Berlin – Stadtrat sperrt wichtige Durchgangsstraße für den Autoverkehr. Anwohner und Dienstleister sind im Nachteil und werden nicht gefragt.
Das Bezirksamt Mitte hat mal wieder zugeschlagen und eine wichtige Verbindungsstraße für Autofahrer blockiert: Auf der Kreuzung Alte Jakobstraße/Kommandantenstraße stehen jetzt Poller. Nur Fahrräder kommen noch durch.
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Der zuständige Stadtrat für Ordnung, Umwelt, Natur, Straßen und Grünflächen, Christopher Schriner (Grüne), spricht von einem „Klimakiez“, der hier verwirklicht werde.
Der Anwohner Dr. Bernd Ramm schildert uns die Lage so: „Es ist nicht mehr möglich, das kurze, nicht besiedelte Stück der Alten Jakobstraße mit dem Auto bis zur Oranienstraße zurückzulegen. Stattdessen muss man über die Kommandantenstraße und Alexandrinenstraße, die dicht bebaut und bewohnt sind, ausweichen.“ Ramm betrachtet die neuen Poller als „glatte Schikane der Autofahrer“.
Ganz anders sieht es Stadtrat Schriner. Er nennt die Poller „diagonale Modalfilter“. Damit sei ein „weiterer Schritt zur Verbesserung der Verkehrssicherheit sowie der Lebensqualität in der nördlichen Luisenstadt erfolgt.“ Der „Kfz-Durchgangsverkehr auf der Alten Jakobstraße zwischen Oranienburger Straße und Annenstraße“ sei nun „unterbunden“. Für „Anwohnende des Kiezes werde eine spürbare Reduzierung von Lärm und Luftbelastung“ erreicht.
Allerdings hatte Schriner gar nicht alle „Anwohnenden“ befragt, ob sie damit einverstanden sind, dass der Verkehr „unterbunden“ wurde. Sie wurden übergangen, so wie Dr. Bernd Ramm, der uns die Lage schilderte.
Schriner verweist stattdessen auf einen „Nachbarschaftsrat“, der die Poller gewünscht habe. Die Nachbarschaftsrat aber ist, wie immer in solchen Fällen, nicht repräsentativ besetzt. Es handelt sich um eine Bürgerinitiative, die einseitig den Autoverkehr benachteiligen will.
Mit seiner Pollerei sieht sich Stadtrat Schriner sogar in der Vorreiterrolle für ganz Deutschland. Schließlich werde der neue Klimakiez in Kreuzberg vom Bundesumweltministerium gefördert und „in Kooperation mit dem Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit (RIFS) des Helmholtz-Zentrums Potsdam sowie der Universität Heidelberg durchgeführt“, meldete er stolz. Diese wissenschaftliche Begleitung der Poller sei „beispielhaft“. Die Erkenntnisse daraus ließen sich „auf vergleichbare Projekte in Berlin und ganz Deutschland übertragen“.
Tatsächlich ist es nicht der erste „Klimakiez“, den Schriner ausruft. Erst im Oktober wurden bereits am Leopoldplatz die Kreuzungen Antonstraße/Ruheplatzstraße und Prinz-Eugen-Straße/Adolfstraße/Plantagenstraße verpollert.
Die versperrten Straßen sind unterdessen nicht nur ein Ärger für Anwohner. Auch alle Dienstleister werden schwer beeinträchtigt: Paketzusteller, Handwerker, ambulante Pflegedienste, Rettungsdienste – alle bleiben in den Straßensperren hängen. Die Feuerwehr hat mehrfach erklärt, dass verpollerte Straßen zu längeren Anfahrtswegen führen und im Notfall kostbare Zeit vergeudet wird.
Alles vergebens: Grüne Bezirkspolitiker erheben sich über alle Einwände und ziehen ihre Klimakieze durch. Sie wollen die Welt retten und gehen dafür über die Interessen der Menschen hinweg.
Hat Gunnar Schupelius recht? Schreiben Sie an: gunnar.schupelius@axelspringer.de