Der Vorgänger von Frankreichs neuem Riesen-Kriegsschiff: Der Flugzeugträger „Charles de Gaulle“

Der Vorgänger von Frankreichs neuem Riesen-Kriegsschiff: Der Flugzeugträger „Charles de Gaulle“

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Costas Baltas

Frankreich investiert trotz Schuldenkrise in ein gewaltiges Rüstungsvorhaben: einen neuen, atomgetriebenen Flugzeugträger. Der PA-NG soll mit modernster Technik und enormer Größe zum Symbol französischer Stärke werden. Doch Kritiker warnen auch vor einer Schwäche solcher Superwaffen.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron treibt trotz angespannter Haushaltslage ein militärisches Prestigeobjekt voran. Für schätzungsweise zehn Milliarden Euro soll Frankreich einen neuen Flugzeugträger mit Atomantrieb erhalten. Das Super-Schiff soll größer werden, als das 2001 in Dienst gestellte Modell „Charles de Gaulles“.

Nach gut zwei Jahrzehnten im Einsatz wird es immer wartungsanfälliger. Das neue, als PA-NG (Porte-Avions Nouvelle Generation) bezeichnete Modell, soll 310 Meter lang werden und eine Wasserverdrängung, also ein Gewicht, von 78.000 Tonnen haben und Platz für 2000 Seeleute bieten. Die neue französische Flugzeugträgergeneration wäre also deutlich mächtiger als das bisherige „Charles de Gaulles“-Modell mit 42.500 Tonnen Wasserverdrängung.

Es wäre damit das größte, jemals in Europa gebaute Kriegsschiff. Frankreich ist bislang außer den USA noch die einzige Nation, die einen Atomantrieb für Flugzeugträger einsetzt. Die Pariser Regierung und die Militärs signalisieren mit dem Bau, dass sie nicht an ein Ende der Flugzeugträger-Ära glauben. Kritiker sehen jedoch durch den Einsatz von Hyperschallraketen oder modernen Torpedos eine wachsende Gefahr für die großen schwimmenden Festungen. Sie werden in der Praxis von einer Flotte an Begleitschiffen geschützt.

Der größte Flugzeugträger ist für die USA im Einsatz

Die Pariser Entscheidung liegt im Trend: Weltweit steigt die Zahl der Flugzeugträgerprojekte, wobei die Schiffe immer größer werden. So treiben Indien und China neue Vorhaben voran und die USA modernisieren ihre Flotte. Der größte Flugzeugträger weltweit ist die USS Gerald R. Ford mit etwa 100.000 Tonnen Wasserverdrängung und 333 Metern Länge.

Auch in der Türkei wird an einem vollwertigen Flugzeugträger gebaut. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat jüngst die Größe des Modells MUGEM (Milli Uçak Gemisi, „Nationaler Flugzeugträger“), der komplett im eigenen Land gebaut werden soll, mit 300 Meter beziffert. Der Stapellauf ist für 2027/2028 geplant und die Übergabe an die Marine soll vor 2030 erfolgen. MUGEM soll rund 60.000 Tonnen Wasser verdrängen.

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Als Präsident Macron jetzt den Bau der neuen Flugzeugträgergeneration bei einem Truppenbesuch in Abu Dhabi verkündete, begründete er den Schritt damit, dass Frankreich stark sein müsse, „um gefürchtet zu werden. Und insbesondere stark auf See!“ Und weiter: „Dieser neue Flugzeugträger wird ein Beweis für die Macht unseres Landes sein, eine Macht der Industrie und Technologie. Macht im Dienste der Freiheit auf hoher See.“ Über 800 Zulieferfirmen wären am Bau beteiligt. Die Inbetriebnahme ist für 2038 geplant.

Soweit bekannt, mündeten die mehrjährigen Planungsarbeiten an dem PA-NG-Modell in einem 17.200 Quadratmeter großem Flugzeugdeck mit etwa 90 Meter Breite. Die Technik wird für etwa 30 Kampfflugzeuge oder unbemannte Kampfdrohnen (UCAVS) sowie weitere Starr- und Drehflügler ausgelegt. Neben den bisherigen Rafale-Kampfjets könnte womöglich auch der Kampfjet aus dem deutsch-französisch-spanischen FCAS-Projekt auf dem Flugzeugträger stationiert werden, falls das heftig umstrittene Vorhaben noch zustande kommt.  

Der Atom-Antrieb des Flugzeugträgers

Der Flugzeugträger soll ein dreispuriges elektromagnetisches Flugzeug-Katapultstartsystem (EMALS) und ein modernes Landungs-Fangsystem erhalten. Nach bisheriger Berichterstattung wird diese moderne Start- und Landetechnik aus den USA bei General Atomics eingekauft. Das elektromagnetische Katapultsystem erlaube höhere Startgewichte der Flugzeuge, als dies bei der herkömmlichen dampfbetriebenen Starttechnik der Fall ist. Ein Manko des bisherigen Flugzeugträgers „Charles de Gaulles“ soll beseitigt werden: Künftig seien parallel Starts und Landungen möglich. Dies erlaube eine größere Flexibilität im Einsatz.

Ein Schwerpunkt der Flugzeugträger-Neuentwicklung werden auch die zwei Druckwasserreaktoren vom Typ K22 mit jeweils über 220 Megawatt Leistung für den Antrieb und die Stromversorgung des Super-Schiffs sein. Die Reaktoren werden unter der Regie des hauptsächlich staatlichen Unternehmens TechniAtome als Spezialist für Atomantriebe für U-Boote und Flugzeugträger entwickelt und gebaut. Frankreich will damit den Anschluss in der maritimen Atomtechnik halten.