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Die blinde Akitahündin lebte auf einem nur vier Quadratmeter großen Balkon in München. Trotz der Misshandlung zeigt sie sich im Tierheim liebevoll.
München – Der Tierschutzverein München hat gemeinsam mit dem Veterinäramt eine stark vernachlässigte, blinde Akitahündin aus einer tierschutzwidrigen Haltung im Münchner Stadtteil Hasenbergl gerettet. Die etwa zehnjährige Hündin namens Diva lebte nahezu permanent auf einem nur vier Quadratmeter großen Balkon im zweiten Stock eines Wohnhauses. Nach dem Hinweis einer aufmerksamen Bürgerin wurde der Fall entdeckt und am Freitag (12. Dezember) das Tier in Obhut genommen.
So ist die blinde Hündin im Tierheim München angekommen. © Tierheim MünchenErschütternder Zustand des blinden Hundes: wenig Platz, starkes Untergewicht, lange Krallen
Tierschutzinspektor Raffael Stock, der nach der Meldung umgehend vor Ort war, fand die Hündin in einem erschütternden Zustand vor. Das Tier hauste auf dem Balkon, von dem ein Viertel durch eine Hundehütte belegt war. In dieser lag die Seniorin auf blankem Holzboden ohne jegliche Polsterung oder Decke. Die Untersuchungen in der Tierarztpraxis des Riemer Tierheims bestätigten den schlimmen Verdacht: Diva ist stark untergewichtig, ihre Haut extrem trocken und schuppig, das Fell fällt büschelweise aus. Die Krallen waren so lang gewachsen, dass sie sich teilweise bereits rundeten, an den Pfoten zeigten sich offene Wunden.
Besonders gravierend ist der Zustand ihrer Augen – auf einer Seite ist kein Augapfel mehr sichtbar, auf der anderen Seite ist er vollständig getrübt. Auch ein Hörverlust wird vermutet. Zusätzlich leidet die Hündin unter massiven Zahnproblemen und mehreren teils walnussgroßen Umfangsvermehrungen in der Mammaleiste, die noch genauer untersucht werden müssen.
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Fotostrecke ansehenTierarztbesuch sei der Halterin zu teuer gewesen
Die Halterin gab an, für einen Tierarztbesuch habe das Geld gefehlt. Ihre Behauptung, mit dem Hund regelmäßig spazieren gegangen zu sein, erschien angesichts der nicht abgeriebenen Krallen und des Allgemeinzustands des Tieres unglaubwürdig. In der Wohnung fand sich weder ein Hundebett noch ein anderer geeigneter Liegeplatz für das Tier.
Der Fall wirft auch Fragen zum Umfeld der Halterin auf. Obwohl die Frau selbst gesundheitlich eingeschränkt zu sein scheint und mit der Versorgung des Hundes überfordert war, griff offenbar niemand aus ihrem familiären Umfeld ein, obwohl Angehörige regelmäßig in der Wohnung verkehrten.
Diva hat ein außergewöhnlich liebevolles und zutrauliches Wesen. © Tierheim MünchenLiebevolles und zutrauliches Wesen – trotz Misshandlungen
Trotz all der Misshandlung zeigt die blinde Seniorin im Tierheim ein außergewöhnlich liebevolles und zutrauliches Wesen. Sie sucht vorsichtig die Nähe zum Menschen, lässt sich berühren und nimmt jede Zuwendung dankbar an.
Die behördliche Freigabe für eine Vermittlung liegt bereits vor. Sobald die medizinische Abklärung und Behandlung abgeschlossen ist und die Hündin fit genug ist, kann sie in ein neues Zuhause umziehen, wo sie einen würdevollen Lebensabend verbringen soll.
Der Tierschutzverein München nutzt diesen Fall, um auf die Wichtigkeit hinzuweisen, sich bei Überforderung mit der Tierhaltung rechtzeitig Hilfe zu suchen oder Verantwortung abzugeben. Während sich die meisten Menschen auf ein warmes Weihnachtsfest im Kreis ihrer Liebsten vorbereiten, musste Diva blind und schutzlos auf einem kalten Balkon ausharren – möglicherweise über Jahre hinweg. (Quelle: Tierheim München) (res)