Der beliebteste Mensch Mittelfrankens? Darüber gibt’s keine validen Erhebungen. Aber es gäbe da jemanden, auf den sich – exklusiver Empirie zufolge – so ziemlich alle einigen können, über den man tatsächlich noch nie ein schlechtes Wort gehört hat. Und nein, es ist nicht der Mann mit den Würsten auf Instagram.

Wer also? In einem im Süden des Freistaats erscheinenden Blatt ist das etwas komplizierter zu erklären. Was der Betreffende in einem SZ-Interview mal mit der Feststellung „In München kennt mich keine alte Sau“ auf den Punkt gebracht hat. Die Rede ist von Klaus Schamberger, 83, der einräumt, in seiner Stadt, Nürnberg, quasi weltberühmt zu sein.

Warum diesen Mann dort fast alle, 160 Kilometer weiter südlich kaum einer kennt, anders als den Würste-Mann? Würde zu weit führen. So weit nur: Schamberger hat seine Kolumnen in der Nürnberger AZ geschrieben (heute in den Nürnberger Nachrichten und der Nürnberger Zeitung). Als ihn die Abendzeitung in den Neunzigerjahren bat, das künftig in München zu tun und Sigi Sommer zu beerben – lehnte er ab. Als Nürnberger den Münchnern ihre Stadt erklären? Hielt er für Größenwahn.

Ein Lieblingsthema hat Schamberger: den örtlichen Fußballverein. Über den hat er die schönste aller denkbaren Liebeserklärungen in die Welt gesetzt: „Der Glubb is‘ a Debb.“ Und er pflegt ein Leitmotiv, das seine Bücher, seine Kolumnen, sein Leben durchzieht: Hass ist Mist. Weshalb auch der Hass zwischen Städten und Vereinen Mist ist. Also auch der (leider mitunter verbreitete) zwischen dem Club und den Ferddern.

Hass-Parolen auf der Tribüne? Schamberger hat nie im Ansatz versucht, angesichts dessen einfach nur nett zu bleiben. Den Herrschaften, die solche Parolen verbreiten, attestiert er „vor Dummheit gaafernde Lippen“, „Inkontinenz im Mundbereich“ und „Hirnverstopfungen“.

Die Wirkung? Arg überschaubar, trotz aller Beliebtheit Schambergers. „Da kannst du rumtun wie der Don Quijote“, hat er in besagtem SZ-Interview gesagt, bei einigen nutze das nichts: „Das ist keine Rivalität, das sind auch keine Neckereien mehr.“ Sondern eben: „verblöderter“ (um es mit Schamberger zu sagen) Hass.

Derzeit wird in Franken darüber diskutiert, ob man ein „Interims-Stadion“ errichten soll, um dort Fußballspiele auszutragen, während das Nürnberger Max-Morlock-Stadion umgebaut wird. Die Debatte ist noch im Anfangsstadium. Eines aber ist jetzt schon klar: Sollte ein solches Ausweichstadion gebaut werden, wird das teuer.

Die Tatsache, dass direkt am westlichen Nürnberger Ortsschild eine andere Stadt beginnt, die kommod mit der U-Bahn erreichbar wäre und über ein Stadion verfügt, in dem sogar schon Bundesligaspiele stattgefunden haben, spielt in dieser Debatte bislang kaum eine ernsthafte Rolle. Der Club in Fürth? Für viele kommt das offenbar schlicht nicht infrage. Grundsätzlich nicht. Niemals. Muss man gar keine abwägenden Gedanken daran verschwenden. Auch wenn gerade nirgends mehr Geld übrig ist.

Was nur, nach Schamberger, beweist: Das übertriebene Nürnberg-Fürth-Ding ist nicht bloß „blöd“. Es kommt im Zweifelsfall auch richtig teuer.