Minecraft prägt seit über einem Jahrzehnt Kinderzimmer-Bildschirme wie wohl kein zweites Spiel. Die Spielerinnen und Spieler können darin jeden einzelnen Stein
in einer legoartigen Welt abbauen und wieder zu neuen Bauwerken zusammensetzen.
Die Fantasie kennt keine Grenzen, der Profit, den Minecraft über die Jahre mit 300 Millionen verkauften Einheiten
einbrachte, auch nicht. Seit 16 Jahren bauen, erkunden und verdreschen Spieler darin
Monster. Nach zahlreichen Fanartikeln soll nun die Kür folgen: Das Spiel bekommt einen
eigenen Kinofilm.

Die Anforderungen an diesen Film könnten kaum höher sein. Da Minecraft alle Altersgruppen begeistert,
ist ein Film, der so viele unterschiedliche Menschen gleichzeitig begeistern
soll, vor allem eins: unmöglich. Dem einen werden Inhalte aus dem Spiel
fehlen, dem anderen eine gute Handlung. So oder so: Sicher wird Ein Minecraft Film einige abholen,
aber definitiv nicht alle. Oder
sagen wir es so: Menschen gehen in den Minecraft-Film,
weil sie Minecraft begeistert. Aber
warum Minecraft Menschen begeistert,
darauf gibt der Film von Regisseur Jared Hess leider keine Antwort.

Und wie Sie sehen, sehen Sie (fast) nichts

Was man dem Film zugutehalten kann: Er räumt mit einigen Lücken
auf. Lange Zeit war Steve, die blockige Spielfigur aus Minecraft, eine Person ohne Charakter und ohne Geschichte. Ein Minecraft Film holt diese
Vorstellungsrunde endlich nach, indem die Schauspiel-Ikone Jack Black dem
beliebten Meisterbauer ein Gesicht gibt. Eines Tages wirft der durchgedrehte,
ewig Kind gebliebene Taugenichts sein altes, langweiliges Leben auf den Haufen
und zieht los, um Schätze im Bergwerk zu suchen. Dass er dabei in das Minecraft-Universum stürzt, konnte er
nicht ahnen, aber stören tut’s ihn auch nicht. Denn hier kann er sich endlich
ausleben und alles bauen, was ihm in den Sinn kommt.

© ZEIT ONLINE

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Doch eine böse Schweinehexe aus den tiefsten Tiefen beneidet
ihn um sein Glück und schmiedet einen Plan, um die kunterbunte Welt in den
Abgrund zu stürzen. Hilfe erhält Steve von einer munteren Bande aus der realen
Welt, die auch aus Zufall hier gelandet ist: ein Junge, seine ältere
Schwester, ihre Maklerin und ein E-Sportler (Jason Momoa), dessen ruhmreiche
Tage lange zurückliegen. Die Crew wirkt erst vielversprechend, doch einmal in
der Blockwelt angekommen, werden sie nur noch von einer vertrauten
Spielsituation zur nächsten gejagt. An diesen Stellen bleibt der Film
erstaunlich oberflächlich. Außerdem zeigt sich relativ schnell, dass er vor
allem auf den Spielerlebnissen der ersten Stunden in Minecraft basiert, weiter kommt
er nicht. Das dürfte die treuesten Fans eher enttäuschen, die weitaus mehr im
Spiel erlebt haben.

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Bevor der Film auch nur etwas tiefer hinein in das clevere
Baukastensystem des Spiels führen könnte, mündet das Ganze schon in eine
pseudoepische Endschlacht. Tricktechnisch hat das sonst so pixelige Minecraft noch nie hübscher ausgesehen,
keine Frage. Dafür bleiben die Dialoge häufig banal. Jack Black und Jason Momoa
mimen die absoluten Boomer, alle anderen Figuren sind einfach nur da. Während
Black und Momoa einen Witz nach dem Nächsten reißen und zu einem
Männer-Sandwich zusammenwachsen, verprügeln sie ganz nebenher noch ein
Zombie-Baby im Wrestling-Ring. Das mag witzig sein, mit dem eigentlichen Spiel
hat das aber nicht mehr viel zu tun. Hinterfragen sollte man als Zuschauer hier
nichts, sondern es einfach geschehen lassen. Wer bis zu dieser Stelle noch in
Erwägung gezogen hat, etwas Klötzchenartiges aus seinem Kinosnack zu bauen, dem
wird spätestens hier das Popcorn aus der Hand fallen.

Mal eben gegen ein Zombie-Baby kämpfen? Kein Problem. © 2025 Warner Bros. Entertainment Inc.

Minecraft verpufft als ganz gewöhnlicher Fantasy-Film

Auch an anderer Stelle bleibt der
Film erstaunlich schwach. Das Wort Kreativität kommt bestimmt 30-mal vor, aber kein
einziges Mal geht es um die Kreativität im Spiel, die Spieler aufbringen müssen
und die so viele an Minecraft begeistert, seit das Spiel 2009 erstmals
erschien. Stattdessen werden die Fans mit kleineren Anspielungen abgespeist. Darüber kann man sich freuen,
einen Preis gibt es dafür aber nicht. Der Film zeigt auch kein einziges Mal,
was Fans, die dem Spiel huldigen, seit Jahren aufgebaut haben, die mit sehr
viel Akribie und Aufwand ganze Filmschauplätze, Städte und Länder im Spiel
nachgebaut haben. So verpufft der Minecraft-Film
am Ende als ganz gewöhnlicher Fantasy-Film – mit ein paar kuriosen
Spielregeln.

Dabei ist er prinzipiell kein schlechter Film, weil er auf
dem Papier alles hat, was andere lustige Kinderfilme auszeichnet, die
gleichzeitig irgendwie auch deren Eltern unterhalten müssen. Aber es bleibt ein
merkwürdiger Nachgeschmack, wenn der Film die Faszination des Spiels – immerhin seine
ursprüngliche Vorlage – so simpel abfrühstückt. Vielleicht ist das ein unfairer
Vergleich, aber dahingehend war die Verfilmung The Lego Movie von 2014
viel näher an der eigentlichen Faszination dran als jetzt sein schwedischer
Klötzchenkollege. Oder mit anderen Worten: Gehen Sie am Wochenende mit Ihren
Kindern in diesen Film? Falls ja, senken Sie die Erwartungen und lassen Sie
sich von der Begeisterung Ihrer Kinder anstecken, wenn Sie selbst keine craften
können.

Ein Minecraft Film

Kinostart: 3. April 2025
FSK: ab 12 Jahren
Spielfilmlänge: 101 Minuten
Regie: Jared Hess