Im Fall des jungen Box-Talents Abdelkader Selmi, dem die unmittelbare Abschiebung droht, hat sich nun der Arbeitgeber an Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) gewandt und um Hilfe gebeten. Selmi absolviert eine Lehre als Rohrleitungsbauer bei der Südwestdeutschen Rohrleitungsbau GmbH, die für ihre Gesellschafter Entega, Mainova und Hochtief die Rohre für Gas, Wasser, Fernwärme oder Kabelleitungen verlegt. Der Chef des jungen Algeriers, Dirk Heesen, hatte darauf gesetzt, dass der 21 Jahre alte, gut integrierte Mann eine Ausbildungsduldung erhalten würde. Sie wird abgelehnten Asylbewerbern gewährt, die sich nichts zuschulden kommen lassen und einen Ausbildungsbetrieb gefunden haben.
Heesen lobt in seinem Brief an Josef auch Selmis sportliches Engagement als Boxer, das seinen bisherigen Höhepunkt in einem Titelgewinn für die Eintracht fand: Selmi „darf sich nun zwar Deutscher U-22-Meister (2023) nennen, ist in Deutschland jedoch nicht erwünscht“.
Der Hessische Landtag hatte zuletzt eine Petition zur weiteren Duldung Abdelkader Selmis abgelehnt. Heesen schreibt in seinem Brief: „Wir sind enttäuscht, wieder einmal von der Politik im Stich gelassen worden zu sein.“ Das Unternehmen kämpfe jeden Tag gegen den Fachkräftemangel, der in der Branche deutlich zu spüren sei. Der politisch geforderte Ausbau der unterirdischen Infrastruktur in den Bereichen Energie, Wasser, Fernwärme und Telekommunikation werde ohne qualifizierte Fachkräfte nicht umzusetzen sein. „Gleichzeitig werden Betriebe, die ausbilden wollen und Verantwortung übernehmen, durch bürokratische Hürden entmutigt und faktisch daran gehindert, ihren Beitrag zu leisten.“
Weiter heißt es in dem Brief: „In der Praxis erleben wir immer wieder, dass genau diejenigen jungen Menschen, die bereit und hochmotiviert sind, einen anerkannten deutschen Facharbeiterabschluss zu erwerben, durch behördliche Entscheidungen ausgebremst oder vollständig blockiert werden.“
Der Brief an den Oberbürgermeister, der von mehreren leitenden Mitarbeitern der Südwestdeutschen Rohrleitungsbau GmbH unterschrieben ist, endet mit dem Appell, Josef möge sich nicht nur für den Verbleib von Abdelkader Selmi einsetzen, sondern auch für eine Vereinfachung der Asylverfahren für junge Auszubildende auf politischer Ebene.