Es ist die elfte Zweitliga-Saison von Dynamo Dresden und nie hatte der große Ostklub am Hinrunden-Ende weniger Punkte! Nach dem 1:2 im direkten Abstiegsduell bei Holstein Kiel muss bei den Schwarz-Gelben vor allem Chefcoach Thomas Stamm (42) neu hinterfragt werden…

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Der Schweizer, der die Sachsen so zielgerichtet zum Aufstieg führte, ist in der 2. Bundesliga genauso deutlich eingegangen. Jetzt kommt mit Sören Gonther (39) ein neuer Sportdirektor – und dessen erste Entscheidung wird direkt die Trainerfrage sein müssen.

Darauf deuten zahlreiche Signale hin. Von den TV-Experten wird die Entwicklung von Dynamo in der Luft zerrissen. Felix Kroos (34) sagte bei RTL Nitro schon vor Anpfiff: „Die Handschrift des Trainers ist noch nicht zu sehen!“ Gemeint sind die ständigen Umstellungen in der Defensive – personell und taktisch von Vierer- auf Fünferkette, die letzten Endes alle nicht erfolgreich waren.

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Dresden ist die einzige Mannschaft dieser Halbserie, die nicht einmal hinten die Null hielt. Wahnsinn: Die SGD schoss sogar drei Tore mehr als Tabellenführer Schalke, ist trotzdem abgeschlagen mit vier Punkten Rückstand auf den Relegationsrang Letzter.

Auf Sky waren die eigentlich beruhigend gedachten Worte von Ex-Dynamo Manuel Schäffler (36) fast noch alarmierender: „Man muss immer das Positive sehen, es gibt nur nicht viel.“

Die Spieler des Aufsteigers wirken dagegen komplett ratlos. Mittelfeldmann Kofi Amoako (20): „Wir bestrafen uns immer wieder selber – durch individuelle Fehler. Und wir haben erneut Tore bei zwei Standards kassiert.“ Stürmer Christoph Daferner (27): „Wir müssen uns Gedanken machen. So kann es nicht weitergehen!“

War das Sky-Interview in Kiel das letzte von Thomas Stamm (42) als Dynamo-Trainer?

War das Sky-Interview in Kiel das letzte von Thomas Stamm (42) als Dynamo-Trainer?

Foto: picture alliance/dpa

Recht hat der mit fünf Toren beste Dresdner Angreifer auf jeden Fall. Zumal die Einwechslungen von Stamm in Kiel erneut viele Fragezeichen bei den Zuschauern hinterließen. Bei 1:2-Rückstand brachte der Coach in der 74. Minute mit Claudio Kammerknecht für Julian Pauli einen neuen Innenverteidiger und tauschte gleichzeitig mit Vinko Sapina für Luca Herrmann den Mittelfeld-Abräumer.

Nur sieben Minuten für Daferner & Kutschke

Daferner und Sturm-Oldie Stefan Kutschke (37) durften dagegen erst sieben Minuten vor Schluss aufs Feld. In so einem wichtigen Spiel stellt sich die Frage: Was willst du da in so kurzer Zeit noch offensiv reißen?

Gonther wird das alles aufarbeiten und sich ein Bild der komplexen internen Lage machen müssen. Das dürfte definitiv bis über die Feiertage dauern. Der Ex-Profi wird auch in die Mannschaft hineinhören müssen, inwiefern die überhaupt noch an das Konzept von Stamm glaubt und ob die Stimmung nicht längst gegen den Trainer gekippt ist.

Durch die 1:2-Niederlage in Kiel überwintert Dresden als abgeschlagenes Zweitliga-Schlusslicht

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Foto: IMAGO/Lobeca

Fakt: An der Kaderplanung hatte Stamm einen großen Anteil, zumal der Klub nach der Entlassung von Ex-Sportboss Thomas Brendel sogar weiter an denselben Spielern wie im Sommer interessiert ist, was man am Aufwärmen der Gespräche mit Andi Hoti (Magdeburg) oder Jonas Sterner (Hannover) erkennt. Eine Ausrede ist das also nur bedingt. Gonther wird auch hier schnell neue Ideen einbringen müssen.

Stamm-Vertrag bis 2028

Gegen einen Stamm-Rausschmiss spricht vor allem sein langer Vertrag bis 2028, der auch für die 3. Liga gilt. Trotzdem braucht der neue Sportdirektor jetzt Handlungsfreiheit, um die richtigen Weichen zu stellen. Am besten kennt Stamm sich in der 3. Liga aus. Aber schon jetzt den Abstieg zu akzeptieren, kann nicht der Anspruch von Sören Gonther und Dynamo Dresden sein!