Klaus Kada ist 85. Guter Grund, einen Blick auf sein bisheriges Werk zu werfen. Und sentimental zu werden. Denn der Blick auf die Projekte des an der Grazer TU ausgebildeten Planers ist zwangsläufig ein Blick auf eine Zeit, in der Architektur bewegte. Als dynamischer Prozess Lebensrealitäten mitgestaltete, oft auch heftig umstritten wurde. Blättert man aus gegebenem Anlass in einschlägigen Publikationen, kommt man aus dem Staunen nicht heraus.

Natürlich: Achtung, Nostalgie! Der Blick zurück hat seine Tücken, kann getrübt sein. Aber: diese Publikationen, beispielsweise Peter Blundell Jones‘ „Dialogues in Time. New Graz Architecture“ (1998), Falk Jaegers „Standpunkte ‚94“ (herausgegeben von Forum Stadtpark Architektur) und Eeva-Liisa Pelkonens „Achtung, Architektur!“ (1996 bei MIT Press erschienen), wären heute nicht möglich. Weil es an, nun, Material, die Seiten zu füllen, mangelt.

Geradlinigkeit, die nicht simplifiziert

Klaus Kada (den ich nie anders als in – Achtung, Architekt! – schwarzer Gewandung erlebt habe) ist in den genannten Titeln jeweils prominent vertreten. Neben anderen Protagonisten der heimischen Architekturszene wie Günther Domenig, Konrad Frey, Volker Giencke, Bernhard Hafner, Eilfried Huth, Karla Kowalski, Michael Szyszkowitz, Manfred Wolff-Plottegg, Heinz Wondra (um nur einige zu nennen).

„Straightforwardness“ bescheinigt etwa Pelkonen Kada, eine Geradlinigkeit, die aber nicht simplifiziere. Die Liebe zum Detail und zu formaler Schönheit gehe nie verloren. Selbst in „seiner sozialsten Phase“ (so Jaeger im Zusammenhang mit Wohnbau-Mitbestimmungsprojekten der frühen Jahre) sei dieser Aspekt nie vernachlässigt worden. Gemäß Ludwig Wittgensteins Diktum, dass Ästhetik und Ethik nicht voneinander trennbar seien. Die „Suche nach Auswegen aus dem Pragmatismus der alltäglichen Bauproduktion“ (zitiert Jaeger) war für Kada stets ein Hauptanliegen.

Zu welcher Vielfalt der Lösungen ihn diese Suche führte, zeigen vielfach prämierte Projekte. Schon frühe, mit Gernot Lauffer realisierte, etwa eine Sparkasse in Bad Radkersburg und ein Café in Leibnitz. Zahlreiche Einfamilienhäuser, „die zu den schönsten weit und breit zählen“ (wie Falk Jaeger absolut treffend schwärmt). Exemplarisch erwähnt sei das Haus Tögl in Graz. Ein Musterbeispiel dafür, wie Flächen und Volumen formal und materiell gestaltet werden können, ohne je verkrampft originell, unelegant exaltiert zu wirken.

Es sind Qualitäten, die Klaus Kada auch im großen Maßstab beherrscht. Einige Meilensteine aus einer langen Liste: das WIST Studentenheim im Grazer Bezirk Lend, das Glasmuseum Bärnbach, das Leykam Forschungszentrum Gratkorn, das Festspielhaus in St. Pölten, die Stadthalle Graz, das LKH Hartberg, der Salzburger Hauptbahnhof, der Wohnbau „Wohnzimmer Sonnwendviertel“ in Wien (mit Studio Vlay, Karoline Streeruwitz, Riepl Kaufmann Bammer Architektur), Museen in Hessen (“Keltenwelt“) und Kassel (GrimmWelt). Die beiden Letzteren mit Gerhard Wittfeld.

In Aachen (wo Kada nach Gastprofessuren in Bremen und München ein gutes Jahrzehnt Professor für Entwerfen und Gebäudelehre war) gründete er mit Wittfeld 1999 kadawittfeldarchitektur, in dessen Geschäftsführung auch Sohn Kilian tätig ist und das mittlerweile Büros in Aachen, Berlin, Düsseldorf, Köln und München betreibt. Sohn Alexander ist als vielseitiger Designer in Graz aktiv. Auch dazu: Gratulation!