– „Warum gibt es das eigentlich noch nicht in meiner Stadt?“, so oder so ähnlich entstehen oft die interessantesten Gastro-Ideen. Wie genau es bei Nürnbergs erster Leberkäse-Bar war, lesen Sie hier.
Freitagabend, langsam füllen sich die winterlichen Straßen der Nünberger Innenstadt. Die Scheiben des kleinen schwarzen Ladens in der Hinteren Sterngasse sind beschlagen. Durch ein leicht geöffnetes Fenster kann man Gelächter hören, Dampf und Röstaromen ziehen nach draußen. Marco Poidomani hat hier die erste Leberkäse-Bar in Nürnberg eröffnet.
Tagsüber hat er einen Bürojob, ist Vollzeit als Disponent angestellt, abends steht er hinter dem Tresen in der Hinteren Sterngasse 29. „Das muss man wirklich lieben, diese 25-Stunden-Tage“, scherzt er und holt die fertig gebackenen Leberkäse-Laiber aus dem Ofen.
Dabei wollte der 32-Jährige, dessen Vater selbst Gastronom war, eigentlich „nie in diese Schiene rein“, doch durch Zufall entdeckte er in Ingolstadt ein ähnliches Konzept und beschloss, dem seiner Meinung nach unterschätzten Leberkäse ein ganzes Gastro-Konzept zu widmen: „Wenn man mittags zum Metzger geht, kaufen Neun von Zehn da einen Leberkäs“, verdeutlicht er seine Verwunderung, dass es dafür noch keinen dedizierten Laden in Nürnberg gegeben habe.
„Der Ofen läuft quasi immer“, erklärt der Gastronom, „und kostet mich 4 Euro die Stunde“, vervollständigt er, bevor er laut lacht. Doch das lohne sich, wenn man rund 500 Leberkäse-Semmeln pro Nacht verkauft, denn mittags hat sein Lokal gar nicht geöffnet.
Anfangs hatte er unterschätzt, wie beliebt die vegane Variante werden würde, gibt Poidomani zu. Neben der pflanzlichen Alternative biete er wöchentlich neue Variationen an. Mal mit Pesto, auf Antipasti oder mit Spekulatius im Brät. Dieses Leberkäse-Brät sei stets der Ausgangspunkt seiner Kreationen, erklärt der Gastronom, denn „man kann damit so geiles Zeug machen“.
Einzig Puristen werden neben „Der Italiener“ oder „Das Christkind“ eventuell enttäuscht sein, denn einen klassischen Leberkäse mit Senf gibt es bei FranKäs nicht, „wir sind ja schließlich auch nicht normal“, rechtfertigt Poidomani diese Entscheidung. Trotzdem ist er überzeugt, dass in seinem neuen Laden jede und jeder fündig werde.
Gemeinsam mit seinem Cousin Claudio Pesce renovierte Poidomani den „sehr kleinen Laden“. Der Umbau sei sehr aufwändig gewesen und es „gibt nichts hier, was wir nicht gemacht haben“. Einzig die Holzvertäfelung der Bar, die hier vor langer Zeit einmal gewesen sei, ist geblieben.

Die Sternstunden der Leberkäse-Bar schlagen nachts: „Ab 1 Uhr ist bei uns die Hölle los“, stell der 32-Jährige klar. Und viele Kunden seien froh, nach dem Club „mal was anderes, als Burger oder Döner“ zwischen die Zähne zu bekommen.
Neben dem veganen Fleischkäse mit Antipasti, gibt es beispielsweise eine Version mit eingebackenem Käse, eine Semmel mit Pesto und Pizza-Leberkäse. Außerdem auf der Karte „Der Italiener“ oder der aktuelle Renner mit Spekulatius, Orangen-Chutney und Glühweinzwiebeln. Probieren kann man die unterschiedlichen Leberkäs-Weggla von Donnerstag bis Samstag, von 16 Uhr bis 22 Uhr, freitags und samstags sogar bis 4 Uhr.
Kurz vor Weihnachten hat sich der Gastronom noch einmal etwas Besonderes überlegt: Am 24. Dezember öffnet er ab 12 Uhr seine Türen für alle die, die „für die eine warme Mahlzeit keine Selbstverständlichkeit ist“. Er spendet Essen, hat die letzten Wochen Sachspenden gesammelt und möchte obdachlosen Menschen und jenen, die den Heiligabend vielleicht sonst hungrig oder alleine verbringen würden, eine Möglichkeit bieten, etwas warmes zu essen und ein wenig unter Menschen zu kommen.