Zwei sehr ähnliche Szenen, zwei komplett unterschiedliche Vorgehensweisen – und zwei Handball-Bosse, die alles andere als glücklich sind.
So lässt sich zusammenfassen, was in den Schlusssekunden bei zwei Topspielen der Daikin Handball-Bundesliga passiert ist. Diesmal ist der Schauplatz die Wunderino Arena in Kiel: Dort kommt Rekordmeister THW nicht über ein 29:29 gegen die TSV Hannover-Burgdorf hinaus, nach einer völlig verrückten Szene in der allerletzten Sekunde, die am Ende zum Videobeweis und nach Abpfiff doch noch zum Ausgleich für die Niedersachsen führt.
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Daniel Weber vollendet den letzten Angriff, scheitert aber an Kiel-Torwart Andreas Wolff. Die Spieluhr ist danach abgelaufen. Weil Weber allerdings von Eric Johansson beim Wurf behindert wurde, schauen sich die Schiedsrichter Marvin Cesnak und Jonas Conrad die Szene noch einmal auf Video an.
August Pedersen verwandelt den Strafwurf sicher zum umjubelten Ausgleich, in Kiel herrscht Frust. Allerdings weniger über eine Fehlentscheidung – regeltechnisch lief alles absolut vertretbar ab –, sondern viel mehr über die fehlende Linie bei den Schiedsrichtern.
Schiri-Ärger im Handball: Kiel-Boss Szilagyi befeuert Regel-Diskussion
Kiels Geschäftsführer Viktor Szilagyi holt zur Grundsatz-Kritik aus: „Grundsätzlich sollte man sich darüber Gedanken machen, dass Woche für Woche, Spiel für Spiel der Videobeweis unterschiedlich aufgefasst wird. Er wurde von den Vereinen installiert, um für Fairness zu sorgen und die Schiedsrichter zu unterstützen. Es war ein großes Invest, mit dem die Vereine in Vorleistung getreten sind. Man sollte sich darüber Gedanken machen, ob es mit der Dynamik und Linie unseres Sports zu tun hat, heute diesen spielentscheidenden Siebenmeter zu geben.“
Der THW-Boss stört sich daran, dass es keine einheitliche Linie zu geben scheint. Während in Kiel die letzte Szene per Video gecheckt wurde, blieb eben jener Check bei Gummersbachs knapper Niederlage gegen Magdeburg vor einer Woche aus. Daraufhin war VfL-Geschäftsführer Christoph Schindler kaum mehr einzufangen, wütete Richtung Offiziellen-Gespann.
Szilagyi: „Wir Vereine werden zum Spielball unterschiedlicher Entscheidungen, und deshalb sollte schleunigst etwas getan werden, sollten Schulungen der Schiedsrichter stattfinden, sollte einfach etwas passieren, um den Grundgedanken des Videobeweises zurückzuholen.“
Hier wird’s wild: Handball-Boss geht auf Schiris los
Quelle: BILD/Dyn16.12.2025
Und für THW-Trainer Filip Jicha, der sich schon beim Pokal-Aus in Berlin bitterlich über die Leistung der Schiedsrichter beschwerte, kommt nun ein weiteres Kapitel hinzu. Wobei er sich diesmal merklich zurückhält: „Die letzte Szene muss jeder selbst für sich bewerten. Aber wir haben eigentlich eine klare Regellinie, die nicht beachtet wird. Und das ist nicht gut.“