Standdatum: 21. Dezember 2025.
Autorinnen und Autoren:
Matthias Röhrs
Die Fische werden nach der Rogen-Entnahme zurück ins Wasser gesetzt und erleiden keinen Schaden.
Bild: Isabel Tanzberger
In der Weser leben viele Fischarten – doch Wanderfische wie der Lachs kämpfen ums Überleben. Bremer Forscher und Angler wollen das ändern und ihnen bei der Vermehrung helfen.
Die gute Nachricht: Die Artenvielfalt in der Weser ist relativ hoch. Das sagt Thomas Klefoth, Professor für Ökologie und Naturschutz an der Hochschule Bremen. Die schlechte Nachricht: Einige Fischarten sind stark bedroht. Insbesondere Wanderfische wie der Lachs, die Meerforelle oder auch das Neunauge. Gerade die Gebäude am Fluss würden den Tieren das Leben schwer machen, sagt Klefoth.
„Wir haben Querverbauungen wie das Weserwehr in Hemelingen, das schwer zu überwinden ist für die Fische. Dazu gibt es viele weitere kleinere Wehre, die den Aufstieg der Fische erschweren oder sogar verhindern“, erläutert Klefoth. Außerdem fehle es häufig an Plätzen, wo die Fische laichen können, also zum Beispiel Kiesbänke oder natürliche Flussstrukturen wie Auen. Fischlaich, also die Eier, die in den Kiesbänken abgelegt wurden, erstickten heutzutage oft unter Sand.
Lachs soll sich wieder besser vermehren können
Die Sperma-Entnahme einer männlichen Regenbogenforelle.
Bild: Sandra Bauschke
Das führe dazu, dass einige Arten kurz vorm Aussterben sind – oder zumindest stark bedroht. Zumindest für den Lachs soll es nun aber wieder aufwärtsgehen. Zusammen mit den Angelvereinen in der Region versucht die Hochschule Bremen seit November, seinen Bestand in der Weser und ihren Nebenflüssen wieder zu vergrößern: mit dem „Weser-Lachs-Projekt“.
Zunächst gibt es dabei ein Monitoring, bei dem das Projektteam schaut, welche Methoden der Renaturierung wie gut funktionieren. Doktorandin Isabel Tanzberger, die das Projekt maßgeblich durchführt, erklärt, dass dabei zunächst einmal untersucht werde, was bereits geschieht, um die Lachse zu schützen und zu vermehren.
Neues Bruthaus am Bremer Stadtwaldsee soll helfen
Die Eier und Samen kommen in ein Bruthaus.
Bild: Isabel Tanzberger
Das Ziel: Handlungsempfehlungen, wie die Lachs-Population lokal wieder steigen kann – zunächst in der Region, aber später vielleicht auch in ganz Europa, umreißt Projektleiter Klefoth. Dazu prüft die Hochschule unter anderem, wie gut ähnliche Projekte funktionieren und probiert selbst einiges aus. Das bedeutet: viele Gespräche mit den Angelvereinen und allen anderen Verbänden, die mit der Weser zu tun haben – also zum Beispiel Deichverbände, Unterhaltungsverbände und mehr.
In der Praxis stehen Isabel Tanzberger und das Projektteam oft selbst an den Flüssen und Bächen der Region und fangen Fische. Diese werden dann „abgestriffen“. „Das heißt, wir haben Eier und Samen gewonnen, die dann in ein Bruthaus kommen, wo die Fische aufgezogen werden, bevor sie wieder ausgesetzt werden“, erklärt Tanzberger.
„Leuchtturmprojekt“ für die Region
Isabel Tanzberger, Maik Buldt und Martin Schüppel vom Fischerei- und Gewässerschutz-Verein Lilienthal und Umgebung e.V. beim Laichfischfang an der Wörpe.
Bild: Isabel Tanzberger
Ein solches Bruthaus möchte der Sportfischer-Verein Bremen ab 2026 am Stadtwaldsee in Bremen bauen. Der definiert sich als erster Natur- und Gewässerschutzverein Bremens, gegründet 1908 aus einem Protest gegen das Weserwehr in Hemelingen. Claus Lumma, Referent für Gewässerschutz im Verein, spricht von einem Leuchtturm-Projekt in der Region.
Es sei im Prinzip eine Halle mit vielen Schränken drin – so beschreibt er grob das Projekt. Die Auswirkungen: groß. Bis zu eine Million Junglachse im Jahr sollen irgendwann mal von dort aus ausgewildert werden. Ohne die Gefahr, vorher zu ersticken oder von Räubern gefressen zu werden.
Größere dieser sogenannten Brütlinge werden zusätzlich mit Sendern ausgestattet, um später ihren Weg nachverfolgen zu können. Auch das ist Teil des „Weser-Lachs-Projekts“. Rund zwei Millionen Euro kostet die Aufzuchtstation, die Hälfte muss der Verein selbst aufbringen.
Lachs darf auch künftig nicht beangelt werden
„Wir als Verein wollen damit ein Signal für die Region setzen. Um zu zeigen: Die Fische, und gerade auch der Lachs, brauchen hier eine Lobby. Damit sie nicht nur geräuchert auf dem Brötchen landen, sondern dass sie in unseren Gewässern fortbestehen können“, so Lumma. Das bedeutet auch, dass die Lachse nicht geangelt werden dürfen.
Das Weserlachs-Projekt ist zunächst für anderthalb Jahre ausgelegt, kann aber verlängert werden, sagt Isabel Tanzberger. Dass es funktionieren kann, zeige ein ähnliches Projekt mit dem Nordseeschnäpel, so Claus Lumma. Der Nordseeschnäpel vermehre sich in der Region mittlerweile wieder aus eigener Kraft. Ein Erfolg, den Verein und Hochschule gerne wiederholen würden – nur eben mit dem Lachs.
Quelle:
buten un binnen.
Dieses Thema im Programm:
Bremen Eins, Der Nachmittag, 19. Dezember 2025, 16.46 Uhr



