Leipzig. Noch einmal der große Zauber zwischen Glühwein, Karussells und Kunsthandwerk: Der Weihnachtsmarkt in Leipzig geht in sein letztes Wochenende. Wenige Tage vor Heiligabend fällt die Bilanz für dieses Jahr jedoch uneinheitlich aus.
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Von offizieller Seite ist das Resümee durchweg positiv. „Wir sind mit dem diesjährigen Weihnachtsmarkt mehr als zufrieden“, sagt Marktamtsleiter Walter Ebert gegenüber der LVZ. „Was wir gespiegelt bekommen, ist die unveränderte Freude an Gemeinschaft, Austausch und entspanntem Genuss.“
Auch Dresden vermeldet höhere Umsätze
Am Donnerstag veröffentlichte das Amt noch keine Zahlen, ließ aber blicken: „Wenn das Wochenende läuft, werden es definitiv mehr Besucher als letztes Jahr gewesen sein.“ Aus Dresden kommen ebenfalls positive Meldungen. Auf dem Striezelmarkt verzeichnet man laut IHK höhere Umsätze, die aber noch mit den gestiegenen Kosten für Händler gegengerechnet werden müssten.
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Leipzigs Marktamt-Leiter Ebert konstatiert: „Im Vergleich zum Vorjahr kann die Gastronomie deutlich zulegen, das belegen lange Schlangen und gestiegene Umsätze.“ Die gewerblichen Händler würden nahezu überall die Umsätze des Vorjahres erreichen, lediglich Mützen und Schals seien witterungsbedingt nicht so oft verkauft worden.
Dehoga hat andere Erkenntnisse
Deutlich anders fallen jedoch die Erkenntnisse des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) aus. „Unter den Händlern des großen Weihnachtsmarkts war die Stimmung schon mal besser“, hat Regionalleiter Stefan Niklarz erfahren. „Von den kleineren Märkten außerhalb hingegen bekommen wir positive Rückmeldungen.“
Einen Grund für diese Entwicklung sieht Niklarz in den gestiegenen Preisen. „Die Besucher wägen genauer ab, wofür sie ihr Geld einsetzen.“ Früher hätten manche eher einen weiteren Glühwein getrunken, heute beließen sie es bei einem. „Jenseits vom Zentrum wiederum verzeichnen die Betreiber keine nachteilige Entwicklung, weil der Zulauf und der Verzehr vergleichsweise stabil geblieben sind.“
Dezente Enttäuschung
Jörg Folta, Geschäftsführer des Felsenkellers, bestätigt das. „Bei uns läuft es sehr gut, sogar etwas besser als im letzten Jahr“, sagt er. Mit 4 Euro liegt hier der Preis für einen Glühwein einen Euro unter dem, den die meisten Stände in der City verlangen.
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Was sagen die dort verkaufenden Glühwein-Anbieter? In vertraulichen Gesprächen äußern manche eine dezente Enttäuschung. „Bei uns sind die Umsätze auf jeden Fall zurückgegangen“, sagt ein Händler, der anonym bleiben möchte.

„Wir registrieren, dass bei einigen der Euro nicht mehr so locker sitzt wie früher“, merkt Julia Frank an, Standleiterin von „Zur Höll“. Dass sie dennoch zufrieden ist, liegt auch am diesjährigen Sieg beim LVZ-Glühweintest, „davon profitieren wir spürbar.“
Doch die 32-Jährige macht auch eine Veränderung aus: „Diesmal kommen deutlich weniger Touristen als sonst. Früher wurden die Leute hier reihenweise aus Bussen abgeladen, das habe ich vermisst.“
Wenn weniger Touristen kommen, müsste sich die Stadt Gedanken machen.
Sandra Grunow
Weingut Keth
Den Eindruck bestätigt Sandra Grunow vom Weingut Keth. „Ich habe in diesem Jahr viel weniger andere Dialekte oder Sprachen gehört“, sagt sie. „Wenn weniger Touristen kommen, müsste sich die Stadt Gedanken machen“.
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Noch kann die Leipzig Tourismus und Marketing GmbH (LTM) nichts zu diesem Eindruck sagen, „da die Übernachtungszahlen für diesen Dezember erst Ende Februar 2026 durch das Statistische Landesamt versandt werden“, wie Sprecher Andreas Schmidt erklärt.

Für möglich hält er, dass wegen des Deutschland-Tickets mehr Auswärtige mit dem Zug statt mit dem Bus oder Auto anreisen. Auch wegen dieses Trends habe es Werbekampagnen in Kooperation mit der Deutschen Bahn gegeben. Die Motive erschienen online durch Bannerwerbung oder Social Media-Posts sowie auf über 1000 Poster-Werbeflächen in sechs Großstädten.
„Die Besucher sind sicher sparsamer und preissensibler geworden“, sagt auch Schmidt. In puncto Besucherzahl sieht er aber keinen Rückgang. „Das haben auch die bisherigen Passanten-Messungen in der Grimmaischen Straße und der Petersstraße ergeben.“
Summiert man Eindrücke und Statements, gibt es für Leipzigs Weihnachtsmarkt viel Gefühltes und – noch – wenig Belegbares. Und auch wenn offenbar die Schere zwischen Andrang und Verzehr auseinander geht, gravierende Unzufriedenheit oder Frust sind nicht herauszuhören. „Wir jammern auf hohem Niveau“, gibt ein Händler zu.
LVZ