Was lernen Schüler heute noch über die DDR? Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, die sich 1998 gründete, hat das Thema „Weihnachten in der DDR“ intensiv untersucht. Seit 2003 stellte sie Geschichtslehrern Unterrichtsmaterial zur Verfügung, um ihnen die Vermittlung der Ergebnisse der Stiftung an Schüler der fünften bis zehnten Klasse zu erleichtern. Dieses Material behandelte unter anderem die Themen „Wunschzettel in der Planwirtschaft“ und „Kirche und Religion in der DDR“. Laut Website bietet die Stiftung dieses Material inzwischen jedoch nicht mehr an.
Lesen Sie auch: Diese Produkte waren schon in der DDR ein Renner und sind es noch heute
Arbeitskollegen feierten am Vormittag
Im sozialistischen System der DDR, so wurde den Schülern vermittelt, spielte das christliche Weihnachten keine Rolle. Die Menschen sollten am 24. Dezember anstelle der Geburt Jesu Christi ein unreligiöses Familienfest feiern, wie aus dem Stiftungsmaterial hervorgeht. Der Heilige Abend galt als normaler Arbeitstag, an dem viele Geschäfte nur bis mittags öffneten. In den Betrieben arbeiteten die Angestellten kaum, sondern kamen stattdessen zu einer gemeinsamen Feier im „Arbeitskollektiv“ zusammen. Anschließend verbrachten die meisten den Abend im Kreis ihrer Familie. Der Gang zur Kirche blieb für die Mehrheit der Bevölkerung unüblich, heißt es dort.
++ DDR-Entwickler des Multiboy: Wir wollten besser als Moulinex und Braun sein ++
Freude über „Westpaket“
Empfohlene Artikel
Christliche Begriffe wurden durch offizielle Sprachregelungen ersetzt, so wurde etwa das „Weihnachtsgeld“ zur „Jahresendprämie“ und die „Weihnachtsfeier“ zur „Jahresendfeier“. Auch die mangelhafte Versorgungslage wurde zu Weihnachten besonders deutlich. Familien mit Verwandten in der Bundesrepublik Deutschland freuten sich deshalb über das „Westpaket“, das oft begehrte Produkte enthielt, die in der DDR schwer oder nur in minderer Qualität erhältlich waren. Dazu zählten vor allem Südfrüchte, Bohnenkaffee, Süßigkeiten und Kleidung. Auf der Suche nach Spielzeug und Fahrrädern als Weihnachtsgeschenke für Kinder waren viele Eltern wochenlang erfolglos unterwegs, heißt es im Einführungstext zum angebotenen Unterrichtsmaterial der Stiftung.
Die Unterrichtseinheit beleuchtete verschiedene Aspekte der Bedeutung von Weihnachten in der DDR – von der Alltagsgeschichte über das Verhältnis zur Religion bis hin zur Mangelwirtschaft.
Auch interessant: Im Test: Kann dieses Kultgerät aus DDR-Zeiten heute noch überzeugen?
Empfohlene Artikel