Pavel Dotchev freut sich jetzt auf die Weihnachtsfeiertage. Endlich mal ein paar Tage abschalten, nicht an Fußball denken. Gefeiert wird zuhause mit der Verwandtschaft nach griechisch-orthodoxer Tradition. Die vergangenen Wochen waren intensiv für den Cheftrainer des SSV Ulm 1846 Fußball, seine Familie hat er seit Amtsantritt Mitte November nicht mehr gesehen. „Ich habe die meiste Zeit im Büro oder im Stadion verbracht. In der Stadt war ich noch kein einziges Mal“, erzählte der 60-Jährige vor wenigen Tagen bei der wöchentlichen Medienrunde. In manchen Dingen ist seine Handschrift bereits zu erkennen. Die Spatzen schießen zum Beispiel wieder Tore. Allerdings kassieren sie hinten nach wie vor zu viele und vor allem zu einfache Gegentreffer. So war das auch am Samstagnachmittag bei der 2:3-Niederlage bei Rot-Weiß Essen im letzten Pflichtspiel des Jahres.
Beinahe wäre es nach den frühen Rückständen zuletzt gegen den TSV 1860 München und den VfL Osnabrück auch in Essen wieder passiert: Schon nach nicht einmal zwei Minuten vergab Franci Bouebari eine riesige Möglichkeit, schoss aus aussichtsreicher Position über das Ulmer Tor. Die Hausherren hatten mehr Ballbesitz. Das war aber tatsächlich so gewollt, denn die Spatzen lauerten lieber auf Umschaltmomente und konzentrierten sich zunächst auf defensive Aufgaben. Trotzdem fiel nach zwölf Minuten die Führung für RWE – mit freundlicher Unterstützung von SSV-Schlussmann Christian Ortag. Der faustete bei einer Flanke am Ball vorbei, Marek Janssen musste am langen Pfosten nur noch abstauben.
Marcel Seegert muss schon früh verletzt vom Platz
Essen war in dieser Phase dominant, eine Angriffswelle nach der anderen rollte in Richtung Spatzen-Tor. Klaus Gjasula nutzte einen dieser Offensiv-Spielzüge und traf per Flugkopfball zum 2:0 (22.). Als wäre das nicht schon schlimm genug gewesen für die Ulmer, musste kurz darauf auch noch Abwehrchef Marcel Seegert vom Platz. Er hatte sich bei der Entstehung des Gegentreffers im Kopfballduell mit Gjasula verletzt.
Doch Pavel Dotchev hat sich in den vergangenen Wochen scheinbar auch als Mentalcoach verdient gemacht, denn selbst diese Rückschläge warfen seine Mannschaft nicht aus der Bahn. Noch vor der Pause verkürzte Dennis Chessa auf 1:2 (32.), verlängerte dabei eine Flanke von Leon Dajaku ins lange Eck. Die Gäste waren am Drücker, hatten auch die eine oder andere Chance auf den Ausgleich. Der fiel schließlich im zweiten Abschnitt. Im Anschluss an eine Ecke flankte Chessa in den Strafraum, dort stand Elias Löder vor dem gegnerischen Tor mutterseelenallein und drückte den Ball zum 2:2 (54.) über die Linie. Was für ein Comeback der Ulmer!
Der Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz wächst auf sechs Punkte an
Doch Essen hatte schon bald darauf eine passende Antwort parat: Einen langen Einwurf in die Gefahrenzone hatte der SSV eigentlich schon geklärt, doch aus dem Rückraum zog Kaito Mizuta volley ab und ließ Ortag bei seinem Tor zum 3:2 (62.) keine Chance. Der Rest der Partie gehörte überwiegend wieder den Gastgebern, den Spatzen fiel nicht mehr viel ein. So kassierten sie am Ende die nächste Niederlage. Weil die Konkurrenz aus Aue und Saarbrücken punktete, wuchs der Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz dadurch sogar auf sechs Punkte an.
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Stephan Schöttl
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SSV Ulm 1846
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