Es fängt oft mit Hautveränderungen an, im weiteren Verlauf nehmen die Nerven Schäden, Berührungsempfindung sowie Schmerz- und Temperaturempfinden werden zunehmend beeinträchtigt. Laut Deutscher Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V.[1] erkranken weltweit jährlich rund 200.000 Menschen neu an Lepra. Europa galt jedoch lange als Lepra-frei, jedoch meldeten jüngst Kroatien und Rumänien neue Fälle – nach 30 bzw. über 40 Jahren.

Doch das ist kein Grund zur Sorge: Lepra ist nur wenig ansteckend, im Falle einer Infektion gut behandel- und sogar vollständig heilbar. Was Sie über die chronische Infektionskrankheit wissen sollten.

Was ist Lepra?

Lepra ist eine Krankheit, die durch die Bakterien mit Namen „Mycobacterium leprae“ verursacht wird. Sie wird auch Hansen-Erkrankung genannt, da das Lepra-Bakterium im Jahr 1873 von dem norwegischen Arzt Gerhard Armauer Hansen entdeckt wurde.

Lepra kommt vor allem in Teilen Südostasiens, Südamerikas und Afrikas vor. Die Inkubationszeit beträgt im Schnitt etwa drei bis vier, kann aber auch bis zu 30 Jahre betragen. Die Krankheit wird mit einer Kombination verschiedener Medikamente behandelt und ist damit gut behandel- und auch heilbar. Beginnt die Behandlung in einem frühen Stadium, können Lepra-bedingte Behinderungen in der Regel verhindert werden.

Mikroskopaufnahmen zeigen das Bakterium „Mycobacterium leprae“ in einer 3D-Illustration.

Mikroskopaufnahmen zeigen das Bakterium „Mycobacterium leprae“ in einer 3D-Illustration.

Wie wird Lepra übertragen?

Wichtig: Lepra wird höchstwahrscheinlich übertragen, indem man über längere Zeit engen Kontakt zu einer unbehandelten Lepra-erkrankten Person hat und dabei Tröpfchen aus Nase oder Mund einatmet, die die Bakterien enthalten. Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO)[2] schreibt, wird die Krankheit NICHT durch normalen Kontakt übertragen, zum Beispiel durch Händeschütteln, Umarmen, gemeinsames Essen oder nebeneinander Sitzen.

Sobald die Behandlung begonnen wird, kann der Patient bzw. die Patientin die Krankheit nicht mehr weitergeben. Leider erleben Menschen mit Lepra in vielen Gesellschaften Ausgrenzung und Diskriminierung. Dies geschieht oft aus Unkenntnis, da viele eine veraltete Vorstellung von der Krankheit und ihrer Übertragung haben.

Wann trat Lepra zuletzt in Deutschland auf?

Wie das Robert Koch-Institut (RKI) in seinem Epidemiologischen Bulletin[3] schreibt, trat im Jahr 2024 ein einziger Lepra-Fall in Deutschland auf, wobei die Infektion wahrscheinlich in Ghana und damit im Ausland erfolgte. Mit weltweit jährlich rund 200.00 Infektionen zählt Lepra laut WHO zu den 20 vernachlässigten Tropenkrankheiten.

Eine Illustration zeigt eine große Mücke, die über einer Weltkarte mit Fokus auf Europa schwebt, passend zum Thema Tropenkrankheiten in Europa.

Welche Symptome treten bei Lepra auf und wie verläuft die Erkrankung?

Nach Kontakt mit dem Erreger Mycobacterium leprae entwickeln nur etwa fünf Prozent der Personen Beschwerden. Lepra greift vor allem die Haut und die äußeren Nerven an. Wenn die Nerven betroffen sind, kann es zu Gefühlsstörungen und Problemen bei der Bewegung an den Stellen kommen, die von diesen Nerven gesteuert werden.

Zu den ersten Anzeichen gehören einzelne, kleine Hautveränderungen, die nicht besonders auffällig sind. Auf heller Haut erscheinen sie eher rötlich, auf dunkler Haut etwas heller als die Umgebung. Bei etwa drei Viertel der Erkrankten verschwinden diese Veränderungen von selbst wieder. Bei den übrigen geht die Krankheit in eine andere Verlaufsform über. Wie schwer die Erkrankung verläuft, hängt davon ab, wie gut das Immunsystem des Einzelnen die Krankheit abwehren kann.

Wenn das Immunsystem nur schwach auf die Krankheit reagiert, entstehen am ganzen Körper symmetrische Hautveränderungen. Im weiteren Verlauf können auch tiefere Hautschichten betroffen sein, besonders im Gesicht. Dabei können Augenbrauen ausfallen, und Schwellungen oder Knoten dem Gesicht ein löwenähnliches Aussehen verleihen.

Nervenzellen im Gehirn

Durch die Schädigung der Nerven treten starke Empfindungsstörungen auf. Betroffene spüren manchmal keinen Schmerz oder keine Temperatur mehr. Dadurch kann es häufiger zu Verletzungen kommen, die oft nicht bemerkt werden. Offene Stellen können sich entzünden, wenn Bakterien eindringen. Sind die Nerven, die die Muskeln steuern, beschädigt, kommt es zu Lähmungen. Dauerhafte Entzündungen und unbeachtete Verletzungen können schließlich zu verformten oder verkürzten Gliedmaßen führen, bei sehr schweren Entzündungen ist auch ein Verlust der Gliedmaßen möglich.

Je schwächer die Immunabwehr eines Menschen ist, desto ungehinderter können sich die Lepra-Erreger im Körper vermehren und einen schweren Krankheitsverlauf auslösen.

Eine Frau lächelt, während sie ein Stück Kaugummi in den Mund nimmt, symbolisch für innovative Ansätze zur Bekämpfung von Viren.

Was begünstigt eine Lepra-Infektion?

Lepra wird mittels Tröpfcheninfektion übertragen, beispielsweise beim Sprechen, Husten oder Niesen. Lepra ist jedoch gering ansteckend. Nur wer über einen längeren Zeitraum engen Kontakt zu einer infizierten Person hat, kann selbst auch Lepra bekommen. Hat eine mit Lepra infizierte Person eine Behandlung begonnen, ist sie in der Regel nicht mehr ansteckend.

Zu Faktoren, die eine Lepra-Erkrankung begünstigen, zählen neben andauerndem Stress auch schlechte Hygienebedingungen, Mangelernährung, beengte Wohnverhältnisse sowie unsauberes Trinkwasser. Deshalb trifft die Erkrankung meist Menschen in sehr armen Verhältnissen.

Wie wird Lepra diagnostiziert?

Lepra wird in erster Linie anhand der typischen Symptome diagnostiziert. Zusätzlich kann eine Laboruntersuchung helfen. Wie das Bundesministerium für Gesundheit[4] schreibt, wird bei der sogenannten Skin-Smears-Methode die Haut an bestimmten Stellen leicht angeritzt, um etwas Flüssigkeit aus dem Gewebe zu gewinnen. In dieser Flüssigkeit wird nach den Bakterien gesucht, die Lepra verursachen.

Bei den meisten Patientinnen und Patienten lässt sich die Krankheit auf diese Weise jedoch nicht sicher nachweisen. Verlässlicher sei meist die Untersuchung einer Gewebeprobe mittels Biopsie. Die entnommene Probe wird im Labor mikroskopisch untersucht, in der Regel nach einer speziellen Färbung wie der „Ziehl-Neelsen-Färbung“, um das Vorhandensein von säurefesten Stäbchen (Mycobacterium leprae) nachzuweisen.

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Wie wird Lepra behandelt?

Das Wichtigste: Lepra ist eine heilbare Krankheit. Die derzeit von der WHO empfohlene Behandlung besteht aus drei Antibiotika (Dapson, Rifampicin und Clofazimin) und wird Multidrug-Therapie (MDT) genannt. Der Medikamenten-Mix soll über einen Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten eingenommen werden, in dem die Bakterien abgetötet werden. Wie lange eine Patientin oder ein Patient die Medikamente erhält, hängt von der Schwere der Erkrankung ab.

Gleichzeitig zur Medikamentengabe sollen die Beschwerden behandelt werden, dazu zählen neben einer guten Wundversorgung die Pflege der betroffenen Haut, eine Bewegungstherapie bei Lähmungserscheinungen sowie eine Pflege der Augen.

Eine frühe Diagnose und eine schnelle Behandlung in einem spezialisiertem Zentrum sollen helfen, Behinderungen zu vermeiden und jederzeit reagieren zu können, falls Komplikationen auftreten.

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Was kann man präventiv gegen Lepra tun?

Vermeiden Sie engen und dauerhaften Kontakt mit unbehandelten Lepra-Erkrankten. Sollten Sie über einen längeren Zeitraum Kontakt zu erkrankten Personen gehabt haben, die noch keine Behandlung erhalten haben, wird eine Untersuchung empfohlen; genauso wie eine einmalige Behandlung mit dem Antibiotikum Rifampicin.

Derzeit ist kein Impfstoff gegen Lepra verfügbar. Es besteht jedoch eine immunologische Ähnlichkeit zwischen Lepra- und Tuberkulose-Erregern, weshalb Menschen, die gegen Tuberkulose geimpft wurden, auch einen gewissen Schutz vor Lepra haben.