. Für Tietz in der ersten Elf gebe es aber gute Argumente: „Wir wollen so aufstellen, dass wir viele Angriffe fahren und da hilft es natürlich mehr, einen echten Stürmer zu haben.“ Ebenfalls gute Chancen auf einen Einsatz dürfte Mert Kömür besitzen. Der Mittelfeldspieler startete furios in die Saison, wartet aber nun seit sieben Spielen auf eine Torbeteiligung. In Frankfurt war Kömür nach seiner Einwechslung eine Belebung. Ob es am Samstag für die erste Elf reicht? Laut Baum nicht so wichtig: „Er ist ein toller Spieler, der immer wertvoll für uns ist.“ Auch der ein oder andere junge Spieler, der unter der Woche im Trainingsbetrieb dabei war, werde sich im Kader des Bremen-Spiels finden.
Dass Bremen mit einer durchwachsenen Form nach Augsburg kommt – aus den jüngsten vier Spielen gab es drei Niederlagen und ein Remis – dürfte dem Augsburger Ansinnen auf einen Sieg nicht schaden. Horst Steffen, der Werder-Trainer, gab sich vor der Abreise nach Augsburg trotzig: Grobe Fehler könne er sich nicht vorwerfen, und nach Spielen seien stets „ganz, ganz viele Menschen schlauer als der Trainer“. Das Vertrauen der Klub-Führung spüre er weiterhin, dennoch sei klar, dass nun wieder Punkte kommen müssen. Wenn es nach dem FCA geht, darf das gerne erst im nächsten Jahr kommen.
-
Florian Eisele
Icon Haken im Kreis gesetzt
Icon Plus im Kreis
-
Manuel Baum
Icon Haken im Kreis gesetzt
Icon Plus im Kreis
-
FC Augsburg
Icon Haken im Kreis gesetzt
Icon Plus im Kreis