Die Gemeinde berichtet:
„Die Reformation brachte nicht nur die lutherische Lehre nach Brandenburg an der Havel. Auch andere reformatorische Strömungen konnten in hier Fuß fassen. Aktenkundig wurde der reformierte Glaube in unserer Stadt im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts. Damals verschafften sich Gemeindeglieder der St. Katharinengemeinde im Rat der Neustadt Gehör. Sie neigten der reformierten Lehre zu und fühlten sich mit der von den Pfarrern vertretenen lutherischen Lehre unwohl. Sie verlangten ihre geistliche Versorgung innerhalb der St. Katharinengemeinde, das heißt einen Pfarrer, der die reformierte Richtung vertrat. Ihrem Anliegen muss spätestens in der Mitte des 17. Jahrhunderts entsprochen worden sein, denn dann finden sich in den städtischen Akten Hinweise darauf, dass die Pfarrer die gegenseitigen Sticheleien von der Kanzel unterlassen sollen. Das Verhältnis zwischen Lutheranern und Reformierten war noch bis ins 19. Jahrhundert schwierig. Dispute wurden leidenschaftlich bis verunglimpfend geführt.
Durch die Aufhebung des Edikts von Nantes in Frankreich und die Veröffentlichung des Edikts von Potsdam kamen ab 1685 etwa 200 hugenottische Glaubensflüchtlinge nach Brandenburg. Sie stärkten die Idee der räumlichen Trennung von Lutheranern und Reformierten. 1685 erhielten sie eine eigene Predigtstätte, die zu diesem Zeitpunkt verwahrloste Nicolaikirche. Dort fand zu Weihnachten 1685 der erste Gottesdienst in reformierter Form in Brandenburg an der Havel in einer eigenen Kirche statt. Das Datum gilt darum als Geburtsstunde der reformierten Gemeinde in unserer Stadt. Es handelte sich wohl um einen Gottesdienst der hugenottischen Gemeinde in französischer Sprache. Denn die Geburtsstunde der deutsch-reformierten Gemeinde datierte diese auf den 13. Januar 1688, wie die 1830 verfasste Chronik der deutsch-reformierten Gemeinde verrät.
Dass die Bedingungen in der Nicolaikirche unzureichend waren, drang offenbar bis zum brandenburgischen Kurfürsten. Dieser befahl 1687 dem Magistrat, den beiden reformierten Gemeinden die St. Johanniskirche zur Verfügung zu stellen, die zu diesem Zeitpunkt eine Filialkirche der St. Gotthardtkirche war. Der reformierte Hofprediger Anton Brusen (auch Brusenius, 1641-1693) aus Berlin kümmerte sich darum, dass die beiden Gemeinden eine Nutzungsvereinbarung erhielten. Die Verhandlungen kamen wohl im Januar 1688 zum Abschluss, so dass die deutsch-reformierte Gemeinde ihre Gründung erklären und mit der französisch-reformierten gemeinsam die Johanniskirche nutzen konnte.“
Neben dem Gottesdienst am 24. Dezember um 17.30 Uhr lädt die Evangelisch-reformierte Kirchengemeinde im Sommer wöchentlich in die Johanniskirche und im Winter ins Gemeindehaus in die Ritterstraße. Ein wöchentliches Bibelgespräch zum Predigttext des kommenden Sonntags gibts jeweils freitags um 18.30 Uhr – ebenfalls in der Ritterstraße. Außerdem steht ein monatlicher Gemeindenachmittag auf dem Plan – zu wechselnden Themen. Nächster Termin ist Donnerstag, der 22. Januar, um 15.30 Uhr zum Thema: Wie führt Gott?
Mehr: [www.reformiert-havelland.de] und [www.malte-predigt.de].