Das hier ist eine Liebeserklärung. Für einen Film, der innerhalb seiner Reihe unverschämt spät kam und noch wesentlich unverschämter Dinge auf den Kopf stellte. Doch dabei lieferte er ein Endzeitepos und Horrormanifest, mit dem kein anderer Genrevertreter dieses Jahr mithalten konnte.

28 Years Later überraschte schon mit seinem gänsehautverdächtigen Trailer. Und dann hielt er auch noch alles, was er atmosphärisch versprach. Ein Highlight, das für die bescheidene Verfasserin dieses Tipps nach nur einer Nacht, in der er sich geistig bei ihr setzen konnte, zum uneingeschränkten Lieblingsfilm 2025 wurde. Bei Netflix ist er seit wenigen Tagen endlich für alle leicht im Streaming zugänglich.

28 Years Later bei Netflix führt die Geschichte von 28 Days Later aus ganz neuer Perspektive fort

28 Jahre ist es her, dass das Wut-Virus sich in Großbritannien ausbreitete und diesen Teil der Erde in eine Hölle auf Erden verwandelte. Inzwischen ist diese Hölle völlig vom Rest der Welt abgeschnitten und hat sich zu einem eigenen kleinen Kosmos entwickelt. Infizierte suchen die sattgrünen Wiesen und Wälder heim wie Dämonen das Paradies.

Nur wenige versprengte Siedlungen von Menschen haben die Zeit überdauert. Eine davon ist Spikes (Alfie Williams) Heimat. Er lebt mit seinem toughen Vater Jamie (Aaron Taylor-Johnson) und seiner kranken Mutter Isla (Jodie Comer) auf einer kleinen Insel, wo sich fast so etwas wie eine normale Gesellschaft gebildet hat. Infizierte schaffen es nicht durch die Meerenge, die die Insel vom Festland trennt.

Als Spike alt genug ist, nimmt Jamie ihn mit auf besagtes Festland, damit er lernt, zu jagen und sich gegen Infizierte zur Wehr zu setzen. Doch was Spike dort erlebt und vor allem erfährt, soll seine ganze Welt auf den Kopf stellen und alles verändern.

28 Years Later ist der beeindruckendste Horrorfilm des Jahres 2025 – und zugleich der berührendste

An 28 Years Later schieden sich ganz schön die Geister. Das überrascht nicht, überlegt man kurz, welche Erwartungshaltung im Infizierten-Genre entstehen kann. Viele erhofften sich puren Survival-Horror, adrenalingeladene Hetzjagden, möglichst viel Blutvergießen oder atemlose Spannung ohne Pause. Doch Danny Boyle und Alex Garland wollten mehr für diese Fortsetzung. Und ich bin ihnen sehr dankbar dafür.

Das Geniale ist: All das oben genannte liefert 28 Years Later. Erbarmungslos, schonungslos, außergewöhnlich inszeniert und so brutal, dass es sich in die Netzhäute brennt. Doch dann wandelt sich der Film zu etwas, das ganz anders unter die Haut geht. Mit einem Mal geht es nicht nur um das Überleben – sondern um das Leben, wenn man vom Tod umgeben ist.

Durch den vielleicht stärksten Charakter des Filmjahres stellt 28 Years Later Fragen darüber, wie man in dieser toten Welt menschlich bleiben kann. Wie – und vor allem ob – wir Schönheit, Empathie und Hoffnung bewahren können. Die Antworten, die der Film liefert, rühren zu Tränen. Besonders im manchmal hoffnungslosen Jahr 2025.

Und genau das ist so viel bedeutungsvoller als noch ein paar Verfolgungsjagden mehr. Als noch mehr Action. Das ist etwas, das uns nähren kann, wenn die Tage dunkel werden. Wer also gleichzeitig absoluten Infizierten-Horror und herzzerreißende Menschlichkeit erleben will, sollte jetzt bei Netflix vorbeischauen und endlich 28 Years Later nachholen.