Prozess erinnert an Pelicot-Fall
Ehefrau 15 Jahre sediert, gefilmt, missbraucht: Urteil fällt
19.12.2025 – 09:41 UhrLesedauer: 2 Min.
Landgericht Aachen (Symbolbild): Hier soll heute das Urteil gegen einen Mann fallen, der seine Ehefrau über Jahre missbraucht hat. (Quelle: Marius Becker/dpa/dpa-bilder)
15 Jahre lang soll Fernando P. seine eigene Frau betäubt, vergewaltigt und gefilmt haben. Durch eine journalistische Recherche steht er jetzt vor Gericht. Heute soll das Urteil fallen.
Im Prozess gegen den 61-jährigen Fernando P. wird das Landgericht Aachen am Freitagvormittag das Urteil verkünden. Der Angeklagte steht wegen schwerer Sexualdelikte gegen seine Ehefrau vor Gericht. Die Taten sollen sich über mehr als 15 Jahre in der gemeinsamen Wohnung in Stolberg ereignet haben. Die Staatsanwaltschaft hatte eine langjährige Haftstrafe beantragt.
Fernando P. war im Februar an seinem Arbeitsplatz, einer Gesamtschule in Alsdorf, festgenommen worden und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Laut Anklage soll er seine Ehefrau zwischen 2009 und dem Frühjahr 2024 wiederholt heimlich betäubt und sexuell missbraucht haben. Zudem soll er die Übergriffe gefilmt und die Aufnahmen in Messenger-Gruppen verbreitet haben. Die Ermittler gehen von Tausenden Nutzern aus, die Zugriff auf das Material hatten.
Die Anklage umfasste mehrere Fälle von Vergewaltigung und sexueller Nötigung sowie eine gefährliche Körperverletzung. Hinzu kamen zahlreiche Vorwürfe wegen der Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen. Die zeitliche Einordnung der Taten stützte sich nach Angaben der Ermittlungsbehörden maßgeblich auf sichergestellte Videos.
Der Prozess fand überwiegend unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Das Gericht folgte damit Anträgen von Verteidigung, Staatsanwaltschaft und Nebenklage. Ziel war es, die Intimsphäre des Opfers zu schützen. Erst zur Urteilsverkündung wurde die Öffentlichkeit wieder zugelassen. Ein Zusammenhang zwischen den vorgeworfenen Taten und der beruflichen Tätigkeit des Angeklagten an der Schule bestand nach Angaben der Ermittler nicht.
Ausgelöst wurden die Ermittlungen durch Recherchen eines Journalistenteams von „Strg F“, das Hinweise auf einschlägige Online-Gruppen an deutsche Behörden weitergab. In dem Verfahren vor dem Aachener Landgericht ging es ausschließlich um die Taten, die Fernando P. seiner Ehefrau zur Last gelegt werden.
In ihren Plädoyers hatten Staatsanwaltschaft und Verteidigung unterschiedliche Strafmaße gefordert. Die Staatsanwaltschaft beantragte eine Gesamtfreiheitsstrafe von zehn Jahren, während die Verteidigung eine deutlich geringere Haftstrafe für angemessen hielt.
Der Fall weist in zentralen Punkten Parallelen zum französischen Verfahren um Dominique Pelicot auf. Auch dort hatte der Täter seine Ehefrau über Jahre hinweg betäubt, sexuell missbraucht und die Taten dokumentiert. Beide Verfahren machten sichtbar, wie systematisch solche Verbrechen innerhalb einer Ehe verborgen bleiben können.
