
AUDIO: Nachrichten 16:00 Uhr – 20.12.2025 (3 Min)
Stand: 20.12.2025 16:07 Uhr
Seit einem Unfall ist Michaela Benthaus auf einen Rollstuhl angewiesen. Als erster Mensch mit Querschnittslähmung ist die gebürtige Kielerin jetzt ins All geflogen. Der Ausflug dauerte etwa elf Minuten.
Als erster Mensch mit Querschnittslähmung ist Michaela „Michi“ Benthaus am Sonnabend ins All geflogen. Der Flug dauerte nur etwa elf Minuten, dann landete die Kapsel wieder am Weltraumbahnhof Van Horn in der Wüste von West-Texas, USA. Die Rakete „New Shepard NS-37“ gehört zum Raumfahrtunternehmen „Blue Origin“ von Amazon-Gründer Jeff Bezos. An Bord waren neben Benthaus – die gebürtige Kielerin ist – der frühere Raumfahrt-Ingenieur Hans Königsmann sowie vier US-Unternehmer.
Flug ins All wurde zuvor verschoben
Am Donnerstagabend war ein erster Flugversuch der Mission NS-37 wegen eines „Problems mit den integrierten Kontrollmechanismen“ abgebrochen worden. Ursprünglich sollte die Rakete am Donnerstag um 15.30 Uhr abheben – doch der Start wurde zunächst mehrfach aufgeschoben und schließlich gegen 18 Uhr gecancelt.
Für mehr Barrierefreiheit im Weltraum und auf der Erde
Die gebürtige Kielerin studierte in Linz und München. Mittlerweile ist sie Raumfahrtingenieurin und arbeitet bei der europäischen Weltraumorganisation ESA in den Niederlanden. Ihr Wunsch ist es, die Erde und auch das All für alle grenzenloser zu machen.
Benthaus setzt sich dafür ein, dass die bemannte Raumfahrt barrierefreier wird. Sie wollte die Erde nach eigenen Angaben nämlich auch gerne einmal von oben sehen und selbst als Astronautin an Missionen teilnehmen.
Freie Bewegung in der Schwerelosigkeit
2022 war sie zum ersten Mal schwerelos, nahm an einem sogenannten Parabelflug teil. Dabei fliegt ein Flugzeug sehr steil nach oben und wieder herab. Dabei entsteht für knapp 20 Sekunden eine Schwerelosigkeit im Flugzeug
Einerseits habe ich keine Kontrolle über meine Beine. Die machen so ein bisschen, was sie wollen. Aber andererseits ist es auch total cool, sich wieder so frei bewegen zu können.
Michaela Benthaus über die Schwerelosigkeit
Arbeit auf der Raumstation braucht besondere Lösungen

Benthaus setzt sie sich dafür ein, dass die bemannte Raumfahrt barrierefreier wird.
Doch bei Schwerelosigkeit stößt man im Weltraum auch auf gewisse Probleme: Wie kann man Dusche und Toilette am besten benutzen? Außerdem arbeiten bei längeren Aufenthalten die Astronauten in den Raumstationen, in dem sie sich mit ihren Füßen in Schienen einhaken. Das geht bei Benthaus nicht so einfach. Die Raumfahrtingenieurin muss sich irgendwie anders stabilisieren. Festhalten geht nicht, denn die Arme benötigt sie ja zum Arbeiten. Da mussten spezielle Lösungen her.
Kritik: Weltraumtourismus für Superreiche
Zu den Kosten für ein Ticket äußert sich das Unternehmen „Blue Origin“ nicht. Die Kurztripps ins All stehen etwa wegen der negativen Auswirkungen aufs Klima in der Kritik und werden oft als „Weltraumtourismus für Superreiche“ bezeichnet. „Ich sehe meinen Flug überhaupt nicht als Touristenflug, weil wir eben ja schon Wissenschaft machen“, sagt Benthaus dazu. „Die Leute denken immer, man muss in dem Flug selber ein Experiment machen, aber in meinem Fall bin ich ja das Experiment und wir versuchen, etwas voranzutreiben und Grenzen zu verschieben.“

Mit einem etwa 15-minütigen Flug möchte sie auf mehr Barrierefreiheit auf der Erde und im Weltraum aufmerksam machen.