Schauspiel mit Masken: „Michael Kohlhaas“ am Theater Plauen-Zwickau
Heinrich von Kleist hat in dieser Saison Hochkonjunktur. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass „Der zerbrochene Krug“ deutschlandweit zum Abiturstoff erhoben wurde. Zum anderen, weil in Zeiten gesellschaftlicher Spaltung und steigender Bereitschaft, für seine Überzeugungen zu kämpfen, die Erzählung von Michael Kohlhaas wieder dringlicher wird. Kohlhaas ist Pferdehändler und wird von einem Burgherrn betrogen. Als er ihn verklagen will, wird die Klage einfach abgewiesen – immerhin kennen sich die Mächtigen. Kohlhaas will das nicht hinnehmen und beginnt, gegen das System zu rebellieren.
Am Theater Plauen-Zwickau wird der Klassiker auf ganz besondere Weise auf der Bühne erzählt. Dort steht nämlich nicht Kohlhaas selbst auf der Bühne, sondern die Clowns der Leipziger Gruppe Compania Sincara mit dezenten Masken. Nicht ganz ohne Streit versuchen sie, die historische Geschichte nachzuerzählen, mit viel Musik und Humor. Aber die Inszenierung hat auch Tiefgang, denn die schrägen Figuren streiten unter anderem darüber, wer dieser Kohlhaas war: Held, Rebell oder doch Terrorist? „Mit einfachsten Mitteln – Stoffbahnen, Seilen, Haarklammern – entsteht eine Welt, die zugleich fragil und kraftvoll wirkt. Und wer lacht, lacht nie auf Kosten des Stoffes, sondern begreift ihn durch das Lachen neu“, begeistert sich der Kritiker Maurice Querner in der „Freien Presse„.
Weitere Informationen
„Kohlhaas“
Die Clowns Hanscarl, Pimpernelle und Mädesüß spielen mit „Michael Kohlhaas“.
Frei nach der Novelle von Heinrich von Kleist
Adresse:
Gewandhaus Zwickau
Hauptmarkt
08056 Zwickau
Dauer: 90 Minuten, keine Pause
Termine:
30. Januar, 19:30 Uhr
Schauspiel in Dresden: „Maria Stuart“ an der Bürgerbühne
„Maria Stuart“ von Friedrich Schiller gehört zu den wichtigsten Dramen der deutschen Literaturgeschichte und hat als solches auch einen (mehr oder weniger) festen Platz im Deutschunterricht. Vielleicht müssen sich nicht alle, aber doch viele Jugendliche mit diesem Stück befassen, obwohl es doch so alt ist. Dass es immer noch viele Anknüpfungspunkte an die Lebensrealität junger Menschen hat, beweist die neue Produktion an der Dresdner Bürgerbühne.
Mit zwölf Jugendlichen hat Katharina Bill das Drama auf die Bühne gebracht. Dabei konzentriert sie sich vor allem auf den Konflikt zwischen den beiden mächtigen Frauen und besetzt daher Elisabeth und Maria auch gleich mehrfach. Der Kritiker Vincent Koch zeigt sich in der „Sächsischen Zeitung“ ganz begeistert, wie intensiv das Ensemble miteinander spielt und teilweise ganze Monologe überzeugend spricht. Genau darin liegt eine Stärke des Abends: Die jungen Menschen haben das Stück ganz verstanden und mit ihrer eigenen Gegenwart in Verbindung gebracht. „Katharina Bill und ihr fabelhafter, queerer Haufen haben einen frischen, fetzigen und konzentrierten Abend geschaffen“, so Koch.
Weitere Informationen
„Maria Stuart. Eine Frage der Macht“
mit Dresdner Jugendlichen frei nach Friedrich Schiller
Adresse:
Kleines Haus
Glacisstraße 28
01099 Dresden
Dauer: 90 Minuten, keine Pause
Termine:
27. Januar, 19:30 Uhr
Tanztheater in Chemnitz: „Schwanensee“ von Tschaikowsky
Zwischen klassischem und modernem Tanz bewegt sich das Chemnitzer Ballett. Für ihre Version konnte die damalige Leiterin Sabrina Sadowska auch den aufstrebenden Choreografen Eno Peci gewinnen, die sich in den Akten abwechseln. Während die Teile von Sadowska vor allem klassisch und elegant wirken, überzeugt Peci mit frohen Farben und viel Bewegung. Dabei orientieren sie sich an den bekannten Bildern wie den vier tanzenden Schwänen in weißen Tutus. Genau dieser moderne Umgang mit dem Klassiker begeistert, wie auch die Kritikerin Katharina Leuoth in der „Freien Presse„, „weil sich die Macher trauen, die zuckersüßen klassischen Elemente regelrecht zu zelebrieren.“ Dazu meistert auch die Robert-Schumann-Philharmonie die bildstarke Musik von Tschaikowsky im Graben.
Weitere Informationen
„Schwanensee“
Ballett von Eno Peçi und Sabrina Sadowska mit Musik von Peter Tschaikowsky
Adresse:
Opernhaus
Theaterplatz 2
09111 Chemnitz
Dauer: 180 Minuten, eine Pause
Termine:
9. Januar, 19:30 Uhr (Restkarten)
10. Januar, 19:30 Uhr
29. Januar, 19:30 Uhr
31. Januar, 19:30 Uhr
Musiktheater in Görlitz: „Krabat“ am Gerhart-Hauptmann-Theater
Krabat ist vielleicht die berühmteste Sagengestalt aus der sorbischen Kultur und eine Identifikationsfigur für die Lausitz. Und obwohl die populäre Sagengestalt gerne als ein sorbischer Harry Potter dargestellt wird, lässt sich die Geschichte nur schwer in die Gegenwart transportieren. Auf den Bühnen in Görlitz oder Zittau wird die Schwarzmühle, diese düstere Zauberschule, daher kurzerhand auch zu einem Portal durch die Zeit, das diesen Jungen Krabat ungefähr 400 Jahre in die Vergangenheit schickt. Dort geht er den folgenschweren Vertrag mit dem teuflischen Müller ein, der jungen Menschen das Zaubern beibringt – nur um jedes Jahr einen von ihnen für sein eigenes Leben zu opfern.
Der Roman „Krabat“ von Otfried Preußler hat die Geschichte zwar weit über die Grenzen der Lausitz hinaus bekanntgemacht, doch die neue Oper von Felix Marius Lange stützt sich weniger auf diesen Roman, sondern nutzt verschiedene, vor allem auch ältere Quellen. Bei ihm wird der Schwarzmüller zu einer vielschichtigeren Figur, die statt mit dem Teufel mit der sorbischen Todesgöttin Smjertnica einen Pakt eingeht. Für die Komposition hat sich Lange vor allem von Kirchenliedern und sorbischen Volksmelodien inspirieren lassen. Das Ergebnis erinnert nicht selten an die Musik der späten Romantik, aber nicht altbacken oder aus der Zeit gefallen. Der Kritiker Roland Dippel lobt in „Der deutschen Bühne“ die musikalische Leistung auf der Bühne und im Graben. Auch die Inszenierung überzeugt mit ihrer düsteren Atmosphäre.
Weitere Informationen
„Krabat“
Familienoper in 19 Szenen von Marius Felix Lange
Adresse:
Theater Görlitz
Demianiplatz 2
02826 Görlitz
Dauer: 150 Minuten, eine Pause
Termine:
25. Januar, 15 Uhr