Regelmäßig geht es für Philipp Kutsch, Nico von der Ohe und Björn Schwethelm steil nach oben. Die Inhaber und Betreiber von Concept Riesling sind dann im fränkischen Volkach in ihrem Weinberg mit 60 Prozent Steigung unterwegs, schneiden manchmal bei Frost die Reben zurück, dünnen im Frühjahrsmatsch die Blätter aus und lesen bei hochsommerlichen Temperaturen die Trauben. „Das erdet uns total. Und wir können jedem aus eigener Erfahrung erzählen, wie anstrengend es ist, handwerklich guten Wein mit Leidenschaft herzustellen“, sagt von der Ohe. „Die industriell gefertigten Weine haben sich komplett vom Handwerk abgekoppelt.“

Das Trio von Consept Riesling besitzt die Leidenschaft für Wein und bietet deshalb in ihrem Ausschank auf dem Carlsplatz und in ihrem Online-Shop ausschließlich Weine und Schaumweine von Handwerks-Winzern an. Darunter den eigenen. Allerdings ist das Angebot vom Volkacher Ratsherr „Insel“ 2024, der Eigenmarke des Concepts Riesling, begrenzt. „Unser Weinberg hat nur eine Größe von 0,3 Hektar, das ergab für unser Erstlingswerk 900 Flaschen“, sagt von der Ohe. „Die meiste Arbeit damit hat Winzer Max Müller, der für uns unsere Lage bewirtschaftet.“

2017 erreichte den damaligen Wein-Sammler und Bauingenieur Kutsch, der unweit dem Carlsplatz wohnt und dort oft einkaufen geht, die Anfrage, ob er nicht etwas mit Wein am Carlsplatz machen wollte. Wollte er, weil er zum einen zu viel Wein gesammelt hatte und zum anderen die Warengruppe Wein auf dem ständigen Wochenmarkt in der City noch fehlte. Acht Jahre später hat sich die Verkaufsfläche von Concept Riesling auf dem Carlsplatz verdoppelt, ein Online-Shop mit 1500 Positionen steht, auf der Rheinkirmes wird das Weindorf betrieben, man importiert selber Weine aus Frankreich, sechs Sommeliers bieten Tastings an, regelmäßig wird ein Podcast produziert, eine Kooperation mit einem Partydampfer auf dem Rhein steht. Und: Reb-Patenschaften für den Weinberg in Volkach sind im Angebot, ein Newsletter und ein Wein-Magazin werden erstellt. „Eigentlich wollte ich nur einen Teil meiner privaten Sammlung verkaufen“, gesteht Kutsch. „Was sich daraus entwickelt hat, habe ich mir nicht vorstellen können.“

Inzwischen ist Concept Riesling ein Hybrid, bei dem das Zentrum der Ausschank auf dem Wochenmarkt ist, die Handelsseite aber immer wichtiger wird. „Der Carlsplatz ist und bleibt die Herzschlagader. An unserem Auftritt am Carlsplatz wollen und werden wir nichts ändern“, sagt von der Ohe.

Alles ist und bleibt bodenständig. Eine Flasche Riesling gibt es bereits ab 7,40 Euro im Shop. Eine Weinprobe mit acht Weinen, etwas Schinken, Salami, Käse und Brot und fachkundigen Informationen eines Sommeliers gibt es ab 55 Euro. Die Verkaufsfläche auf dem Carlsplatz ist marktüblich offen und temperaturanfällig. Auch diejenigen, die etwa aus der Schweiz oder Griechenland anreisen und ein Tasting mit Spitzenweinen für 700 Euro gebucht haben, sitzen zwar überdacht, aber eben dann doch im Freien. „Wir rollen für niemanden den roten Teppich aus. Jeder muss sich in die Schlange stellen. Das hat schon einigen Leuten nicht gepasst, die auch nicht wieder gekommen sind“, sagt von der Ohe. „Wir sind irgendwie das Brauhaus für Weintrinker. Bei uns ist jeder gleich und bekommt für sein Budget einen Qualitätswein.“

Deshalb findet das Trio die große Kirmes auf den Oberkasseler Rheinwiesen so spannend und hat im Sommer 2025 erstmals das Weindorf betrieben. „In den zehn Tagen der Kirmes hatten wir 30.000 Gäste“, so von der Ohe. „Es war ein riesiger Arbeitsaufwand, weil wir auch eine Küche dabei hatten, aber es war großartig, weil die unterschiedlichsten Menschen zusammen gekommen sind.“ Die Zusage, das Rheinkirmes-Weindorf auch 2026 zu betreiben, liege bereits vor.

Kutsch, von der Ohe und Schwethelm achten bei ihren Winzern auch auf Ausgewogenheit, Qualität und Erdverbundenheit. „Uns ist nicht wichtig, dass der Winzer ständig anruft. Aber uns ist wichtig, das er versteht, was wir vor Ort, in Düsseldorf hauptsächlich am Carlsplatz, machen. Dass der Winzer ab und zu mal da ist und guckt, was passiert da überhaupt“, erklärt von der Ohe. „Wir haben uns auch schon von Winzern getrennt, die nie da waren oder einmal ganz am Anfang. Wir besuchen ja auch das Weingut und versuchen es bestmöglich zu vertreten.“ Man gehe einen gemeinsamen Weg, deswegen sei es gut und wichtig, Zeit gemeinsam zu verbringen und zu reflektieren. „Das ist für mich ein sehr schöner Punkt, wenn ich mit Menschen zusammen arbeite, sie kenne und wir freundschaftliche Zeit miteinander verbringen“, sagt Kutsch. Das ist auch der Plan für den Carlsplatz. „Bei uns finden sich immer wieder Leute zusammen, die sich vorher nicht kannten, aber plötzlich an einem Tisch sitzen und gegenseitig ihre Weine probieren“, sagt von der Ohe.

Auch deshalb haben sie jedes ihrer mehr als 80 Partner-Weingüter bereits besucht und werden das weiter tun. Jeder Jahrgang, jeder Tropfen, der bei ihnen über die Theke geht, ist vorher selber verkostet und für gut befunden worden. Auch 2025 und 2026 gehen Kutsch, von der Ohe und Schwethelm auf Entdeckungsreise in verschiedene deutsche und europäische Weinregionen, um zu testen und neue, spannende Weine und Winzer nach Düsseldorf zu bringen.