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Aktivisten bekleben Müller-Milch-Produkte wegen der Kontakte des Unternehmers Theo Müller zu AfD-Chefin Alice Weidel mit diesen Aufklebern. © Montage: Campact e.v., Imago/Robert Michael, Andreas Gora
In einem Supermarkt in Würzburg wurden Molkereiprodukte mit Anti-AfD-Aufklebern versehen. Der Marktleiter spricht von „infantilem Gehabe“. Auch in Augsburg gibt es Proteste.
Würzburg/Augsburg – Aktivisten haben in einem Würzburger Supermarkt mehrfach Produkte des schwäbischen Molkereimultis Theo Müller mit Aufklebern wie „Jetzt mit AfD-Geschmack“ beklebt und rechte Magazine wie „Tichys Einblick“ und das vom Verfassungsschutz beobachtete „Compact“ beschädigt.
Theo Müller mit Alice Weidel (Mitte) und seiner Frau Beate Ebert bei den Bayreuther Festspielen 2025. © Schuhmann Alexander/picture alliance
AfD-Chefin Alice Weidel war laut „Spiegel“ im Sommer dieses Jahres bei Müllers 85. Geburtstagsfeier in Freising-Weihenstephan bei München zu Gast. Auch Vertreter von FDP und CSU waren demnach anwesend. Bei den Bayreuther Festspielen wurden die beiden ebenfalls miteinander gesehen. Die „Bild“ berichtete über ein gemeinsames Treffen in Cannes. Über seine Kontakte zur AfD sagte Müller 2023 dem „Handelsblatt“: „Bei den Gesprächen mit Frau Dr. Weidel galt mein Interesse dem Programm der AfD sowie ihrer persönlichen Ansicht zur aktuellen Politik.“ Er habe „nicht den geringsten Anhaltspunkt“ gefunden, der auf eine NS-Ideologie schließen lasse. Das wäre für ihn „ein absolutes No-Go“. Müllers Unternehmen hat seinen Stammsitz in Aretsried (Landkreis Augsburg)
Milchmulti Theo Müller wird immer wieder mit AfD-Chefin Alice Weidel fotografiert
Schon lange gibt es wegen Müllers Kontakten zu Weidel Boykott-Aufrufe gegen die Müller-Produkte, der auf Online-Petitionen ausgerichtete Verein Campact vertreibt die Aufkleber für die Supermärkte. Campact nennt auch die Müller-Marken „Weihenstephan“, „Sachsenmilch“, „Homann“-Soßen oder „Landliebe“. Der Würzburger Marktleiter hat kein Verständnis, er hing laut Bayerischem Rundfunk (BR) einen Zettel aus: „Verehrte Weltverbesserer und Demokratieretter, Ihre Zerstörungswut nimmt immer weiter zu. Dieses infantile Gehabe kann ich nicht länger dulden, da Sie mein Eigentum zerstören.“
„Unsere Kampagne richtet sich in keinster Weise gegen einzelne Supermarktketten – vielmehr geht es uns darum, auf die problematische Nähe des Unternehmensgründers Theo Müller zur AfD aufmerksam zu machen und eine Debatte darüber anzuregen“, erklärt eine Campact-Sprecherin gegenüber IPPEN.MEDIA. Aber sie sagt: „Theo Müllers Sympathiebekundungen tragen dazu bei, die Politik der rechtsextremen AfD salonfähig zu machen.“ Der Verfassungsschutz stufte die AfD im Mai dieses Jahres als „gesichert rechtsextremistische Bestrebung“ ein.
Kampagne in Supermärkten: Marktleiter spricht von „infantilen Gehabe“
Die Anti-Müller-Kampagne habe „enorm viel positiven Rücklauf“ bekommen, sagt die Sprecherin: „Seit dem Start der Kampagne am 22. September 2025 sind mehr als 2,2 Millionen Sticker an knapp 100.000 Haushalte verschickt worden.“ Mehrfach hätte der Verein Sticker nachdrucken müssen. Auch eine Spendenaktion zur Finanzierung der Kampagne sei sehr erfolgreich gewesen. „Mit dem Geld wollen wir Theo Müllers AfD-Nähe deutschlandweit im öffentlichen Raum sichtbar machen“, so die Sprecherin weiter.
Sie erklärt außerdem: „Am Montag haben wir unsere Protestaktionstour in Lüneburg gestartet.“ Dort ist der Müllerkonzern derzeit dabei, die Joghurtmarken „Elinas“ und „Lünebest“ sowie das Joghurt-Werk in Lüneburg von der Molkereigenossenschaft Hochwald Foods GmbH zu kaufen. Das Kartellamt genehmigte die Übernahme am Mittwoch (17. Dezember). Am Mittwochabend stand eine REWE-Filiale in Augsburg auf dem Programm und am Freitag Dresden. „Wir setzen auf Aufklärung, damit Kunden selbst entscheiden können, ob sie die Produkte von einem Unternehmen kaufen möchten, deren Gründer öffentlich die AfD unterstützt.“
Das Aufkleben von Stickern auf Produkte im Supermarkt sei grundsätzlich nicht strafbar, ergänzt die Sprecherin, sofern die Produkte nicht beschädigt oder dauerhaft überklebt werden. „Deswegen sind die von Campact produzierten Sticker jederzeit leicht ablösbar.“ Eine Würzburger Juristin bestätigt diese rechtliche Einschätzung gegenüber dem BR.
Auch in Heilbronn gab es eine Stickeraktion in einer Kaufland-Filiale. Bei einem Konzert der Schlagerkönigin Vicky Leandros in Regensburg tauchte Weidel als Gast der Schlossbesitzerin Gloria von Thurn und Taxis auf, obwohl die Sängerin sich das ausdrücklich verbeten hatte.