Donald Trump gibt dem syrischen Übergangspräsidenten Ahmed al-Scharaa politisch und militärisch Rückhalt. Foto: HOGP/AP/dpa
US-Präsident Trump befiehlt einen Vergeltungsschlag gegen den IS in Syrien. Das amerikanische Engagement im Nahen Osten wächst wieder: vor allem im früheren Bürgerkriegsland.
Die USA blasen ihren geplanten Rückzug aus Syrien ab und verstärken stattdessen ihr Engagement in dem strategisch wichtigen Nahost-Land. Kampfflugzeuge, Hubschrauber und Raketen der USA griffen am Freitag mehr als 70 Verstecke des Islamischen Staates in Syrien an, um den Tod von drei Amerikanern bei einem IS-Anschlag letzte Woche zu rächen.
Konservative in den USA fordern zwar den sofortigen Rückzug der 1000 US-Soldaten aus Syrien, doch Präsident Donald Trump will die US-Militärpräsenz dort zumindest vorerst beibehalten. Im Wahlkampf hatte er noch angekündigt, die Verwicklung der USA in Kriege anderer Weltgegenden zu beenden, doch im Nahen Osten tut er seit Beginn seiner zweiten Amtszeit das Gegenteil.
Sein Friedensplan für Gaza sieht die Ernennung eines US-Generals zum Befehlshaber der geplanten internationalen Schutztruppe für den Küstenstreifen vor. Trump befahl auch eine amerikanische Beteiligung am israelischen Angriff auf den Iran im Juni und gab dem Emirat Katar eine amerikanische Schutzzusage auf dem Niveau des Nato-Beistandsversprechens.
Rückhalt für Übergangspräsidenten
In Syrien unterstützt Trump die Regierung von Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa. Washington hat die Sanktionen gegen Syrien aufgehoben und betrachtet Scharaa als wichtigen Partner. Syrien grenzt an Israel, den Libanon, die Türkei, den Irak und Jordanien und hat damit eine Schlüsselposition für die Region. Die USA hatten vor elf Jahren erstmals Truppen nach Syrien geschickt, um den Islamischem Staat zu bekämpfen. Washington verbündete sich im Nordosten mit der kurdisch dominierten Gruppe Syrische Demokratische Streitkräfte (SDF), die als Bodentruppe im Krieg gegen den IS fungierte. Vor knapp sieben Jahren verlor der IS seinen letzten Stützpunkt in Syrien.
Seitdem besteht die Aufgabe der US-Soldaten darin, den Islamischen Staat in Schach zu halten. Die Dschihadisten erhalten wegen der Instabilität in Syrien nach dem Sturz von Diktator Baschar al-Assad vor einem Jahr neuen Aufwind. Allein in den letzten sechs Monaten hat das US-Militär nach eigenen Angaben in Syrien mehr als 80 Mal gegen den IS zugeschlagen.
Ein IS-Anhänger, der in die neuen syrischen Streitkräfte eingetreten war, tötete vor einer Woche zwei amerikanische Soldaten und einen US-Dolmetscher. Trump kündigte Rache an. Dagegen verlangte die konservative US-Denkfabrik Cato Institute, alle amerikanischen Soldaten sollten aus Syrien heimkehren. Andernfalls werde es weitere „Desaster“ wie den jüngsten IS-Angriff geben.
Die amerikanische Regierung will diesem Rat nicht folgen, ihre Anhänger vor den Kongresswahlen im November aber beruhigen. Der Vergeltungsschlag gegen den IS vom Freitag läute keinen neuen Krieg ein, erklärte Trumps Kriegsminister Pete Hegseth. Der US-Militärschlag habe viele Feinde Amerikas getötet. „Wir werden weitermachen.“
Luftwaffenbasis bei Damaskus im Visier
Von dem geplanten Truppenabzug ist keine Rede mehr. Amerikanische Soldaten seien in Syrien, um den IS endgültig zu besiegen und Anschläge in den USA zu verhindern, erklärte Trumps Syrien-Beauftragter Tom Barrack vor kurzem. Washington will laut der Agentur Reuters sogar Soldaten auf eine Luftwaffenbasis bei Damaskus verlegen. Dort sollen die Amerikaner helfen, die Spannungen zwischen Syrien und dem US-Partner Israel beizulegen. Israel greift seit dem Machtwechsel in Damaskus immer wieder Ziele in Syrien aus der Luft an, um Stellungen islamistischer Gruppen zu zerstören, und hält Teile des syrischen Staatsgebietes in der Nähe der annektierten Golan-Höhen besetzt.
Auch die syrische Innenpolitik hält die US-Soldaten in Syrien, weil Scharaas Armee von Dschihadisten unterwandert ist, wie der Anschlag auf die US-Soldaten offenbarte.