Theatersaal der Rampe: Tanzen unter der großen Discokugel. Foto: Frederik Herrmann
Die Rakete in Stuttgart kämpft ums Überleben. Veranstaltungen am Nachmittag sollen die Bar retten – die Idee ist aus der Not heraus entstanden.
Als die Party beginnt, ist die Tanzfläche zunächst noch leer. Nur vereinzelt tanzen Menschen zur elektronischen Musik unter der großen Discokugel im Theatersaal der Rampe in Stuttgart. Es ist aber auch erst 15 Uhr an diesem Samstag bei der vierten Tanztee-Veranstaltung.
Das ist zwar auch ein Trend, weil Partys immer häufiger früh am Tag beginnen. Die junge Generation lebt so ihren Sober-Lifestyle aus. Das bedeutet: Feiern, aber früh ins Bett gehen und am nächsten Morgen klar aufwachen. Mit dem „Tanztee“ in der Rakete Stuttgart hat das allerdings wenig zu tun.
Zwar startet die Veranstaltung am Nachmittag, und an der Bar wird auch Tee bis 22 Uhr ausgeschenkt. Dann ist aber Schluss. „Wir dürfen einfach nicht länger“, sagt Andreas Vogel, Pächter der Bar Rakete. Gemeinsam mit dem Theater Rampe veranstaltet er den Tanztee im Theatersaal der Stuttgarter Kulturstätte.
Fehlende Genehmigung zwingt die Rakete zu neuen Formaten
Für das Event verzichten die Rampen-Betreiber auf eine Veranstaltung am Abend. Eigentlich verfügt die Rakete über einen eigenen Raum, in dem früher Partys und Konzerte auch nach 22 Uhr stattgefunden haben. Seit eineinhalb Jahren ist das jedoch nicht mehr möglich. Es fehlt eine Genehmigung, weil ein Fluchtweg fehlt. Jemand habe die Rakete bei den Behörden angeschwärzt, sagt Vogel. Davor sei das jahrelang nie ein Problem gewesen.
„Eineinhalb Jahre Ausfall ist für uns irre lang“, erklärt er. Da keine eigenen Events mehr stattfinden können, sei die wirtschaftliche Lage der Rakete angespannt. „Wir fahren seitdem auf Sicht.“ Der Stadt will Vogel jedoch keinen Vorwurf machen. Dem Amt seien die Hände gebunden.
Alter Spirit der Rakete soll erhalten bleiben
Mit der Rampen-Kooperation und dem Tanztee hofft Vogel, den Betrieb aufrechterhalten zu können. Gleichzeitig solle der frühere Geist der Rakete nicht in Vergessenheit geraten. Heute legen dort DJs auf, die früher eigene Partyreihen in der Rakete hatten – etwa Discoteca Synthetica. Das Duo war lange für Italo-Disco-Abende in der Rakete bekannt.
Die Bar habe regelmäßig Veranstaltungen für ein spezielles, aber offenes Publikum geboten. „Musik abseits des Mainstreams, aber immer abwechslungsreich“, sagt Vogel. An einem Abend ein Punkkonzert, am nächsten Soul- und Funkmusik.
Andreas Vogel betreibt die Bar Rakete im Theater Rampe in Stuttgart. Foto: Frederik Herrmann Die Rakete hofft darauf, bald wieder Konzerte zu veranstalten
Vogel hofft, im Frühjahr wieder Events im kleinen Raum der Rakete veranstalten zu können. Die Genehmigung für den Bauantrag des notwendigen Fluchtwegs sei allerdings hoch komplex. Bis dahin hält er sich mit Nachmittagsveranstaltungen über Wasser. „Wenn wir nachts keine Partys feiern dürfen, dann feiern wir eben am Nachmittag.“
Auch wenn ganz so früh am Nachmittag noch nicht viele Gäste da sind, zeigt sich Vogel entspannt. „Die Erfahrungen der letzten Tanztees haben gezeigt, dass es gegen später durchaus voller wird.“ Im März ist erneut ein Tanztee geplant.