Es ist Samstagmittag, die Wiesdorfer Innenstadt ist gut besucht. Im Untergeschoss der Rathaus-Galerie laufen die Menschen geschäftig aneinander vorbei, als plötzlich Musik die Luft erfüllt. Was folgt, überrascht alle: Rund 35 Sänger des Männerchores Bayer Leverkusen stimmen unerwartet ihre Lieder an und zaubern den Passanten unerwartet ein Lächeln ins Gesicht.

Frank Kramm, der den Chor mitunter bei Konzerten begleitet und ein entfernter Verwandter von Heino ist, gibt mit seinem Akkordeon den Ton an. Locker verteilen sich die Sänger nach und nach um ihn. Einige kommen lässig die Rolltreppe herunter, andere sitzen scheinbar unbeteiligt auf Bänken. Immer mehr Sänger stimmen in die Melodien ein – zunächst noch zögerlich, dann immer kraftvoller. Mit Liedern wie „Stammbaum“, „New York“ und dem kölschen Klassiker „Veedel“ sorgt der Chor für Gänsehautmomente und geht anschließend wieder auseinander. Kaum ein Passant bleibt von dem Geschehen unbeeindruckt. Einige halten ungeplant inne, andere wippen mit im Takt oder beginnen auf den Rängen mitzuklatschen. Manche stimmen sogar freudig in den Gesang ein, so dass eine intuitive Verbindung zwischen Publikum und Akteuren entsteht.

Für sämtliche Mitwirkenden ist es eine Premiere. Dirigentin Claudia Rübben-Laux, die den Flashmob organisiert hat, gesteht vorab: „Ich bin richtig aufgeregt. So etwas habe ich noch nie gemacht.“ Amüsiert fügt sie hinzu: „Vielleicht singen wir demnächst nur noch bei Flashmobs.“ Umso größer dann die Freude nach dem improvisierten Auftritt: „Für einen ersten Flashmob war das richtig gut“, resümiert die Dirigentin. Man sehe sofort, wie sehr Musik die Menschen berühre. „Singen ist einfach was Tolles“, unterstreicht die künstlerische Leiterin, für die zweifellos feststeht: „Solche Aktionen könnten eine neue Chance für den Chor sein, um auf sich aufmerksam zu machen – womöglich sogar, um neue Mitglieder zu gewinnen. Wenn wir das ab und zu wiederholen und Flyer verteilen, könnte daraus wirklich etwas entstehen.“ Dann aber, so lautet ihr Vorschlag, mit längeren Liedbeiträgen oder offenen Mitsingaktionen.

Auch Sänger Klaus Hilger ist begeistert und sieht die Darbietung als wichtige Erfahrung: „Das war ein Versuch, um den Chor wieder mehr in die Öffentlichkeit zu bringen. Und es war bestimmt nicht das letzte Mal.“ Die Sänger, die normalerweise bei Konzerten ordentlich aufgereiht auf der Bühne stehen, haben sich schnell auf die neue Herausforderung eingelassen. Gerade das Spontane und das unmittelbare Erleben machen einen Flashmob aus – und genau das ist ihnen gelungen. Der Chor will an diesen Erfolg anknüpfen. Denn eines hat dieser Samstag gezeigt: Singen macht Freude – und verbindet.