Das ist jetzt eine überraschende Personalie, mit der im Kulturbetrieb niemand gerechnet hatte: Der konservative Publizist und Verleger Wolfram Weimer soll offenbar Claudia Roth nachfolgen und neuer Kulturstaatsminister im Kabinett von Friedrich Merz werden. Das berichtete zuerst die „Süddeutsche Zeitung“ und deckt sich mit Tagesspiegel-Informationen.

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Weimer, der 1964 in Gelnhausen geboren wurde, war in den neunziger Jahren bei der „FAZ“ als Wirtschaftredakteur und Korrespondent in Madrid, bevor er 1998 in die Chefredaktion der „Welt“ berufen wurde und bis 2002 als Chefredakteur von „Welt“ und „Berliner Morgenpost“ amtierte.

Ehemals Chefredakteur von „Focus“ und „Welt“

Im Anschluss daran gründete er das Magazin „Cicero“, von 2009 bis 2011 war er Chefredakteur des Nachrichtenmagazins „Focus“. 2009 veröffentlichte Weimer das Buch „Freiheit, Gleichheit, Bürgerlichkeit. Warum die Krise uns konservativ macht.“ 2012 gründete er die Weimer Media Group, wo Magazine wie „Business Punk“, „The European“ oder der „Wirtschaftskurier“ erscheinen.

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Überraschend ist diese Personalie aus zweierlei Gründen. Zum einen war lange Zeit immer wieder Berlins Kultursenator Joe Chialo als Favorit für den Posten in der Nachfolge von Claudia Roth als Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) genannt worden.

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Nach den Sparbeschlüssen für den neuen Berliner Haushalt, die nicht zuletzt der Kultur einiges abverlangen, verlor Chialo jedoch seine Favoritenrolle, weil er bei den Verhandlungen nicht die überzeugendste Figur gemacht hatte.

Kein Profil als Kulturpolitiker

So fiel zuletzt des Öfteren der Name der kulturpolitischen Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Christiane Schenderlein, auch weil sie jung und weiblich ist und aus Sachsen-Anhalt kommt. Auch Carsten Broszda war immer mal wieder genannt worden, der vielleicht kompetenteste Kulturpolitiker in Deutschland im Moment, allerdings von der SPD.

Der andere Grund, mehr als überrascht zu sein, ist: Weimer hat sich bislang nicht gerade als jemand hervorgetan, der besonders kulturpolitisch engagiert ist, der als Medienmanager, Journalist oder Wirtschaftsfachmann überhaupt die Kultur auf seiner Agenda stehen hat.

Es hat zwar Tradition, dass die Kulturstaatsminister und -ministerinnen nicht aus dem Politikbetrieb kommen. Aber entweder hatten sie (vielleicht mit der Ausnahme Bernd Neumann) wie der Verleger Michael Naumann, der Philosoph Julian Nida-Rümelin oder die Journalistin Christina Weiss ein relativ scharfes kulturpolitisches Profil oder ein verstärktes kulturelles Interesse wie im Fall von Monika Grütters und selbst Claudia Roth.

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Aber Weimer, der bis 2015 über ein Jahrzehnt Mitglied im Medienrat der Medienanstalt Berlin-Brandenburg war? Und der nun im Herbst die Frankfurter Buchmesse eröffnen, den Verlagspreis verleihen oder sich mit der kommenden Documenta beschäftigen soll? Als Gegenfigur zur stets enthusiastischen Claudia Roth, von der politischen Färbung und seiner politischen Haltung sowieso? Gut möglich, dass seine Berufung der Tatsache geschuldet ist, dass der kommenden Bundesregierung unter Friedrich Merz die Medienpolitik mehr am Herzen liegt als die Kulturpolitik.