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Die Stones in München: (v. li.) Gitarrist Ronnie Wood, Sänger Mick Jagger, Schlagzeuger Steve Jordan und Gitarrist Keith Richards am 5. Juni im Olympiastadion. © Sven Hoppe/dpa
Eigentlich wollten die Rolling Stones 2026 auf Europa-Tour gehen – und auch nach München kommen. Doch Keith Richards Gesundheit lässt das nicht zu.
München – Es ist wie verhext: Im zweiten Jahr in Folge sagen die Rolling Stones Deutschland-Konzerte ab, deren Vorbereitung bereits auf Hochtouren läuft. Doch diesmal ist die Situation für die Fans bitterer. Keith Richards, der an diesem Donnerstag 82 Jahre alt wird, will sich die Härten einer großen Tour dem Vernehmen nach nicht mehr antun. Der Gitarrist und Mitgründer der größten Rockband der Welt leidet seit Jahren unter Arthritis, seine knotigen Finger schmerzen höllisch. Nun zog das Management die Reißleine, wie unserer Zeitung bestätigt wurde. Auch das Magazin „Variety“ berichtete mit Bezug auf eine Quelle „aus dem engsten Umkreis der Band“. Das bedeutet, dass man sie wahrscheinlich hierzulande nicht mehr live erleben wird.
Die Rolling Stones hätten im Sommer in der Münchner Allianz Arena und im Berliner Olympiastadion spielen sollen, wie unsere Zeitung vor einem Monat als erste erfuhr. Damit sollten die im Jahr zuvor ausgefallenen Konzerte nachgeholt werden. Die Tour sollte durch Großbritannien und Europa führen. Damals stand Keith Richards noch bei einem Benefizkonzert für Bruce Willis auf der Bühne und spielte die Stones-Nummer „You got the Silver“ (wir berichteten), freilich einem ungleich kleineren Rahmen als dem einer mehrmonatigen Mega-Tour.
Die Finger spielen nicht mehr mit. Keith Richards leidet an schmerzhafter Arthritis. © Sven Hoppe / DpaEin neues Album der Rolling Stones steht in den Sartlöchern
Generell bleiben bei einem Unternehmen dieser Größenordnung – und angesichts des Alters der Rock‘n‘Roll-Helden – immer Unwägbarkeiten. Dem Vernehmen nach existiert eine Liste mit rund 70 Namen aus dem nahen Umfeld der Band. Sollte einer der Personen darauf etwas zustoßen, wäre die Fortführung einer Tournee in ernster Gefahr. Zuletzt spielten die Stones am 5. Juni 2022 ein ausverkauftes Konzert im Münchner Olympiastadion.
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Nötig haben sie es ohnehin nicht mehr – was nicht bedeutet, dass sie den Spaß an der Sache verloren haben. Tour-Keyboarder Chuck Leavell sowie ein Sprecher der Band hatten zuletzt in Großbritannien erklärt, die Rolling Stones stünden kurz vor dem Abschluss eines neuen Albums – dem zweiten mit Produzent Andrew Watt nach „Hackney Diamond“, das 2023 erschien. Dabei bestätigten sie auch die Pläne für die Europa-Tournee, die nun geplatzt ist.
Auch der am 18. Dezember 1943 in der Grafschaft Kent geborene Richards denkt also noch nicht vollends ans Altenteil – den morschen Knochen zum Trotz. In der Schule lernte er Sänger Mick Jagger kennen, seinen Partner auf Lebenszeit (Beziehungskrisen inklusive). Es war ein historischer Glücksfall, als die beiden sich 1961 im Bahnhof von Dartford begegneten und ins Gespräch über ihre Liebe zum Blues kamen – das nach Lennon/McCartney zweitwichtigste Songwriting-Gespann in der Geschichte des Pop war geboren: die Glimmer Twins. Dabei war Jagger der Zwilling, der stets die Kontrolle behält, Richards der schweigsame Rebell, der alle Grenzen missachtet – und Drogen missbraucht.
Die Fans in den Foren haben den Rolling-Stones-Blues – und bedanken sich bei Keith Richards
Den Drogen hat er freilich längst abgeschworen: „Ich habe 2019 aufgehört zu rauchen und seitdem keine Zigarette angefasst“, sagte er dem „Telegraph“. „Heroin habe ich 1978 aufgegeben, Kokain 2006. Aber ich gönne mir immer noch gern gelegentlich einen Drink. Abgesehen davon versuche ich es zu genießen, nüchtern zu sein. Das ist eine einzigartige Erfahrung.“
Die Fans sind sich einig: Wenn Mick das Hirn der Band ist, ist „Keef“ die Seele. Entsprechend groß ist die Anteilnahme – in den Internet-Foren grassiert der Stones-Blues. Aber: „Ich bin froh, dass er seine Gesundheit heute an erste Stelle setzt“, schreibt einer. „Danke für den wilden Ritt, Keith!“