Hamburg – Das Universitätskrankenhaus Eppendorf (UKE) in Hamburg gehört zu den Top-Kliniken Deutschlands. Aber der gute Ruf leidet. Weil sich renommierte Chefärzte zuletzt immer wieder massiven Vorwürfen von Mitarbeitern erwehren müssen.
Mal geht’s um angeblich schlechte medizinische Behandlung, mal um vermeintlich anstößiges Verhalten, mal um verletzte Gefühle.
Neurochirurg wehrt sich
Der erste Fall ist der von Prof. Jens G. (44), Chefarzt in der Neurochirurgie. Er gilt als Top-Chirurg, wurde extra aus München nach Hamburg geholt. Jetzt muss das Arbeitsgericht u.a. klären, ob das Heben und Senken seiner Augenbrauen im OP des Krankenhauses tatsächlich anzüglichen Charakter hatte. Oder ob es womöglich eine Intrige von Schwestern und Ärzten gibt, um den anspruchsvollen Chef wegzumobben.
Neurochirurg Prof. Jens G. (44) hat sämtliche Vorwürfe gegen ihn mehrfach zurückgewiesen
Foto: UKE
Prof. G. wehrt sich. Er hätte womöglich längst anderswo einen Job finden können. Aber es geht um seinen Ruf und seine Karriere. Deshalb hat er eine gütliche Einigung mit Millionenabfindung abgelehnt.
UKE-Spitze glaubt Vorwürfen der Mitarbeiter
Die UKE-Spitze um Prof. Christian Gerloff (60) glaubt den Mitarbeitern. Sie hat G. gekündigt. Offiziell spricht niemand zu der Angelegenheit. Aber BILD weiß: Das UKE will den Rechtstreit scheinbar bis in die letzte Instanz durchziehen.
Offenbar soll verhindert werden, dass der Prof. im UKE jemals wieder zum Skalpell greift. So droht ein juristischer Endlos-Konflikt, der für die Klinik schädlich ist.
Nächster Fall spielt in der Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie
Dabei ist der nächste heikle Personal-Fall schon virulent. Prof. Martin G. (55) ist Direktor der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Seit 2018 ist er am UKE erfolgreich.
BILD erfuhr, dass er inzwischen vier Abmahnungen wegen angeblicher Verstöße gegen Arbeitszeitregelungen erhalten hat. Martin G. geht arbeitsrechtlich dagegen vor.
Chefarzt Prof. Martin G. (55) sieht sich diffusen Vorwürfen dreier Ärztinnen ausgesetzt
Foto: Crocodile GmbH
Die Anzeigen stammen von drei Ärztinnen (die Namen sind BILD bekannt), die sich zurückgesetzt fühlen. Eine sagt, sie werde von „männlichen Mitarbeitern wie eine Putzfrau behandelt“, eine andere spricht von „wissenschaftlichem Fehlverhalten“. Konkret wurden die Vorwürfe nicht benannt.
Auch Prof. Martin G. – er hat übrigens intern den Neurochirurgen Jens G. verteidigt – wehrt sich. Er vermutet eine Kampagne. Das hat er auch UKE-Chef Gerloff wissen lassen. Wie der reagiert hat, bleibt unklar. Immerhin heißt es, Prof. Martin G. müsse sich keine Sorgen um seinen Job machen.
Sieht so Rückendeckung für Top-Mediziner aus?
Aus Gerloffs Umfeld ist zu hören, dass er stolz darauf sei, dass das UKE eine sehr klare Haltung gegen Machtmissbrauch von Führungskräften einnehme. Er zitiert auch gern seinen Vorgänger Prof. Burkhard Göke (68): „Die Zeit der Halbgötter in Weiß ist vorbei.“
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Ein UKE-Insider: „Ein fatales Zeichen an alle Top-Mediziner in Deutschland. Die werden sich in Zukunft zweimal überlegen, ob sie beim UKE anfangen.“