Die Hinrunde 2025/26 ist gespielt für den VfL Osnabrück: Mit 32 Punkten aus 19 Spielen hat das Team pro Drittligaspiel im Schnitt 1,68 Punkte geholt. Ein sehr ordentlicher Wert, der noch besser hätte sein können, wenn das Team in den letzten vier Spielen resultatetechnisch die Ausbeute der ersten 15 Partien (29 Punkte, Schnitt 1,93) gehalten hätte. Mit 25 Toren hat der VfL nur 1,3 Mal pro Spiel getroffen – wenig für einen Tabellensechsten, dessen Stärke klar die Defensive mit nur 1,1 Gegentoren pro Partie bleibt.

Der Blick auf diese Daten sowie Einsatzzeiten, Startelf-Nominierungen und weitere Kenngrößen im Kader offenbart, wo der VfL gut aufgestellt ist und wer tragende Säulen sowie wichtige Elemente oder eher Ergänzungsspieler im Kader sind – und auf welchen Positionen Verstärkung helfen würde.

Die Ankerspieler

Sie bringen mit über 30 Jahren viel – auch höherklassige – Erfahrung mit, gehören nach Einsatzminuten in der Hinrunde zu der Top-Fünf im VfL-Kader, bekleiden zentrale Positionen und beeindrucken dort nicht nur mit fußballerischen Qualitäten am Ball, im Zweikampf und im Antizipationsvermögen. Sondern sie beeindrucken auch mit Ausstrahlung: Auf Mitspieler, die sie sicherer machen und auf Gegner, die sich zögerlicher und mit mehr Respekt im Zweikampf nähern.

Jannik Müller (1616 Drittliga-Minuten, 18 Mal Startelf) als zentraler Mann in der Dreierkette, der nur einmal gelbgesperrt fehlte, und Bjarke Jacobsen (1572 Minuten, 17 Mal Startelf, drei Tore, eine Vorlage) als Kontante im kompakten VfL-Mittelfeld, die nur zu Saisonbeginn in der Anfangsformation fehlte wegen Nachwirkungen einer alten Verletzung. Sie sind auch die einzigen beiden Feldspieler, die einen Kicker-Notenschnitt von besser als 3,0 vorweisen können: Müller liegt bei 2,83, Jacobsen bei 2,94.

Die Säulen

Spieler, die zwar nicht immer die Sterne vom Himmel spielen, aber eigentlich jedesmal verlässlich ein gewisses Drittliga-Level abliefern und deshalb wichtig für die Mannschaft sind: Von dieser Kategorie hat der VfL in dieser Saison einige Akteure. Angefangen bei Torwart Lukas Jonsson (1710 Minuten, 19 Mal Startelf), der keine einzige Drittliga-Minute verpasste. Der Schwede spielt manchmal unorthodox, hat seine Schwächen bei hohen Bällen, gibt aber dem Team viel Ruhe und holte mit starken Paraden auf der Linie einige Punkte.

Verlässlich agieren trotz einer kleinen Formdelle am Ende auch der nach Einsatzzeiten beste Feldspieler Patrick Kammerbauer (1707 Minuten, 19 Mal Startelf, zwei Tore, drei Vorlagen) auf der rechten Schiene sowie die Innenverteidiger Robin Fabinski (1293 Minuten, 14 Mal Startelf) und Niklas Wiemann (1099 Minuten, 13 Mal Startelf, ein Tor), die lediglich von Krankheiten und Verletzungen kurzzeitig ausgebremst wurden.

Und dazu kann man nach der Hinrunde von zwei Säulenspielern in der Offensive sprechen: Kreativspieler Lars Kehl (1547 Minuten, 19 Mal Startelf, vier Tore, sechs Vorlagen) und Mittelstürmer Robin Meißner (1444 Minuten, 17 Mal Startelf, fünf Tore, drei Vorlagen), der erst zum dritten Spieltag nach Osnabrück wechselte, seither aber immer in der ersten Elf stand.

Wichtige Spieler

Acht Startelf-Plätze waren somit meist vergeben an wichtige Säulen – offen war am häufigsten die Besetzung der zweiten Position auf der Sechs, jene auf der linken Schiene und die auf der Position neben Kehl hinter der Sturmspitze. Auf der Sechs hatte zumeist und vor allem zuletzt Fridolin Wagner (1064 Minuten, zwölfmal Startelf, ein Tor, eine Vorlage) die Nase vorn – als einziger Spieler abseits der Anker und Säulen mit über 1000 Minuten Einsatzzeit in der Vorrunde. Seit November kaum noch Spielzeit erhielt dort Bryan Henning (472 Minuten, fünfmal Startelf), dafür aber Eigengewächs Kevin Wiethaup (382 Minuten, viermal Startelf), der erst zum Hinrundenfinale wieder fehlte.

Auf der linken Bahn ist im Saisonverlauf aus einem Zweikampf ein Dreikampf geworden: Frederik Christensen (894 Minuten, neunmal Startelf, zwei Tore, zwei Vorlagen) hatte zunächst klar die Nase vorn, fehlte dann allerdings einige Wochen und kam vor der Winterpause nicht mehr so richtig in Schwung. Herausforderer Kevin Schumacher (597 Minuten, achtmal Startelf, eine Vorlage) nutzte zunächst seine Chance, ehe gegen Ende der Hinrunde Tony Lesueur (476 Minuten, fünfmal Startelf, ein Tor, zwei Vorlagen) seine Chance durchaus nutzen konnte.

Lesueur hatte auch Einsatzzeiten auf der rechten Schiene sowie auf der Position neben Kehl – genau wie Ismail Badjie (383 Minuten, dreimal Startelf, vier Tore). Jene beiden Spieler bringen mit ihrem Tempo auch in Dribblings eine spezielle Stärke in den Osnabrücker Kader ein. Am häufigsten neben Kehl gespielt hat aber nach einer Schwächeperiode zu Saisonbeginn David Kopacz (730 Minuten, zehnmal Startelf, drei Tore, eine Vorlage). Überraschenderweise schneidet der Deutsch-Pole nach geholten Punkten mit dem Team bei eigener Einsatzzeit am schlechtesten unter den Spielern mit relevanter Einsatzzeit (1,25) ab.

Am Besten hier: Theo Janotta (366 Minuten, viermal Startelf, 2,17 Punkte pro Spiel), der stets ablieferte, als er in der Innenverteidigung gefragt war. Mit leichten Abstrichen trifft das auch auf Yigit Karademir (758 Minuten, achtmal Startelf) zu – allerdings hat der 21-Jährige seinen Stammplatz aus der ersten Saisonhälfte inzwischen eingebüßt.

Ergänzungsspieler

Abseits der bisher genannten 18 Akteure erhielt kein weiterer VfL-Spieler in der Hinrunde mehr als 350 Minuten Spielzeit. Am Auffälligsten aus diesem Kreis war Bernd Riesselmann (190 Minuten, ein Mal Startelf) unterwegs, der mit zwei Vorlagen zumindest zwei Scorerpunkte einsammeln konnte, was ansonsten niemandem aus diesem Kreis gelang. Gemessen an ihren eigenen Ansprüchen und ihrer bisherigen Vita darf man deshalb vielleicht die Offensivspieler Kai Pröger (214 Minuten, ein Mal Startelf) und Luc Ihorst (241 Minuten, zweimal Startelf) als die größten Enttäuschungen in der bisherigen Saison bezeichnen.

Dennoch dürften, mehr als diese beiden und abseits vom weiter freudig kickenden Routinier Robert Tesche (zwei Minuten), andere Spieler als erste Optionen für Abgänge im Winter infrage kommen: Stürmer Nikky Goguadze etwa (58 Minuten, ein Mal Startelf) oder Rechtsverteidiger Bashkim Ajdini (keine Einsatzzeit). Nicht eingesetzt wurden zudem Niklas Sauter und Mats Remberg als weitere Keeper – das Torwartteam wird allerdings recht sicher in dieser Besetzung weiterarbeiten.

Und nun?

Zeichnet sich die Leihe von Mittelstürmer Julian Kania immer mehr ab. Zu hören ist, dass der Stürmer, der in der vergangenen Saison 14 Tore und eine Vorlage zum Aufstieg bei Arminia Bielefeld beitrug, in der 2. Bundesliga aber nicht über den Status eines Ergänzungsspielers hinauskommt, wieder öfter auf dem Platz stehen und eine Säule des Teams sein möchte. Seine Berater sind Leonard Ahlrichs und Maximilian Zimmer von der Agentur SBE Management, die auch Janotta sowie einige Ex-VfLer wie Etienne Amenyido und Sven Köhler vertritt. Ahlrich stammt dazu aus Osnabrück, sodass die Drähte kurz sind.

Julian Kania von Arminia Bielefeld beim Kopfball (links).
Foto: IMAGO/Max Maiwald

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Schon im Sommer soll der VfL übrigens kurz bei Kania angeklopft haben: Damals wollte es der 24-Jährige aber unbedingt mit Bielefeld in der 2. Bundesliga wissen und war für die Lila-Weißen deutlich außer Reichweite. Seit sich allerdings der Ex-Münsteraner Joel Grodowski zur klaren Nummer eins im Sturm der Bielefelder gemausert hat, haben sich die Vorzeichen etwas geändert – zumal man hört, dass die Arminia im Winter in Semir Telalovic vom 1. FC Nürnberg einen weiteren Stürmer verpflichten will.

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