Elegant oder nüchtern? Mit Bauteil C erhält der bestehende BMI-Komplex in Berlin-Moabit ein Hochhaus, das gestalterisch konsequent an die bereits 2015 realisierten Bauten des Bundesinnenministeriums anknüpft. Die strenge Fassadenrhythmik, tiefe Fensterlaibungen und Kalksteinverkleidung bilden ein ruhiges, dauerhaftes Erscheinungsbild.

Die Erweiterung des Ministeriums des Innern vereint architektonische Klarheit mit funktionaler Verdichtung. Besonders die vertikale Bauweise und die hochwertige Natursteinfassade definieren das Gebäude. / © Foto: Stefan Müller

© Fotos: Stefan Müller

 

Am 15. Dezember 2025 wurde der Erweiterungsbau des Bundesministeriums des Innern offiziell zur Nutzung übergeben. Zu diesem Anlass nahm Bundesinnenminister Alexander Dobrindt symbolisch den Schlüssel für den Neubau entgegen, während Vertreter der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben als Bauherrin sowie des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung die enge Zusammenarbeit aller beteiligten Stellen würdigten.

Gleichzeitig schließt der Neubau den Berliner Dienstsitz des Ministeriums am Moabiter Werder baulich ab. Damit wird ein langfristig angelegtes Gesamtkonzept vollendet, das darauf abzielt, zuvor auf mehrere Standorte verteilte Arbeitsbereiche zusammenzuführen und so sowohl sicherheitsrelevante als auch wirtschaftliche Anforderungen zu erfüllen.

Wettbewerb 2005, Fertigstellung 2015, Erweiterung 2024: Die Entwicklung des BMI-Komplexes

Der Berliner Dienstsitz des BMI besteht schon seit 1999. Zunächst arbeiteten einzelne Abteilungen an verschiedenen Standorten in der Stadt. Ein offener, zweiphasiger Realisierungswettbewerb aus dem Jahr 2005 sollte diese Situation verändern.

Aus dem Verfahren ging 2007 das Berliner Büro Thomas Müller Ivan Reimann Gesellschaft von Architekten mbH als erster Preisträger hervor. Die Bauteile A und B wurden 2015 fertiggestellt. Aufgrund wachsender Aufgaben und zusätzlicher Stellen folgte nun Bauteil C als Erweiterung.

13 Geschosse am Moabiter Werder: Bauteil C schafft 350 neue Arbeitsplätze

Der Erweiterungsbau umfasst 13 Vollgeschosse und bietet Platz für rund 350 Büroarbeitsplätze. Ergänzt wird das Hochhaus durch ein Besucherzentrum sowie ein eingeschossiges Eingangs- und Kontrollgebäude. Zudem beträgt die Brutto-Grundfläche rund 14.300 Quadratmeter, die Nutzungsfläche etwa 7.200 Quadratmeter. Aufgrund der begrenzten Grundstücksfläche entschieden sich die Planerinnen und Planer für eine vertikale Lösung.

Der Neubau fügt sich in die gestaffelte Höhenentwicklung des Ensembles ein und setzt zugleich einen markanten Akzent zwischen Stadtbahntrasse und den bestehenden Gebäuden. Die Bauarbeiten begannen im August 2021. Nach dem Abschluss der Baugrube im Frühjahr 2022 folgten Rohbau und Ausbau. Das Richtfest wurde im Juli 2023 gefeiert, Ende 2024 war der Bau abgeschlossen.

Neubau im Regierungsviertel nimmt gestalterisch Bezug auf die Bestandsbauten von 2015

Das verantwortliche Büro beschreibt das Projekt wie folgt: „Der Entwurf nimmt bewusst Bezug auf die bereits realisierten Bauteile und die gestaffelte Höhenentwicklung der Anlage. Der markante, 13-geschossige Turm des Erweiterungsbaus ist mit einer hochwertigen Natursteinfassade verkleidet und fügt sich organisch in das städtebauliche Gefüge ein. Die klare Formensprache und die proportionale Gliederung des Baukörpers schaffen eine kraftvolle, zugleich ruhige Präsenz im Umfeld des Regierungsviertels.“

Unterschiedliche Büroformen, Besprechungs- und Konferenzräume sowie offene Kommunikationsbereiche sollen künftig flexible Nutzungsstrukturen und eine hohe Anpassungsfähigkeit an die Anforderungen des Ministerialbetriebs ermöglichen, wie es heißt.

Neubau des BMI in Berlin-Mitte: Kunst am Bau ist in den Fußboden integriert

Im Gebäude ist Kunst am Bau in den Fußboden integriert: Unter dem Titel „Heimat Heimat“ greift die Arbeit Zitate aus einem Essay von Kurt Tucholsky aus dem Jahr 1929 auf und überträgt sie in den architektonischen Kontext.

Die streng gegliederte Fassade ist ein zentraler Bestandteil der architektonischen und optischen Konzeption des Gebäudes. Eine Verkleidung mit Dietfurter Kalkstein nimmt die Materialität vorhandener Bauteile auf und soll zur Wertigkeit und Langlebigkeit des Neubaus beitragen, so das Architektenteam.

Das Material wird als „wartungsarmer Naturstein“ bezeichnet und soll ressourcenschonend im Betrieb sein. Das allerdings wird sich erst im Praxistest beweisen lassen.

© Foto: Stefan Müller

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© Thomas Müller Ivan Reimann Architekten

Quellen: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Thomas Müller Ivan Reimann Architekten, Wikipedia, Architektur Urbanistik Berlin