Tischtennis-Profi Timo Boll ist 44 Jahre alt, aber immer noch lernfähig. Das bewies der Borusse im Halbfinal-Rückspiel der Tischtennis Bundesliga im heimischen Arag Center Court. Im Hinspiel in beim TSV Bad Königshofen hatte der Routinier noch mit 0:3 gegen Filip Zeljko verloren. Im Rückspiel aber siegte der Düsseldorfer gegen denselben Gegner. Boll hatte eben seine Lehren gezogen. „Der Typ ist Wahnsinn“, urteilte Borussia-Präsident Marcel Piwolinski.
Bolls Erfolg war enorm wichtig, brachte der ehemalige Weltranglistenerste seine Borussia doch mit 2:1 in Führung. Wenig später nutzte Bolls Mannschaftskamerad Dang Qiu die Vorlage mit seinem Sieg über Jin Ueda dazu, den Spielstand auf 3:1 zu stellen, so das zweite Playoff-Halbfinalduell gegen die Unterfranken zu beenden und auch die TTBL-Vorschlussrundenserie „best of three“ mit 2:0 für die Düsseldorfer zu entscheiden. Bereits das Hinspiel hatten die Borussen mit 3:1 für sich entschieden.
Boll fiel nach dem gewonnenen Matchball sichtlich ein Stein vom Herzen, war es doch nach 18 Jahren als Borusse sein womöglich letztes Match in seinem sportlichen Wohnzimmer. Logisch, dass er das unbedingt gewinnen wollte. Die Tischtennis-Ikone, die zum Saisonende in den sportlichen Ruhestand wechselt, mühte sich gegen den 15 Jahre jüngeren Kroaten zum Sieg, aber egal, gewonnen ist gewonnen. „Ich dachte, nach so langer Zeit wäre ich etwas abgezockter, aber in diesem Spiel habe ich noch einmal Gänsehaut gehabt“, bekennt Boll. So ein Spiel zu erleben, ist für mich eine feine Geschichte. Das rundet die Karriere ab.“
Das die Königshofer nicht nach Düsseldorf gekommen waren, um die Altstadt zu besuchen, machten die gut 60 mitgereisten Fans von Anfang an klar. Das Häufchen aufrechter Unterfranken bejubelte jeden Punktgewinn lautstark. Und sie bekamen einiges zu bejubeln. Besonders in der zweiten Partie des Tages, in der Anton Källberg auf Jin Ueda traf. Der Japaner in TSV-Diensten hatte das Hinspiel 1:3 verloren, drehte am Düsseldorfer Staufenplatz das Ergebnis aber um. Ueda schwang sich zum großen Hoffnungsträger der Bad Königshofener auf, indem er auch den Europameister des Jahres 2022 Dang Qiu mit 3:1 bezwang.
Damit rettete sich der TSV ins alles entscheidende Doppel. Borussia Trainer Danny Heister schickte Källberg und Boll an den Tisch, TSV-Coach Koji Itagaki vertraute Bastian Steger und Martin Allegro. Kein Wunder, ist die Kombination der Unterfranken das beste Doppel der Liga. Fünfmal zuvor kamen sie zum Einsatz. Fünfmal gewannen sie und damit auch der TSV. Boll und Källberg hatten erst einmal in dieser Saison zusammen gespielt und auch gewonnen. So entwickelte sich eine hochklassige Partie, die eher durch bewusst platzierte, gefühlvoll dosiert gespielte Bälle begeisterte denn durch extrem dynamisches Power-Tischtennis. Dabei bewies die Borussia-Paarung das etwas bessere Feingefühl im Umgang mit dem Ball.
Die Borussia steht am 15. Juni in Frankfurt im Finale um die deutsche Tischtennis-Meisterschaft.