Am Vorabend des vierten Advents wurde es festlich in St. Joseph. Vor dem Altar und einem üppig geschmückten Christbaum hatten sich über 100 Sängerinnen und Sänger des Projektchors versammelt, der sich aus den Seelsorgebereichen Düsseldorfer Rheinbogen und St. Franziskus Xaverius zusammensetzt. Gemeinsam mit dem Publikum feierten sie in der voll besetzten Kirche das nahende Wiegenfest von Christi Geburt. Rund 200 Tickets hatte die Gemeinde für das Konzerthighlight dieses Winters verkauft. Eine zweite Auflage gab es am Adventssonntag im Gotteshaus St. Franziskus Xaverius in Mörsenbroich.
„Als Verheißung, dass Christ geboren werden wird, beginnen wir mit Felix Mendelssohn Bartholdy ‚Es wird ein Stern aus Jakob aufgeh’n“, erklärte Chorleiterin Pamela König den Einstieg ins Konzert. Das zweite Stück „Auf, auf ihr Herzen, seid bereit“ von Gottfried August Homilius sei „als Reflexion zu verstehen, ob wir überhaupt bereit für dieses Ereignis sind“, fuhr sie fort. Bachs drittes Brandenburgisches Konzert sei dann „die Vorfreude auf das, was kommt“. Highlight an diesem besonderen Abend war Josef Gabriel Rheinbergers hochromantische Weihnachtskantate „Der Stern von Bethlehem“, allerdings in einer etwas gekürzten Fassung.
Die Solopartien übernahmen die Kölner Sopranistin Daniela Bosenius und der Essener Bassist Joel Urch, begleitet von der Camerata Louis Spohr. Für Johannes Koop, seit Januar 2025 neuer Regionalkantor für das Stadtdekanat Düsseldorf und Seelsorgebereichsmusiker der katholischen Kirchengemeinde St. Franziskus Xaverius, war es eine besondere Premiere: Er dirigierte erstmals die über 100 wunderbaren Stimmen von Chor und Solisten, die kurz darauf das Kirchenschiff füllten.
In den Bänken saßen viele Freunde und Familienmitglieder, aber auch Publikum, dass eigens für das Konzert aus dem Umland angereist war, wie das Ehepaar Schmidt-Beckers. „Wir kommen aus Wuppertal“, erzählten die beiden. „Wir wollten gern ein Weihnachtskonzert besuchen und haben überlegt, was passen könnte“. Als die beiden durch Zufall davon erfuhren, dass ein Chor aus über 100 Stimmen das Konzert geben würde, „haben wir gar nicht lange überlegt, sondern gleich entschieden, da fahren wir hin“, sagten sie.
Die Geschichte der Entstehung von Rheinbergers Weihnachtsoratorium hat einen traurigen Hintergrund, denn obwohl dessen Komponist es als eines seiner wichtigsten Werke bezeichnete, wohnte er nie einer Aufführung bei. Ein Grund dafür mag der Tod seiner geliebten Frau Franziska (Fanny) von Hoffnaaß am Silvestertag 1892 nach längerer schwerer Krankheit gewesen sein. Das Paar hatte sich in München kennengelernt, wo der gebürtige Liechtensteiner zunächst als Organist, später als Dozent am Konservatorium, Chorleiter und als Korrepetitor arbeitete. Josef Gabriel Rheinberger heiratete die sieben Jahre ältere Fanny 1867. Mehrfach vertonte der spätere Hofkapellmeister ihre Dichtungen. Darunter war auch der Text zu „Der Stern von Bethlehem“. Allerdings brauchte der Komponist dafür sehr viel mehr Zeit, als üblich. Zwar war das Werk bereits fertig, als Fanny schließlich starb, doch der Witwer brachte es wohl nicht über sich, die Musik live aufgeführt mitzuerleben.
Dieser nicht minder berührende Hintergrund der Entstehung verbunden mit der Weihnachtsgeschichte, fasste auch so manche im Kirchenschiff an diesem letzten Adventswochenende an. Annabelle Thiel wischte sich schnell ein paar Tränchen aus den Augen. „Ich liebe das Oratorium und bin extra aus Ratingen gekommen, um es hier zu hören“, sagte die 65-jährige, die ihre Freundin Marlies mitgebracht hatte, die ebenfalls gerührt von der „festlichen Stimmung“ war. Die Freundin war es auch, die Annabelle Thiel von Josef und Fanny erzählte. „Ich habe dazu vor ein paar Jahren einen schönen Text gelesen und das seitdem immer im Hinterkopf behalten, wenn ich mir den Stern von Bethlehem anhöre“, erzählte sie.
Für Melanie Till war das „Konzert wie eine Insel im Vorweihnachtstrubel“. Ein Abend, den „ich mir ganz allein gönne, bevor ich ab Morgen in die heiße Phase der Vorbereitungen eintrete“, verriet die dreifache Oma mit einem Lächeln.