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Friedrichshafen – Mit einem Milliarden-Deal will der angeschlagene deutsche Autozulieferer ZF Friedrichshafen seinen riesigen Schuldenberg abbauen: Der Konzern mit Sitz am Bodensee verkauft seine Fahrerassistenz-Sparte an die Samsung-Tochter Harman.
Der vereinbarte Unternehmenswert liegt bei 1,5 Milliarden Euro – den tatsächlichen Kaufpreis nannten die beiden Firmen nicht. Für Vorstandschef Mathias Miedreich ist der Deal ein wichtiger Schritt bei der Neuausrichtung. Im Zuge der Transaktion wechseln voraussichtlich 3750 ZF-Mitarbeiter zur Tochter des Tech-Riesen Samsung.
Smarte Kameras und Radartechnologie gehen weg
Der Zulieferer übergibt sein Geschäft mit smarten Kameras, Radartechnologie und Software für Fahrerassistenz. Bei ZF bleiben dagegen die Bereiche Elektronik für Fahrwerktechnik und passive Sicherheitstechnik.
In der Nutzfahrzeugsparte setzt das Unternehmen seine Aktivitäten im Bereich Fahrerassistenz und autonomes Fahren fort – hier handelt es sich um andere Produktbereiche als bei den verkauften Pkw-Systemen.
Laut Miedreich kann sich ZF nun auf seine Stärken konzentrieren: Fahrwerk, Antrieb, Nutzfahrzeuge und Industrietechnik. Hier sei der Konzern Weltmarktführer. Harman-Manager Christian Sobottka sieht in dem Deal einen wichtigen Schritt zu vernetzteren, intelligenteren und sichereren Autos.
Massive Schuldenlast drückt ZF
ZF-Finanzvorstand Michael Frick kündigte an, mit dem Geld die Schulden deutlich zu reduzieren. Ende September türmten sich die Verbindlichkeiten auf gut 10,6 Milliarden Euro. Der Grund: Das Unternehmen war in den vergangenen Jahren auf Einkaufstour. Vor allem die Übernahmen des Bremsenspezialisten Wabco und des Zulieferers TRW müssen verarbeitet werden.
Damals waren die Zinsen niedrig. Heute zahlt ZF jährlich Hunderte Millionen Euro an Zinsen – Geld, das für Innovationen fehlt.
Bis zu 14.000 Jobs in Gefahr
ZF steckt mitten im Umbau. Der Konzern hat neben Getrieben unter anderem auch Antriebe, Lenksysteme, Bremsen, Sicherheitstechnik und Fahrwerkskomponenten im Angebot. Wegen der gedämpften Fahrzeugproduktion bleiben Aufträge der Hersteller aus, der Wandel zur E-Mobilität verläuft schleppend. Das Unternehmen machte zuletzt Millionenverluste.
Bis Ende 2028 will ZF in Deutschland bis zu 14.000 Stellen abbauen. Tausende Arbeitsplätze fielen bereits weg, viele Beschäftigte arbeiten in Kurzzeit.