Eine Weihnachtskugel mit traurigem Gesicht hängt an einem Weihnachtsbaum.

AUDIO: Glosse: Ach, du fröhliche: Katastrophen unterm Baum (4 Min)

Stand: 23.12.2025 11:22 Uhr

Tränen unterm Tannenzweig, Streit am Stollen, Katastrophen bei Kerzenschein – an Weihnachten kochen oft die Gefühle hoch. Ocke Bandixen, selbst Teil einer vielköpfigen Familie und Vater zahlreicher Kindern, hat sich Gedanken dazu gemacht.

von Ocke Bandixen

Es genügen vier Wörter auf einem unscheinbaren Schildchen der Verpackung, um einen ganzen Abend zu ruinieren: Batterien liegen nicht bei. Und schon gehen nicht nur die Lichter nicht an, sondern die Stimmung aus. Denn woher jetzt nehmen, solche Batterien, in dieser Größe, an einem Heiligabend nach Ladenschluss? Elektronisches Spielzeug aller Art ohne vorgesehene Stromzufuhr, das also nicht blinkt oder piept, mit dem sich vor allem aber nicht spielen lässt, an Weihnachten – ganz schlecht.

Weihnachten und Technik

Nächstes Level: das neue Handy, Tablet oder sonst wie digitales Ding, das sich vielleicht aufladen lässt. Man hat ja dazugelernt. Aber nicht installieren, initialisieren oder kalibrieren, wie immer das auch geht. Denn die beiliegende Erklärung ist auf Klingonisch und der telefonische Support ist – wie kann das sein zu dieser Zeit, wo man diese Menschen am meisten braucht – leider über die Feiertage nicht besetzt. Nur zwei Beispiele für das, was die Emotionen aufheizt: enttäuschte Erwartungen. Und die hängen an Weihnachten so dicht wie die Kugeln am Baum.

Leuchtende Kugeln liegen in einem Park bei Nacht.

Während viele Bühnen nur noch Restkarten bereithalten, eröffnen Museen, illuminierte Parks und historische Altstädte vielfältige Alternativen.

Das war übrigens auch schon früher so. Meine Mutter erwartete, dass mein Vater in jedem Jahr – rechtzeitig, aber diesmal wirklich – den Baum auf den Fuß brachte. Und am Weihnachtsabend erwartete sie dann, dass alle ihre vier Kinder die zum Nachtisch gereichte Zitronencreme nach altem Familienrezept bejubelten. Sie hatte allerdings – wie jedes Jahr – vergessen oder verdrängt, dass mindestens eines das Dessert nicht ausstehen konnte. Das Kind wieder hatte erwartet, dass sie sich in diesem Jahr doch daran erinnerte.

Enttäuschte Erwartungen und gute Vorbilder

Mein Bruder erwartete, dass das neue Fahrrad und der dazugehörige Fahrradständer ihn tragen würden. Der anschließende Sturz wurde im nebenstehenden Baum erwartet, was wiederum aber enttäuscht wurde, weil der ja so schief in seinem Fuß stand, wie immer. Ich hatte erwartet, dass meine aus Salzteig geformten Tannenbaumanhänger am Baum hängen würden. Leider war das Loch für den Bindfaden aber zugebacken und so lagen sie als Deko auf dem Tisch. Mein Vater biss in dieselben, erwartete köstliches Gebäck und riskierte ausgerechnet an Heiligabend die Unversehrtheit seiner Zähne.

Verzerrter Blick auf eine Krippe.

Für manche beginnt die Karriere beim Krippenspiel. Ein Blick auf die ersten – oft sehr schiefen – Bühnenauftritte von späteren Promis.

Eine meiner Schwestern und ich hatten erwartet, dass alle die auf unseren Instrumenten eingeübten Weihnachtslieder im Geschenkerausch vergessen würden, war aber nicht so. Und meine oft anwesende Großtante erwartete, dass wir auch alle mindestens drei Strophen der üblichen Weihnachtslieder auswendig konnten wie sie. Wie leicht hätte sich jetzt eine hitzige Debatte über das schwächelnde Bildungswesen anschließen können. Jedoch, meine Großtante sagte nach einem weihnachtlichen Seufzer nichts. Ein echtes Vorbild!

Gelassen durch die Weihnachtszeit: Tipps und Tricks

Und damit kommen wir zum Ratgeberteil: Behalten Sie, sofern möglich, die Gelassenheit und die Übersicht. Bei sechshundertteiligen Steckspielzeugen kann man leicht etwas übersehen. Keine, ich wiederhole, keine Tütchen mit Einzelteilen vorzeitig wegwerfen! Da ist immer noch das entscheidende Bauteil drin. Am besten, man sorgt vorher noch für sofort bespielbares Kleinspielzeug, bis man mit dem Piratenschiff oder der Bergfestung mit Seilzug und Falltür fertig ist. Ach und: keine Schildchen mit der Aufschrift „Polizei“ oder „Feuerwehr“ in allzu heiliger Hast auf die dazugehörigen Fahr- und Spielzeuge kleben: Die gehen nie wieder ab. Lieber am nächsten Tag.

Cover, Metin Tolan, Stille Nacht, eilige Nacht

Physikprofessor Metin Tolan enthüllt in seinem Buch faszinierende Geheimnisse hinter dem Weihnachtsmann.

Obacht auch bei preisgekrönten und hochgelobten, dafür aber im Aufbau und Spielablauf recht komplexen neuen Fantasy-Brett- oder Strategiespielen für die ganze Familie. Vielleicht auch schon einmal vorher die Anleitung studieren und nicht erst an Heiligabend. Wo ist die überhaupt? Ach, ist die vielleicht schon auf dem Altpapierstapel?

Nur die Ruhe

Also, Mama ist jetzt mal der Zauberzwerg. Und du hast jetzt zum Beispiel mal den Superpower-Gildestab mit der Extra-Glitzerkarte.
Nein, das will ich nicht. Kann ich nicht …
Und Papa ist der böse Ork mit der Axt!
Krieg ich keine Glitzersache? Kann der nicht Opa sein?
Und Oma ist die Elbenprinzessin.
Elbenprinzessin, ist das so etwas wie Weinkönigin? Elbe, wie schön, aus der Region. Aber kann ich auch die Aller sein…?

Dialoge unterm Baum

Aller… leih kann also schief gehen. Und auch gut gehen. Die Batterien habe ich dann übrigens noch aus dem Wecker genommen. Dafür haben wir dann am nächsten Morgen verschlafen. Aber das hat dann auch schon keinen mehr so richtig gestört. Obwohl immer noch Weihnachten war, zumindest ein Rest: Frohes Fest.

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Cover,  Christophe Jacrot, "Winterland - The Colors of Snow"

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