Berlins Tim Freihöfer jubelt nach Tor gegen den THW Kiel

Stand: 18.12.2025 22:06 Uhr

Dass Tim Freihöfer nicht zur EM fahren darf, Rune Dahmke aber schon, beschäftigt die Handball-Community. Das DHB-Pokal-Viertelfinale gab den Kritikern neues Futter.


Volker Schulte

Als das packende DHB-Pokal-Viertelfinale zwischen den Füchsen Berlin und dem THW Kiel in die Crunchtime ging, in die entscheidende Phase, war Tim Freihöfer zur Stelle. Drei Minuten vor Schluss traf der 23 Jahre junge Linksaußen zum wichtigen 30:28 für die Füchse. Und in der Schlussminute übernahm er Verantwortung, verwandelte den entscheidenden Siebenmeter. Am Ende gewannen die Berliner mit 32:30 und feierten den Einzug ins Final Four in Köln. Freihöfer steuerte fünf Treffer bei.

„Das hat extrem gutgetan“, sagte Freihöfer bei DYN. „Meine Familie, meine Freunde haben mir Halt gegeben in den letzten Tagen, damit ich hier heute so eine Leistung abliefere.“ Auch Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning habe ihn durch viele Gespräche aufgebaut.

Hanning erneuert Kritik

Freihöfer ließ also durchblicken, dass es ihn durchaus hart getroffen hat, nicht für die EM (15. Januar bis 1. Februar) nominiert worden zu sein. Er sei natürlich enttäuscht, „aber ich bin Sportler und akzeptiere das“. Rune Dahmke (Kiel) und Lukas Mertens (Magdeburg) seien auch wahnsinnig gute Außen – die beiden hatten von Bundestrainer Alfred Gislason den Vorzug erhalten.

Daran hatte Hanning scharfe Kritik geäußert. „Hier ist alles außer Kraft gesetzt worden, was Fairness und Inhalt angeht“, sagte er dem „Kicker“. Am Donnerstag klang er etwas versöhnlicher, er habe die Entscheidung von Bundestrainer Alfred Gislason zu respektieren. Gleichzeitig stehe er zu seiner Kritik. „Tim spielt seit eineinhalb Jahren auf allerhöchstem Niveau, hat gute Quoten, spielt Champions League. Nach dem Leistungsprinzip hätte er dabei sein müssen.“

Dahmke war selbst überrascht

Besonders dass Dahmke trotz wenig Einsatzzeit dabei ist, kam für viele überraschend – auch für ihn selbst, wie er am Donnerstag einräumte. „Weil mir ein bisschen das Volumen an Aktionen gefehlt hat. Und Tim macht das seit eineinhalb Jahren auf allerhöchstem Niveau. Aber natürlich habe ich mich gefreut.“

Kiels Rune Dahmke beim Aufwärmen

Dahmke hat in 16 Bundesligaspielen erst 26-mal aufs Tor geworfen, dabei 18 Tore erzielt. Zum Vergleich: Freihöfer kam in 17 Spielen auf 71 Tore.

Nur Reservistenrolle für Dahmke

In Pokalduell in Berlin spielte Dahmke lediglich als Einpeitscher von außen eine Rolle, auf seiner Position erhielt Magnus Landin den Vorzug. Der Däne blieb ohne Tor und vergab in der Schlussminute einen entscheidenden Wurf.

Gislason setzt auf Defensivqualitäten und Routine

Gislason hatte seinen Kader vor allem mit Blick auf die Defensivarbeit zusammengestellt. „Und Dahmke ist von den Linksaußen wahrscheinlich der beste Abwehrspieler“, sagte der 66-Jährige.

Hinzu kommt die Erfahrung, der 32 Jahre alte Dahmke ist einer von nur noch drei Spielern aus dem Europameister-Kader von 2016. Gleichzeitig nimmt Gislason vier Spieler mit, die noch nie bei einem großen Turnier dabei waren, Freihöfer (23) wäre der fünfte gewesen.

Reichmann lobt Freihöfer

Dahmkes Kieler Trainer Filip Jicha sagte, er könne die Beweggründe von Gislason verstehen. Er bekomme täglich auch mit, welch große Bedeutung Dahmke auch abseits des Spielfelds für das Team habe. „Er ist unser Kapitän und macht das hervorragend.“ Gleichzeitig äußerte Jicha Verständnis für die Argumente der Kritiker.

Einer davon ist der ehemalige Nationalspieler Tobias Reichmann. In seiner Rolle als Dyn-Experte verwies er darauf, dass jedes Team auch einen Linksaußen brauche, der vorne die Chancen effektiv nutze. „Da hat Tim Rune etwas voraus.“

Dahmke spielt um neuen Vertrag

Dahmkes Vertrag beim THW läuft im Sommer 2026 aus. Die EM in Dänemark, Norwegen und Schweden könnte eine Gelegenheit bieten, Eigenwerbung zu betreiben. „Schaden kann es nicht“, sagte Dahmke.