26.09.2024, Brandenburg, Potsdam: Lena Kotre, stellvertretende Landesvorsitzende der AfD Brandenburg, bei einer Pressekonferenz nach der konstituierenden Sitzung der Brandenburger AfD-Fraktion. Foto:  ...

Lena Kotré (AfD) war eine der Hauptursachen für die Hetze gegen den Schulleiter.Bild: dpa / Michael Bahlo

Deutschland

Tagelang landeten Drohmails im Postfach von Alexander Otto. Der Brandenburger Schulleiter äußert sich nun erstmals dazu, warum er im Kampf gegen die AfD standhaft bleiben will.

23.12.2025, 16:5823.12.2025, 16:58

Nathalie Trappe

Folgen

Der Lehrer:innen-Beruf ist entspannt und sorgenfrei, das Beste sind die langen Schulferien im Sommer – so denken viele. Doch als Lehrer:in findet man sich heute oft in alles andere als entspannten Situationen. Im schlimmsten Fall ist man sogar in akuter Lebensgefahr.

Alexander Otto musste eine solche Situation kürzlich am eigenen Leib erfahren. Als Schulleiter in Brandenburg untersagte er einem Zehntklässler, ein zweites Praktikum bei der Landtagsfraktion der in weiten Teilen rechtsextremen AfD-Partei zu machen. Der Grund war seine Skepsis gegenüber der Wertneutralität der Fraktion. „Keine Schülerin und kein Schüler darf einseitig beeinflusst werden“, heißt es schließlich im Brandenburger Schulgesetz.

Schulleiter wird von AfD-Anhängern terrorisiert

Doch wegen genau dieser Haltung sah sich Otto plötzlich mit extremen Drohungen und Online-Hetze konfrontiert. Er wurde mit Mails und Anrufen terrorisiert, in Kommentarspalten wurde nach seiner privaten Adresse gefragt. „Dass so etwas in diesem Land geht, hätte ich nicht gedacht“, sagt er im Gespräch mit dem „Spiegel“.

Mehrere Tage habe der Schulleiter aus Angst nicht das Haus verlassen können. Landtagsabgeordnete der AfD, allen voran Lena Kotré, hatten den Fall öffentlich gemacht und mit entsprechenden Videos Social Media geflutet. Auch der betroffene Schüler teilte den Fall.

Er hatte bereits in der neunten Klasse ein Praktikum bei Kotré gemacht – allein, weil derlei Wiederholungen vonseiten der Schule eigentlich nicht erwünscht sind, wäre eine Ablehnung durch Otto zu begründen gewesen.

Offiziell stützt man sich an der Grace-Hopper-Gesamtschule aber auf ein Urteil vom August, mit dem der gesamte AfD-Landesverband als gesichert rechtsextrem eingestuft wird. Mehrere Mitglieder der Fraktion werden laut „Spiegel“ als Rechtsextremisten beobachtet.

Brandenburg: Harter Kampf um Bildungsministerium

Doch die Anhänger:innen der AfD verbreiteten ein anderes Narrativ: Die Schulleitung sei in dem Fall nicht angemessen neutral vorgegangen. „Eine Schule ist eine öffentliche Einrichtung, die den Auftrag hat, unsere Jugendlichen frei von Sorgen und frei im Geiste auszubilden, auf den Füßen des Grundgesetzes“, stellt hingegen Alexander Otto klar. „Das heißt, dass Antifaschismus tatsächlich praktiziert wird. Da kann und darf Schule nicht neutral sein.“

Trotz der Unterstützung durch das SPD-geführte Brandenburger Bildungsministerium hat der Fall unter der Teltower Belegschaft und auch unter den Schüler:innen große Sorgen ausgelöst. Otto berichtet von drei Schülerinnen, die auf ihn persönlich zugekommen seien und große Angst geäußert hätten. „Das war das Schlimmste, was ich erlebt habe. Ich konnte die Angst in ihren Augen sehen“, schildert der 41-Jährige.

Zur Aufklärung war in der Zwischenzeit auch der Verfassungsschutz in der Schule zu Gast und erklärte den Sachverhalt für die Kinder und Jugendlichen.

Doch die Drohgebärden vonseiten der in weiten Teilen rechtsextremen AfD dürften wohl kaum beendet sein. „Machen Sie ruhig so weiter, und Sie werden schon sehen, wer 2029 das Bildungsministerium führen wird“, drohte etwa der Abgeordnete Dennis Hohloch in Richtung Alexander Otto. Der Politiker wird ebenfalls vom Verfassungsschutz als Rechtsextremist geführt.