ER ist einer der profiliertesten liberalkonservativen Denker im Land: Der Publizist und Verleger Wolfram Weimer (60) – den Deutschen durch zahlreiche Talkshow-Auftritte vertraut – soll als neuer Kulturstaatsminister Nachfolger der Grünen Claudia Roth (69) werden.
Das erfuhr BILD aus gesicherter Quelle von mit dem Vorgang vertrauten Personen.
Weimer stieg 2000 zum WELT-Chefredakteur auf – er war damals Mitte 30
Foto: vision photos/A.Kull
Weimer studierte Germanistik und Geschichte
Der gebürtige Hesse Weimer (Abi-Note 1,0) gilt als CDU-nah, ist aber nicht Mitglied der Partei. In der CDU fanden es einige keck, dass er auf einer am Sonntag intern kursierenden Namensliste trotzdem prompt als hessischer Vertreter im Kabinett geführt wurde.
Bei Axel Springer war er Chefredakteur der WELT, bevor er den „Focus“ führte und schließlich die „Weimer Media Group“ gründete (verlegt Titel wie „Business Punk“, „Pardon“, „The European“, „Wirtschafts-Kurier“), die er mit seiner Frau Christiane führt.
Kanzler-in-spe Friedrich Merz (69, CDU, l.) mit Wolfram Weimer und Julia Nawalnaja bei einer Preisverleihung
Foto: SVEN SIMON
Seine enge Verbindung zu Friedrich Merz (der genauso groß ist wie er – 1,98 Meter) ist bekannt. In der Wahlnacht wurde er im Adenauer-Haus bei Merz im fünften Stock gesehen. Das hatte sofort die Gerüchteküche angefacht, ob er womöglich neuer Regierungssprecher oder mindestens Berater des Bundeskanzlers wird.
Jetzt also die Kultur – schon Gerhard Schröder setzte einst auf einen Verleger, den Hamburger Michael Naumann, in diesem Amt. Naumann wurde nach seiner politischen Zeit Chefredakteur in dem von Weimer gegründeten kulturpolitischen Magazin „Cicero“.
Weimer hat Germanistik und Geschichte an der Goethe-Universität in Frankfurt studiert, schätzt nach eigenem Bekunden „Goethe noch mehr als Schiller, Thomas Mann noch mehr als Bertolt Brecht und Martin Walser noch mehr als Günter Grass“.
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Weimer war wie Merz Stipendiat der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung, soll dort an weinseligen Abenden vor Co-Stipendiaten auch gerne mal Rilke rezitiert haben. Weimer ist regelmäßiger Gast bei den Festspielen in Salzburg und Bayreuth. Und manchmal schreibt er in seinem „European“ dann darüber auch Rezensionen.
„Kulturpolitischer Feuerkopf“
Weimer ist in Portugal aufgewachsen und hat als Korrespondent lange in Madrid gelebt. Er spielt Klavier – und hat drei Söhne, mit denen er bei Eintracht Frankfurt in der Ultra-Kurve steht. Und nun das neue Amt – die Krönung seiner Karriere!
Ein enger Mitstreiter sagt: „Weimer ist ein kulturpolitischer Feuerkopf, ähnlich wie es einst Kulturstaatsminister Naumann war, aber er hat zugleich die wirtschaftliche Denke, um zu vermitteln, dass Kultur nicht immer Subventionen heißen muss, sondern sich auch selbst tragen kann. Damit passt er zum marktliberalen Merz.“