Lukas Laube und Eric Johansson (THW Kiel) nach dem Viertelfinal-Aus in Berlin

AUDIO: THW Kiel verpasst Final Four im DHB-Pokal (1 Min)

Stand: 18.12.2025 21:51 Uhr

Der THW Kiel hat die Titelverteidigung im DHB-Pokal verpasst. Der Rekordpokalsieger musste sich am Donnerstag im Viertelfinale beim deutschen Meister Füchse Berlin mit 30:32 (17:16) geschlagen geben. Das Final Four in Köln Mitte April 2026 findet ohne die „Zebras“ statt.

von Christian Görtzen

Gegen die Füchse geht für Kiel in dieser Saison einfach nichts. Nach der Niederlage im Spiel um den Supercup und einer weiteren in der Bundesliga ging nun auch das dritte Duell in dieser Spielzeit verloren. Für THW-Coach Filip Jicha und seine Mannschaft bedeutet die jetzige Pleite im Viertelfinale des DHB-Pokals auch das Platzen des zweiten Traumes vom Gewinn eines wichtigen Titels. Denn in der Bundesliga ist die Meisterschaft aufgrund eines deutlichen Punkterückstandes auf Spitzenreiter SC Magdeburg nicht mehr realistisch.

„Wir haben Gidsel nicht mehr gestoppt bekommen.“

THW-Rechtsaußen Lukas Zerbe

„Wir hatten das große Ziel, ins Final Four einzuziehen – dort, wo der THW meiner Meinung nach auch hingehört. Das ist uns heute leider nicht gelungen. Wir haben 60 Minuten alles reingehauen, aber es hat leider hinten heraus nicht gereicht“, sagte der starke Rechtsaußen Lukas Zerbe, der mit zehn Treffern erfolgreichster Kieler war, im Interview mit der ARD.

Da kurz darauf auch noch die SG Flensburg-Handewitt mit 29:35 beim SCM unterlag, findet erstmals seit 1996 ein Final Four im DHB-Pokal ohne Nordbeteiligung statt. Die daran anschließende Auslosung ergab, dass im Halbfinale der Bergische HC auf Magdeburg und der TBV Lemgo Lippe auf Berlin trifft.

THW antwortet mit 5:0-Lauf auf 5:0-Lauf der Füchse

Den Start in die Partie im „Fuchsbau“ hätten sich die Kieler besser kaum ausmalen können. Nach nicht einmal acht Minuten führten sie mit 6:2. Berlins Linkaußen Tim Freihöfer, der anders als sein Kieler Pendant Rune Dahmke von Bundestrainer Alfred Gislason nicht in den EM-Kader berufen wurde, hatte zu dem Zeitpunkt schon einen Siebenmeter und einen freien Wurf vergeben. Aber so schnell wie sich der Vorsprung aufgebaut hatte, schmolz er auch wieder.

Der Pokal steht im Mittelkreis.

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Zwei technische Fehler, zwei Fehlwürfe, dazu der auf Touren kommende Berliner Tempo-Handball – und schon hieß es nach einem 4:0-Lauf der Gastgeber nach einer Viertelstunde 9:9. Jicha nahm seine erste Auszeit, um sein Team taktisch zu instruieren. Der Tscheche stellte auf eine 7:6-Überzahl im eigenen Angriff um. Bevor dies griff, kassierte seine Mannschaft das fünfte Gegentor in Folge, sodass der THW erstmals hinten lag (9:10, 17.).

Die Kieler Antwort auf den 5:0-Lauf der Gastgeber – ein eigener 5:0-Lauf direkt danach! Zerbe sorgte mit seinem fünften Treffer (bei sechs Versuchen) für das 14:10 (22.).

Starker Einstand von Kiels Verpflichtung Abdelhak

Bei eigener 14:13-Führung kam der ägyptische Nationalspieler Mohab Abdelhak, dessen Verpflichtung der THW erst am Spieltag bekanntgegeben hatte, zu seinem Bundesliga-Debüt. Der vom französischen Erstligisten USAM Nimes gekommene 22-Jährige wird bis zum Sommer mit Harald Reinkind das Duo im rechten Rückraum bilden. Es bestand dort Handlungsbedarf: Der Däne Emil Madsen fällt wegen Knorpelproblemen im Knie bis Saisonende aus.

Abdelhak führte sich mit zwei Toren hervorragend ein. Kiel ging mit einer 17:16-Führung in die Pause – weil Eric Johansson nach abgelaufener Spielzeit einen Freiwurf noch im Füchse-Tor unterbrachte.

„Zebras“ kämpfen leidenschaftlich, …

Sieben Minuten nach Wiederbeginn rief Jicha seine Spieler zur Auszeit herbei – aus guten Gründen. Sein Team hatte sich in der Offensive zu viele Ballverluste und Fehlwürfe geleistet und Gegentore kassiert. 19:21 hieß es aus Sicht der Schleswig-Holsteiner, die auch danach wiederholt an Füchse-Torhüter Dejan Milosavljev scheiterten. Aber: Auch THW-Torwart Gonzalo Perez de Vargas nahm jetzt so einige Würfe der Hauptstädter weg.

… doch Berlins Gidsel macht den Unterschied

In der entscheidenden Phase der Partie drehte Berlins Top-Star Mathias Gidsel jedoch noch stärker auf. Der dänische Welthandballer traf dreimal in Folge für die Füchse, vier Minuten vor Schluss führten diese mit 29:27. Bei eigenem 29:30-Rückstand scheiterte Kiels Linksaußen Magnus Landin anderthalb Minuten vor Schluss an Milosavljev. Ein weiterer Treffer der Gastgeber würde sicherlich das Aus bedeuten.

Tore Berlin: Gidsel (9), Freihöfer (5/2 Siebenmeter), Langhoff (4), Gröndahl (3), Lichtlein (3), Teigum (3), Darj (3), Marsenic (2)
Tore Kiel: Zerbe (10/3), Johansson (8), á Skipagötu (4), Nacinovic (3), Abdelhak (2), Reinkind (1), Laube (1), Pekeler (1)
Zuschauer: 8.525

38 Sekunden vor der Sirene hatte Berlin die große Chance, und Freihöfer behielt beim Siebenmeter die Nerven. Er verwandelte zum 31:29 für die Füchse. Jicha nahm sofort die Auszeit. 30 Sekunden blieben den Norddeutschen noch. Johansson traf zwar direkt zum 30:31, aber Hakum Vest av Teigum tappte nicht in die Kieler Wurffalle. Der Färinger traf zum 32:30-Endstand.

Flensburgs Johannes Golla (l.) und Blaž Blagotinšek (r.) versuchen, Magdeburgs Felix Claar zu stoppen.

Die SG-Handballer verloren am Donnerstag ihre Viertelfinalpartie beim SCM völlig verdient und verpassten den Einzug ins Final Four.

Emil Madsen vom THW Kiel

Wegen Knorpelproblemen im rechten Knie hatte der beste Kieler Torschütze der vergangenen Saison bereits seit Anfang Oktober gefehlt. Nun folgte eine Operation.

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