Die Papst-Beisetzung in Rom – sie war auch ein inoffizielles Gipfeltreffen der Mächtigen der westlichen Welt. Nur einer fehlte …
Unter den prächtigen Vatikan-Kuppeln traf sich US-Präsident Donald Trump erstmals seit dem Eklat im Weißen Haus wieder mit Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj zum Vieraugengespräch. Später stießen der französische Präsident Emmanuel Macron und Briten-Premier Keir Starmer dazu.
Das Foto der Zusammenkunft ging um die Welt – jetzt fragen sich viele: Wo war Deutschland bei diesem Begräbnis-Gipfel? Warum fehlte ausgerechnet der voraussichtliche nächste deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz?
Offiziell war Europas größte Volkswirtschaft durch eine hochrangige Delegation vertreten, angeführt von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) und Noch-Kanzler Olaf Scholz (SPD), mit dem Trump ebenfalls ein paar Worte wechselte.
Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (52, CDU) und Noch-Bundeskanzler Olaf Scholz (66, SPD) auf dem Petersplatz
Foto: Geisler-Fotopress
Protokollarisch gesehen vollkommen korrekt, schließlich ist die aktuelle Bundesregierung noch offiziell im Amt. ABER: Friedrich Merz wurde vom Bundespräsidialamt sogar eingeladen, mit in der Regierungsmaschine nach Rom zu reisen. Merz ließ absagen, unter anderem mit der Begründung, es müsse der kleine Parteitag vorbereitet werden.
Experte: „Merz hat noch kein offizielles Regierungsamt“
Meinungsforscher-Legende Klaus-Peter Schöppner (76, Mentefactum) zu BILD: „Friedrich Merz war schlecht beraten, nicht nach Rom zur Beerdigung von Papst Franziskus zu fahren. Er unterschätzt die Macht der Bilder.“
Einen Nachteil für Deutschland und die Frage, ob „wir dafür büßen müssen“ sieht Demoskop Schöppner bei dem Thema nicht. Denn: „Merz hat noch kein offizielles Regierungsamt und auf eine gewisse Weise dem amtierenden Kanzler den Vortritt gelassen.“
Der wahrscheinliche nächste Kanzler Friedrich Merz (69, CDU) hätte mit nach Rom fliegen können, wollte aber nicht
Foto: Annegret Hilse/REUTERS
In taktischer Hinsicht war es trotzdem ein Fehler. Warum diese taktische Fehleinschätzung? Merz sei bislang nie Staatsmann gewesen, meint Schöppner.
„Das muss er jetzt schnell lernen. Denn: Die Deutschen erwarten viel von Merz. Er soll eine politische Führungsrolle in Europa und der Welt besetzen und die drängenden Fragen im Land lösen“, so Schöppner.
Kurz gesagt: „Die Deutschen wollen staatsmännische Führung von Merz, was sie bekommen, ist politisches Klein-Klein. Statt großer Bühne mit Macron, Trump und Co., kriegen sie kleinliche Ausreden zum kleinen Parteitag. Die Schuhe des Staatsmannes sind Merz noch zu groß.“
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Ein anderer Unions-Mann griff dagegen gern nach der Gelegenheit: CSU-Chef und Bayern-Regent Markus Söder (anders als Merz übrigens Protestant und kein Katholik) flog mit der Deutschland-Delegation nach Rom und berichtete anschließend BILD von „guten und interessanten Gesprächen“.
Was sagt der Bald-Kanzler selbst zur möglicherweise verschenkten Chance? „Zur Papst-Beerdigung werden wir uns heute nicht äußern“, sagte ein Merz-Sprecher zu BILD.