
AUDIO: Hannover: Outdoor-Piano auf dem Opernplatz (4 Min)
Stand: 22.12.2025 15:10 Uhr
Seit ein paar Tagen schmückt ein 500 Kilogramm schwerer schwarzer Beton-Flügel den Opernplatz in Hannover. Nach Angaben der Initiatoren ist es das erste Outdoor-Piano Norddeutschlands.
Schon von Ferne ist die Klaviermusik über den ganzen Opernplatz zu hören. Um den schwarzen Flügel steht eine kleine Gruppe von Schülerinnen und Schülern. Marla ist eine von ihnen. Sie sitzt davor und spielt. Dank Stundenausfall haben sie alle Zeit gehabt, sich das Beton-Instrument anzuschauen. Vorbei eilende Passanten bleiben stehen und hören der Schülerin zu. Dann eilen sie weiter, neue kommen, applaudieren oder rufen „Danke für die Musik“. Kaum wird der Platz am Klavier frei, sitzt auch schon der nächste darauf. Ein Zuhörer packt spontan eine Mundharmonika aus und steigt mit ein.
Daniel Pflieger ist Gründungsmitglied vom Verein Piano Bombing und hatte letztes Jahr bei einer Ausschreibung der Stadt Hannover die Idee vorgeschlagen. Mit seinem Verein hat er bereits über 30 Klaviere in ganz Deutschland aufgestellt. Seine Erfahrung ist, „dass so ein Klavier an einem Ort den jeweiligen Ort aufwertet. Da passiert was. Da begegnen sich Menschen, da gehen Menschen mit einem Lächeln weiter – es macht was mit der Umgebung. Die erste Spielerin war ein 8 Jahre altes Mädchen. Sie kam, während wir das aufbauten, mit ihrer Mama vorbei und fragte, ob sie vielleicht sich kurz hinsetzen und es ausprobieren könnte – sie hat nämlich seit vier Wochen Klavierunterricht. Und sie wollte mal ‚Jingle Bells‘ zum Besten geben. Und das hat sie getan. Danach haben sechs Leute applaudiert und sie ist dadurch innerlich einige Zentimeter gewachsen.“
Große Planungen für den Einsatz

Das Beton-Piano zieht die vorbeieilenden Menschen an.
Die vorgetragenen Werke reichen von Coldplay bis zu sämtlichen Film-Musiktiteln oder auch klassischen Stücken. „Ich arbeite hier und mache jetzt gerade Mittagspause“, sagt ein Mann. „Ich finde das großartig. So junge Leute, dass sie sich das trauen.“ Ein anderer meint: „Das ist schon was Tolles. Man erwartet das halt nicht immer, was so in Menschen steckt, an Talenten.“
Jasmin Laske ist die Projektleiterin der Smart City Initiative „Hannovativ“ der Stadt Hannover, die das Klavier-Projekt durchgeführt hat. Für sie ist es wichtig, „die Kultureinrichtungen nach draußen zu holen und die Plätze vor den Einrichtungen zu beleben. Und vor allem jetzt auf dem Opernplatz neue Qualitäten zu schaffen.“ Das Outdoor-Piano soll in Zukunft auch bei Open-Air-Konzerten von großen Stars bespielt werden.
Der schwarze Flügel soll auch bunt werden
Damit das Beton-Klavier nicht durch Vandalismus oder Witterung beschädigt oder sogar geklaut wird, ist es aus Beton und wetterfest gemacht. Im Innern ist ein Elektroklavier verbaut. Über eine App kann das Instrument jederzeit angesteuert werden – beispielsweise um es nachts leiser zu stellen. In der App kann Jasmin Laske auch sehen, wie viel darauf musiziert wird. „Das ist echt krass, weil eigentlich fast Tag und Nacht durchgespielt wird“, sagt sie.
Langfristig soll das bisher schwarze Klavier auch noch bunt werden. Daniel Pflieger hofft, dass man es in Zukunft mit ähnlichen Modellen in anderen Städten koppeln kann und ganz neue Möglichkeiten entstehen, zum Beispiel ein vierhändiges Spiel und das städteübergreifend. „Dann treffen sich Menschen digital und analog gleichzeitig und spielen, aber mit 500 Kilometern oder noch mehr Distanz dazwischen.“
Die Schülergruppe hat inzwischen ihre Smartphones rausgeholt, um den Text von Adeles „Someone Like You“ mitzusingen, dass im Hintergrund der Bus vorbeirumpelt, Autos hupen und die Innenstadt lärmt, stört hier niemanden. Hier begegnen sich Menschen für einen kurzen Moment im Alltag – mit Musik.