
marktbericht
So kurz vor Weihnachten halten sich Anleger am deutschen Aktienmarkt zurück – bis zur Wallstreet-Eröffnung. Am späten Nachmittag schwappt die Kauflaune von den US-Börsen herüber nach Frankfurt.
Zwei Tage vor Weihnachten hielten sich Anleger am deutschen Aktienmarkt zunächst zurück. Viele Börsenprofis hätten ihre Bücher bereits geschlossen, heißt es. Der DAX bewegte sich im Handlesverlauf tendenziell im Minus – bis zur Wallstreet-Eröffnung. An den US-Börsen sind Anleger wieder in Kauflaune und treiben auch den DAX mit an. Der geht bei 24.283,97 Punkten aus dem Handel, bei Minus 0,02 Prozent und dampft seine Verluste vom Vormittag damit weitgehend ein. Tagesgewinner im DAX ist die Aktie von Chiphersteller Infineon mit einem Plus von 2,4 Prozent.
Spekulationen auf weitere Zinssenkungen in den USA hatten der Wall Street bereits am Freitag erneut Auftrieb gegeben. Eine Erholung der Technologiewerte hält die US-Anleger zum Start der Weihnachtswoche bei Laune. Der Dow-Jones-Index eröffnete am Montag 0,2 Prozent höher bei 48.240 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 und der Index der Technologiebörse Nasdaq stiegen jeweils rund ein halbes Prozent auf 6.866 beziehungsweise 23.460 Zähler.
Starke Prognosen des Chipherstellers Micron hatten die Stimmung zuletzt aufgehellt. Micron-Aktien zogen heute erneut um drei Prozent an, nachdem sie am vergangenen Handelstag rund sieben Prozent zugelegt hatten.
Auch andere Chiphersteller wie Nvidia, Broadcom, Intel oder AMD legten zu Handelsbeginn um rund zwei Prozent zu. Für Rückenwind sorgte auch die Aussicht, dass Nvidia seinen zweitstärksten KI-Chip „H200“ vor dem chinesischen Neujahrsfest Mitte Februar nach China liefern könnte. Dies teilte der US-Chipkonzern chinesischen Kunden mit, wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Insider berichtet. Es herrsche jedoch weiter Unsicherheit, da die Regierung in Peking den Kauf noch genehmigen müsse.
Der Optimismus für eine Jahresendrally am US-Aktienmarkt wächst. Sie sei weiterhin im Bereich des Möglichen, sagte Analystin Ipek Ozkardeskaya von der Swissquote Bank. „Aber sie wird voraussichtlich nicht so stark ausfallen wie erhofft.“
Weniger optimistisch zeigt sich Charttechniker Christoph Geyer. Nach einer echten Jahresendrally sehe es weiterhin nicht aus – trotz Unterstützung von der Wall Street. „Die wenigen Handelstage bis zum Jahresende dürften kaum ausreichen, um einen Ausbruch nach oben zu generieren“, so Geyer. Er weist aber darauf hin, dass sich die Jahres-Performance des DAX durchaus sehen lassen könne – mit einem Plus von über 20 Prozent. Damit bahnt sich für den DAX sogar das beste Börsenjahr seit 2019 an.
Aus Sicht von Marktanalyst Jochen Stanzl von der Consorsbank zeigt bei den Edelmetallen der Trend klar nach oben: Geopolitische Risiken treiben Gold und Silber auf Rekordniveaus. Gold erreichte im frühen Handel ein neues Allzeithoch, die Feinunze (31,3 Gramm) kostet erstmals mehr als 4.400 Dollar.
Platin und Palladium steigen ebenfalls kräftig – obwohl sie traditionell keine sicheren Häfen sind. Anleger fokussierten sich zunehmend auf diese Metalle, die bislang noch von früheren Hochs entfernt sind, so Stanzl. „Der Gedanke, auf Nachzügler zu setzen, findet sich kurz vor Jahresschluss also nicht nur bei Aktien, sondern auch bei den Edelmetallen.“
In der zweiten und dritten deutschen Börsenreihe hat es zum Wochenstart zahlreiche Wechsel gegeben. In den MDAX wurden die Börsenneulinge Aumovio und TKMS aufgenommen, während Gerresheimer und Hellofresh in den Nebenwerteindex SDAX absteigen. Bekanntgegeben hatte das der zur Deutschen Börse gehörende Index-Anbieter Stoxx bereits Anfang Dezember. Demnach bleibt im DAX alles unverändert.
Neben dem Pharma-Verpackungshersteller Gerresheimer und dem Kochboxenanbieter Hellofresh sind nun auch der Prothesenhersteller Ottobock, das Spielwarenunternehmen Tonies, der Biokraftstoff-Hersteller Verbio und PSI Software im SDAX enthalten. Verlassen mussten den SDAX LPKF, Stratec, Thyssenkrupp Nucera, Formycon, Procredit und Amadeus Fire. Wichtig sind Index-Änderungen vor allem für Fonds, die Indizes real nachbilden. Dort muss dann entsprechend umgeschichtet und umgewichtet werden, was Einfluss auf die Aktienkurse haben kann.