„Schaut Euch Deutschland an. Deutschland war frei von Kriminalität“, hat US-Präsident Donald Trump jüngst in einem Interview unwidersprochen behauptet. Und er bekommt Zustimmung zu dieser Aussage: „Er hat vollkommen recht“, verbreiten Nutzer sozialer Netzwerke. Was meinen Fachleute, was sagt die Statistik?
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Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) erfasst die Zahl der Straftaten in der Bundesrepublik. Seit Jahrzehnten sind das mehrere Millionen Fälle pro Jahr.
Fakten
Die Grundtabelle der PKS reicht bis ins Jahr 1987 zurück. Dort hat das Bundeskriminalamt (BKA) sämtliche erfassten Straftaten des jeweiligen Jahres aufgeführt. 1987 beispielsweise werden für die alte Bundesrepublik 4,44 Millionen Fälle gezählt. Im Jahr 1993, als das wiedervereinte Deutschland erstmals insgesamt betrachtet wurde, waren es 6,75 Millionen registrierte Straftaten. Für das bisher letzte Berichtsjahr 2024 gibt das BKA 5,84 Millionen Straftaten an.
Trumps Aussage „Germany was crime-free“ kann also für die vergangenen fast 40 Jahre als widerlegt gelten. Aber welchen Zeitraum hat der US-Präsident überhaupt gemeint? Sein Satz im Interview des Magazins „Politico“ ging noch weiter: „Deutschland war frei von Kriminalität, und Angela hat zwei große Fehler gemacht: Einwanderung und Energie“, sagte Trump dort. Es ist dieses Interview, auf das sich die im Post zitierte Bild-Zeitung in ihrer Berichterstattung bezieht.
Hat also die Einwanderungspolitik von Angela Merkel, die von 2005 bis 2021 deutsche Bundeskanzlerin war, die Kriminalität ansteigen lassen? Laut BKA-Statistik jedenfalls nicht: für das erste volle Jahr ihrer Amtszeit, 2006, verzeichnet die PKS-Grundtabelle 6,30 Millionen Straftaten bundesweit. Als sie im Dezember 2021 aus dem Amt schied, waren es 5,04 Millionen – der niedrigste Stand, seit die Taten für ganz Deutschland erhoben werden.
Und die Flüchtlinge von 2015/16?
Merkels Migrationspolitik wird häufig mit den Menschen in Verbindung gebracht, die 2015/16 in großer Zahl vor dem blutigen Bürgerkrieg in Syrien flüchteten. Zeitgleich mit der Ankunft Hunderttausender Flüchtlinge stieg in Deutschland auch die Zahl der Straftaten etwas an – blieb aber stets unter den Werten etwa der Jahre 2001 bis 2005. Schon im Jahr 2017 fiel die Zahl auf den niedrigsten Stand seit 1993.
Auch wenn man die Zahl der Fälle pro 100.000 Einwohner betrachtet, lag diese in den Jahren 2015/16 und danach keineswegs besonders hoch. Im Gegenteil: Die PKS-Tabelle verzeichnet den höchsten Stand im Jahr 1993 mit 8336 Straftaten pro 100.000 Einwohner, auch in den vier folgenden Jahren lag sie über 8000. Im Jahr 2015 verzeichnete das BKA einen Wert von 7796 und im Jahr darauf von 7754. Im vergangenen Jahr waren es weniger als 7000 Fälle pro 100.000 Einwohner.
„Deutschland ist grundsätzlich ein sicheres Land“, erklärt der Kriminologe Dietrich Oberwittler vom Max-Planck-Institut zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht. In den vergangenen 20 bis 30 Jahren sei die Kriminalität teilweise deutlich gesunken. Berechnungen zur Kriminalität von Ausländern sind Fachleuten zufolge zudem fehleranfällig. Der Wissenschaftler Christian Walburg von der Deutschen Hochschule der Polizei legt dar, warum man das Thema differenziert betrachten sollte.
Weniger Tote durch Schusswaffen
Deutschland war und ist also nicht „frei von Kriminalität“, aber im internationalen Vergleich relativ sicher. In dem Land, das Donald Trump in zweiter Amtszeit regiert, ist beispielsweise Waffengewalt viel verbreiteter als in Europa. So sterben in den USA gut zehnmal mehr Menschen durch Schüsse als in Deutschland, wie eine Studie aus dem Jahr 2018 feststellte.
(Stand: 15.12.2025)
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